Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Alpinunfälle sind an der Tagesordnung

14. Jänner 2020 | von Nina Zacke
Alpinunfälle sind an der Tagesordnung
Im Herbst des vergangenen Jahres wurde der in Telfs wohnhafte AbtInsp. Jörg Randl zum neuen Leiter der alpinen Einsatzgruppe Innsbruck (Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land) bestellt. RS-Foto: Hackl

Jörg Randl, Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Innsbruck, zieht für die RUNDSCHAU eine erste saisonale Zwischenbilanz


Bei roter Skikleidung denken die meisten an einen Skilehrer, aber auch die Alpinpolizei trägt Rot und nicht Blau wie im Straßenverkehr. Die Alpine Einsatzgruppe Innsbruck (Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land) wird von dem in Telfs wohnhaften Jörg Randl geleitet. Er und sein 22-köpfiges Team kümmern sich um alle Unfälle abseits des Straßenwegnetzes bzw. um jene in den Bergen. Für die RUNDSCHAU zog Randl eine erste Zwischenbilanz der laufenden Saison, deren Beginn durch den 1. November markiert wird. Seit Anfang November bis zum 6. Jänner verunfallten in der Region 119 Personen. Tirolweit sind im selben Zeitraum 628 Verunfallte zu verzeichnen.

Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit in den Bergen. Die Gefahren am Berg sind zu jeder Jahreszeit groß, dennoch sind die Unfallzahlen im Jahresdurchschnitt tendenziell gleichbleibend. Aus der Auswertung bezüglich Unfallereignissen in den Skigebieten am Seefelder-Plateau geht beispielsweise sogar hervor, dass im besagten Zeitraum ein leichter Rückgang zum Vergleichszeitraum im Vorjahr zu verzeichnen ist. Die 119 verunfallten Personen aus der Region Innsbruck bedeuten zugleich rund 60 pro Monat bzw. zwei pro Tag, wobei 57 davon dem gesicherten Pistenbereich und 32 dem freien Bereich zuzuordnen sind. Spitzenreiter sind Kollisionsunfälle im beschilderten Skigebiet. „Erstaunlicherweise ist es oft so, dass an stark frequentierten Skitagen weniger passiert. Es scheint so als würden die Leute dann umsichtiger fahren und vermutlich spielt hierbei auch das zwangsweise gedrosselte Tempo eine Rolle“, berichtet Randl. 

SUCHAKTIONEN ALS HERAUSFORDERUNG. Eine große Herausforderung stellen laut Randl Suchaktionen dar. Sie können nur in Kooperation mit Bergrettung, Feuerwehr und Co abgewickelt werden. 1999 in Galtür war zudem die Hilfe des Bundesheers notwendig. „Sucheinsätze bedeuten generell einen hohen Aufwand. Bei einer Unfallbefürchtung wird die gesamte Rettungskette in Gang gesetzt. Manchmal stellt sich dann aber heraus, dass jene Person,  die um 15 Uhr das letzte Mal gesehen wurde, lediglich in einer Après-Ski-Bar feiert“, so Randl, der an Skifahrer appelliert, weitläufig zu denken – sich an die vereinbarten Uhrzeiten bzw. Treffpunkte mit Bekannten zu halten und sich im Fall einer Planänderung telefonisch zu melden. „Nicht nur ein starker, sondern auch ein schneearmer Winter, wie wir ihn aktuell erleben, birgt Gefahren. Mehr Schnee bedeutet nicht zwangsläufig mehr Lawinen. Heuer haben wir wenig Schnee, dafür jedoch viel Wind und der ist bekanntlich der Baumeister von Lawinen“, erklärt Randl. Auch auf den Pisten geht ein schneearmer Winter mit speziellen Gefahren einher. „Wenig Schnee bedeutet, dass in den Skigebieten in niedrigeren Tallagen nahezu kein Sturzraum vorhanden ist. Durch den fehlenden Tiefschnee gibt es am Pistenrand keinen Puffer und die Pisten selbst sind zudem sehr hart. 

TOURENPLANUNG UND VARIANTENABFAHRTEN. „Die Tourenplanung ist ein elementarer Punkt, damit steht und fällt alles. Die aktuellen Wetter- und Schneeverhältnisse müssen berücksichtigt werden und verlangen nach situationsangepasstem Agieren. Zudem sollte immer die Standortfreigabe des Handys aktiviert werden und/oder bei einem Angehörigen sollten die Zugangsdaten für den Gmail-Account hinterlegt und konkrete Ziele bekanntgegeben werden. Dadurch kann im Fall des Falles schneller und punktueller gesucht werden“, weiß Randl. Wichtig sei nicht nur die richtige Ausrüstung, sondern auch das Wissen um deren sachgemäßen Gebrauch. Die Bergrettung selbst ist rund um die Uhr unter der 140 zu erreichen, es kann aber auch europaweit die Notrufnummer 112 genutzt werden. „Es wäre auf jeden Fall hilfreich, wenn Tourengeher auch Negativlawinen melden würden. Gemeint ist damit, dass zwar eine Lawine ausgelöst, aber niemand verschüttet wurde. Somit läuft kein unnötiger Rettungseinsatz an, was wiederum Ressourcen und Kosten spart.“ „Mir ist es ein Anliegen, dass sich die Leute nicht vor der Alpinpolizei fürchten. Es geht lediglich darum, Unfallursachen sachlich bzw. objektiv aufzuarbeiten und nicht darum, einen Schuldigen zu finden. In den Bergen spielen Naturgewalten eine große Rolle. Manche Dinge passieren einfach“, so Randl abschließend.

Von Beatrice Hackl

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben