Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Wieder daheim

Schafschoad in Zams

Traditionell fand am Vortag des Zammer Kirchtags die Schafschoad statt. Die Tiere, die den Almsommer im Gebiet des Passeiertals verbracht hatten, kehrten in die heimischen Ställe zurück. Wie jedes Jahr fand die Schafschoad ihren gemütlichen Ausklang im Agrar-Gebäude in der Reasa in Zams.
27. September 2022 | von Von Alfred Plankensteiner
Wieder daheim<br />
Schon fast im Tal: die Schafe am Weg unterhalb des Burschls RS-Foto: Plankensteiner
Von Alfred Plankensteiner

Die Schafzucht hat auch hierzulande eine lange Tradition: Die Tiere waren und sind Lieferanten von Fleisch, Milch und Wolle. Vom Schaf- und Ziegenzuchtverein Zams und Umgebung wurden heuer im Mai von 17 Bauern rund 300 Schafe aufgetrieben. Kürzlich sind sie wieder in ihre Ställe zurückgekehrt. Der Auftrieb auf die Gedingstattalmen im Passeiertal findet traditionell im Mai statt, jedoch werden die Tiere heutzutage mit Fahrzeugen gebracht. Zuvor musste der, je nach Wetter- und Schneelage, auch heute noch beschwerliche Weg zu Fuß bewältigt werden. Der Almabtrieb, die „Schafschoad“, findet jedoch wie eh und je statt und fällt immer auf den Donnerstag vor dem Zammer Kirchtag (3. Sonntag im September). Noch in den 1940er-Jahren wurden über 1000 Schafe gehütet. „Franz Raich und Serafin Scheiber waren langjährige Hirten und sind auch heute noch ein Begriff“, weiß Hermann Hammerl.

WIEDERBELEBT. Die Schafzucht habe in den Nachkriegsjahren immer mehr an Bedeutung verloren, 1971 seien nur noch 65 Schafe aufgetrieben worden. Die Schafzucht hatte somit in Zams so gut wie keine Bedeutung mehr. Mit dem Rückgang der Bedeutung der Landwirtschaft im Allgemeinen und der Zunahme der Nebenerwerbsbauern und dem damit einhergehenden Strukturwandel in den 1980er-Jahren gewann die Schafzucht in der Region laut Hammerl wieder mehr Bedeutung: Viele steile und schwierig zu bewirtschaftende Grundstücke wurden als Schafhut genutzt, damit die Flächen nicht gänzlich verfallen. So kam es dann, dass 1988 der Schaf- und Ziegenzuchtverein in Zams gegründet wurde. Obmann war schon damals Hermann Hammerl. Schon ein Jahr später wurden dann nach 18-jähriger Pause wieder 120 Tiere auf die Alm aufgetrieben. Die verfallene „Schaferhütte“ am Schafgufel wurde 1990 renoviert bzw. neu errichtet.

DREI TAGE UNTERWEGS. Der heurige Almabtrieb begann nach diversen Vorbereitungen wie immer am Donnerstag. Acht Treiber und Hund Leo begannen die Tiere in Höhen von 1500 bis 2500 Metern zusammenzutreiben und im Passeierboden in einer Koppel zu sammeln. Gefährlich und anspruchsvoll ist der Weg auf seiner gesamten Länge, doch die sogenannte Schafscharte auf knapp 2600 Metern gehört am Freitag immer zu den Schlüsselstellen. Es galt einen Anstieg von rund 1000 Metern und einen Abstieg von ca. 900 Metern zu absolvieren. Trotz des frühen Wintereinbruchs konnten die Tiere noch ohne Schnee überwechseln. Am Samstag ging es dann nur noch bergab und dem E5 entlang bis zur Reasa in Zams, wo die Tiere von ihren Besitzern schon erwartet, herausgesucht und für den Heimtransport verladen wurden. Einen kleinen Einblick erhält man auf YouTube (Suchgebriff: Schaftrieb über die Schafscharte).

BALD AUCH EIN THEMA. Lämmer wurden während des Almsommers wenige geboren. Wie Hammerl erklärt, sei dies auch erwünscht und bewusst so gesteuert, weil man damit verhindern will, dass Tiere z.B. dem Steinadler zum Opfer fallen. Weniger einfach sei es mit dem Wolf: „Derzeit sind in dem Almengebiet noch keine Wölfe nachgewiesen, doch in ein, zwei Jahren wird das anders sein und dann sehe ich den Almbetrieb in Gefahr, weil die propagierten Schutzmaßnahmen schwierig zu handhaben und auch grundsätzlich problematisch sind.“ Hammerl sagt in diesem Zusammenhang außerdem: „Auch der Tourismus und letztlich die Menschen im Tal werden über kurz oder lang ein Problem bekommen, wenn man nicht angemessen gegensteuert.“ Denn wenngleich der Lebens- und Wohnraum durch die bäuerliche Bewirtschaftung geschaffen wurde, ist dies vielen Menschen heute nicht mehr bewusst – die Landwirtschaft an sich hat in den letzten Jahrzehnten im Hinblick auf das wirtschaftliche Überleben in der Region deutlich an Bedeutung verloren.
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Besonders in unwegsamem Gelände beweist Hirtenhund Leo (Bildrand unten links) sein Können. RS-Foto: Plankensteiner
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Nach drei anstrengenden Tagen das Ziel im Auge RS-Foto: Plankensteiner
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Simon Vonstadl mit Hütehund Leo war bereits zum sechsten Mal mit von der Partie. RS-Foto: Plankensteiner

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