Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Black.Ice“ – ausgeforscht

10. Dezember 2019 | von Nina Zacke
Cool as ice! Die Sparkling Kids bedankten sich bei allen, die das einzigartige Forschungsprojekt ermöglichten. RS-Fotos: Weber
Die Exkursion in die Natureishöhle am Hintertuxer Gletscher war die letzte Forschungsstation im Black.Ice-Projekt.
Der Spendenscheck für DEBRA konnte durch den Bilderverkauf und zusätzliche Spenden auf 750 Euro erhöht werden.
Bildergalerie Black.Ice-Projekt. RS-Fotos: Weber


Eiskaltes Forschungsprojekt nach zwei Jahren abgeschlossen


Nach den Forschungsarbeiten am Jamtalferner und im Geologischen Institut an der Uni Innsbruck hieß es in der vergangenen Woche für die Projektschüler der NMS Königsweg: Auf zur letzten Forschungsexkursion im Rahmen von „Black.Ice“!


Von Michaela Weber


Das zweijährige Forschungsprojekt „Black.Ice“ ging mit der Exkursion in den Eispalast am Hintertuxer Gletscher zu Ende. Das Forscherteam (Birgit Sattler, Sabrina Obwegeser, Klemens Weisleitner), Schüler und die Betreuungslehrerin Gerda Bubendorfer pflegen seit ihrer intensiven Zusammenarbeit während der vergangenen zwei Jahre ein vertrauensvolles Verhältnis. Auch Neo-Direktorin Myriam Koch steht seit der Nachfolge von Hanspeter Wagner voll hinter dem Projekt. Pädagoge Hannes Kirchebner musste man ebenfalls nicht lange bitten, als Betreuungsperson für die leider erkrankte Frau Bubendorfer zur Natureishöhle mitzufahren. 


Im Dunkeln stieg die Schultruppe in Reutte in den Bus. Mit zunehmender Helligkeit erwachten bei den Sparkling Kids auch langsam die Gemüter. Nach und nach wurden die Nachwuchsforscher aufgeregter. Die Vorfreude auf die bevorstehende Abschlussveranstaltung war spürbar – viele Ideen für die Abschlusspräsentation brachten die Kinder ein und feilten am Ablauf. 


Eisberg voraus.

Im vermeintlichen Skisack transportierten die Forscher Eisbohrer, Messinstrumente, Wasserschöpfer und einiges mehr in die Gondel. Mit dem Gletscherbus ging es in die Höhe. Das Ziel, die Gefrorene Wand, auf 3.250 Metern, lag im Sonnenschein. 30 Meter unter den Brettln der Skisportler, in unmittelbarer Nähe der Bergstation befindet sich die Eishöhle. Diesen Natureispalast entdeckte Roman Erler vor zwölf Jahren bei einer Gletscherführung. Eine Öffnung, nicht größer als eine Faust, stachelte Erlers Neugier an. Heute ist er Pächter der Höhle, die im Besitz der Österreichischen Bundesforste und des Natursports Tirol liegt. Nach der Sicherheitseinweisung, ausgerüstet mit Helm, gutem Schuhwerk und warmer Kleidung, erreichte die Gruppe in wenigen Gehminuten den Eingang zum Forscherschacht. 


Erlebnis.

Die Exkursion in die Natureishöhle am Hintertuxer Gletscher war die letzte Forschungsstation im Black.Ice-Projekt.

Der Besuch in der Gletscherspalte überstieg alle Erwartungen. Im vorderen Teil des Eistunnels grüßte das „Eiskalte Händchen“ von der Wand. Wenige Meter weiter streckte der „Tuxer Riese“ den Besuchern seine Füße entgegen. Der Sage nach bewegt sich der Gletscher seit dem Fall des Riesen in den Gletscherspalt nicht mehr. Über rutschfeste Matten und wellblechüberzogene Stufen erkundete die Gruppe durch mehrere Ebenen den Palast. Getoppt wurde der Ausflug ins Eis durch die überraschende Bootstour auf dem innenliegenden See (ca. 23 Meter Wassertiefe), die Wissenschaftlerin Birgit Sattler organisiert hatte. Mit einem Netz schöpfte Führer Paulo die oberflächlich gefrorene Schicht Wasser, das „Knusprige Eis“, ab. Paulo erwies sich als ausgezeichneter Skipper durch den Eistunnel, im „Pinguinmove“ watschelte die Gruppe ihm hinterher zur Eisrutsche. Die hungrigen Mägen der Forscher schlugen im Gehirn Alarm, Nahrungsaufnahme war angesagt. 


Lampenflora.

Der Spendenscheck für DEBRA konnte durch den Bilderverkauf und zusätzliche Spenden auf 750 Euro erhöht werden.

Nach der Mittagsbrotzeit vor dem Eispalast ging es ans Arbeiten. Zurück in der Eishöhle, wurden die Kids vom Forscherteam in Gruppen eingeteilt. Ein Trupp wurde mit Kratzern und Geräten zur Algengewinnung losgeschickt. Andere legten Hand am Eisbohrer an. USB-Mikroskop und Laptop wurden in Betrieb genommen. Algenwachstum ist durch den Lichteinfall (Höhlenbeleuchtung) möglich. Für Messungen vor Ort muss weniger Material entnommen werden, außerdem verändert sich der Fluoreszenzgrad (gibt Chlorophyllgehalt an) bei längerem Transport. Das Mikroskop über der Petrischale warf die Bilder auf den Laptop. Die verschiedenen Schichten, auf denen sich Algenwachstum ausbreitet, wurden sichtbar. Mit bleibenden – im wahrsten Sinne des Wortes – coolen Eindrücken machten sich die Jungforscher und die Wissenschaftlergruppe wieder auf den Weg ins Tal. Abschlusspräsentation. Am Montagabend präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse und schilderten den Gästen in schauspielerischen Einlagen eindrucksvoll ihre Erlebnisse. Die aufgestellten Plakatwände zeugten von der zweijährigen Forschungsarbeit. Fotos, Zeitungsartikel, Zeichnungen und Styroporgletscher wiesen auf das Forschungsprojekt hin. Projizierte Bilder wurden gekonnt und mit Witz in Reimform beschrieben. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigten die Schüler viele andere Talente. Musik, Schauspiel und Präsentation, vor allem aber die soziale Kompetenz war sicht- und spürbar. Einen Teil des Geldes aus dem Hauptpreis des Fotowettbewerbs übergaben Gerda Bubendorfer und ihre „Schmetterlinge“ Herrn Alois Egger aus Imst, der als Betroffener der Schmetterlingskrankheit (DEBRA), den Scheck in Höhe von 300 Euro für die Erforschung der Krankheit entgegennahm. Die Vielfältigkeit der Gletscher haben die Schüler fotografiert und ausgestellt. Verschiedene Motive waren auf den Leinwänden abgelichtet und standen erst zur Stimmwahl, dann zum Verkauf. Mit den zusätzlichen Spenden und dem Bilderverkauf konnte der Spendenscheck für DEBRA von 300 Euro auf 570 Euro aufgebessert werden. Selina Klotz gewann mit ihrem Foto einen Rucksack mit integrierter Solarzelle, praktisch für weitere Expeditionen. Schülern, der Projektbetreuerin, Eltern und Forschern war die Wehmut über das Ende der Zusammenarbeit anzumerken. Individualisierte Geschenke wurden ausgetauscht, die Gletschertorte für Frau Sattler war zum Dahinschmelzen. Die Wissenschaftler fanden darauf alle einen Platz mit ihrer Hauptbeschäftigung. 


Frau Bubendorfer lud die Nachwuchsforscher zu einer Pizzanacht in die Schule ein, sie wurde mit Schmetterlingen in allen möglichen Ausführungen von ihren Forscherkids und deren Eltern beschenkt. 


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