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„Auf unsere Träume zugehen“

1. Oktober 2019 | von Nina Zacke
„Auf unsere Träume zugehen“
„Wir haben die Berufung, frei zu leben, aber sind immer beschäftigt“: Beata Widmann aus Bad Goisern war zu Gast beim ökumenischen Frauenfrühstück im VZ Breitenwang. 100 Frauen hörten ihren Impulsen interessiert zu. RS-Foto: Gerrmann

Ökumenisches Frauenfrühstück befasste sich mit der Macht der Gewohnheit


Wie groß ist der wirkliche Entscheidungsspielraum des Menschen? Wenn die Hirnforscher, auf die sich Beata Widmann vom Bibellesebund Österreich beruft, Recht haben, dann allenfalls zehn Prozent: „90 Prozent sind vorbestimmt durch Erfahrungen.“ Am Samstag war die Bad Goisernerin zu Gast beim ökumenischen Frauenfrühstück im VZ Breitenwang.

Von Jürgen Gerrmann

Mit Anne Stieger, Brigitte Moritz, Hannelore Gebhard, Claudia Kätzler, Gertraud Gleffe-Martinz, Silvia Schindl, Burgi Urschitz und Cornelia Josi ist das Vorbereitungsteam mit Frauen aus katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden ökumenisch bunt besetzt. Und bunt ist auch die Reihe der Referentinnen, die mit ihren Impulsen die morgendliche Runde, die zweimal im Jahr zusammenkommt, bereichern.
Beata Widmann stammt aus dem freikirchlichen Spektrum, und so war ihr Vortrag bei der 14. Auflage auch unverkennbar von dem dort so wichtigen persönlichen Zeugnis geprägt. Obwohl sich da natürlich jede(r) wiederzuerkennen vermochte – denn, wer hat noch nie der „Macht der Gewohnheit“ (so der Titel des Referats) Tribut zollen müssen?
„Von klein auf ist unser Denken und Verhalten geprägt“, machte sie dabei bewusst. Was man im jungen Alter erlebt habe, das schwinge quasi immer im Inneren mit.
DIE MACHT EINES SATZES

Schon Kinder seien Machtstrukturen ausgesetzt: In der Familie bedürfe es zwar der Führung und Anleitung, aber andererseits gebe es in der Elternschaft auch viele Fehler. In der Schule gehe es bereits um die Frage „Wer ist der Stärkere?“ Am Arbeitsplatz könne es dann auch Schutz bedeuten, sich in eine Struktur einzufügen. Sätze wie „Du taugst nichts!“ setzten sich da bereits in der Kindheit ganz tief fest und entfalteten eine gewaltige Macht – oft übers ganze Leben eines Menschen hinweg. „Es ist schon schade“, klagte Beata Widmann: „Wir sind berufen zum Leben – aber wie oft werden wir gelebt?!“
Gewohnheiten seien anfangs wie Spinnweben, könnten aber mit den Jahren zu Drahtseilen werden. Viele sähen das Leben, das sie gern führen würden, wie hinter einem Gartenzaun: „Aber wir finden alle möglichen Gründe, das Tor nicht aufzumachen. Wir sind wie festgewurzelt und schaffen es nicht, uns zu ändern und auf unsere Träume zuzugehen.“
Ihr selbst ist der Ausbruch aus dem Hamsterrad und dem Teufelskreis, in denen sie gefangen schien, durch die Beschäftigung mit der Bibel geglückt. Nicht zuletzt das Wort „Gnade“ habe sie dabei tief berührt: „Das ist ein Freispruch, da will mir jemand Gutes tun.“

RAUS AUS DER GEWOHNHEiTSSCHLEIFE

Der amerikanische Journalist und Pulitzer-Preisträger Charles Duhigg weise zu Recht darauf hin, dass ein guter Vorsatz nicht ausreiche, sondern es einen schweren Kampf erfordere, der Gewohnheitsschleife zu entrinnen. Wichtig sei es dabei, den Auslösereiz zu erkennen und ihm etwas entgegenzusetzen. Eine Belohnung könne dabei eine Hilfe sein – und auch, sein Ziel zu erkennen. Sie selbst sei überzeugt: „Alles Böse wird besiegt, wenn ich Jesus in mein Herz lasse. Gott ist gut und will uns herausführen aus allen Verstrickungen. Diese Macht will uns zur Freiheit führen und bringt uns zum Leben.“ Übrigens: Das nächste ökumenische Frauenfrühstück findet am Samstag, 25. April nächsten Jahres statt.

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