Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Bleib dahoam“ rettet Leben

31. März 2020 | von Daniel Haueis
„Bleib dahoam“ rettet Leben
LH Günther Platter: „Alle, die sich an die Regeln halten, helfen Leben zu retten.“ RS-Foto: Archiv

Erste Coronavirus-Todesopfer im Bezirk Landeck


 

Weit über 500 Landecker wurden bisher mit dem Coronavirus infiziert – inzwischen sind auch bereits Todesopfer zu beklagen. Die Ärzte im Oberland haben sich im Kampf gegen das Virus vernetzt.

 

Von Daniel Haueis

 

Am Sonntag der Vorwoche gab es in Tirol 942 Coronavirus-positive Testergebnisse, 272 davon betrafen den Bezirk Landeck. Sechs Tage später waren es 1.800 in Tirol und 534 in Landeck. Der Landecker Anteil ist mit knapp 30 Prozent der Tiroler Fälle also konstant geblieben, wiewohl er bei einem Bevökerungsanteil von etwa 6 Prozent natürlich unverhältnismäßig hoch ist. Es waren am Samstagabend bereits mehr als 100 dieser 534 Infizierten bereits wieder gesund, sodass vom Land im Bezirk Landeck 416 Infizierte angegeben wurden; am Sontagabend waren es dann 419 (Infizierte minus Gesundete). Aber dies gilt leider nicht für alle: Am Montag der Vorwoche gab das Land bekannt, dass ein erstes mögliches Coronavirus-Todesopfer im Bezirk zu beklagen ist: Ein 78-jähriger Hochrisikopatient verstarb in St. Anton infolge längerer Krankheit, aber unerwartet am 19. März zuhause. Ein nachträglich angeordner Coronavirus-Test brachte ein positives Ergebnis. Das Coronavirus könne als Mitursache des plötzlichen Ablebens nicht ausgeschlossen werden, berichtet Amtsarzt Dr. Karl Eckhart, ein ursächlicher Zusammenhang sei aber nicht feststellbar. Am 24. März wurde bekannt, dass zwei Coronavirus-Patienten im Krankenhaus Zams verstorben sind – beide waren bereits wegen schwerer Vorerkrankungen stationär aufgenommen worden. Im Zuge der Einlieferung ins Krankenhaus wurden sie positiv auf das Coronavirus getestet. Die Verstorbenen waren 77 und 89 Jahre alt. Am 27. März verstarb eine Landeckerin im Krankenhaus Zams, ebenfalls knapp 80 Jahre alt und mit Vorerkrankungen. Damit stammten Ende letzter Woche vier der neun Coronavirus-Todesopfer in Tirol aus dem Bezirk Landeck. Angesichts der Todesfälle sei an den Appell LH Günther Platters am Donnerstag erinnert: „Alle, die sich an die Regeln halten, helfen Leben zu retten.“

 

ÄRZTE VERNETZT. Das Krankenhaus St. Vinzenz und die Hausärzte im Oberland stehen über eine WhatsApp-Gruppe in ständigem Austausch, wie „St. Vinzenz“ auf seiner Homepage mitteilt. 34 Ärzte nutzen diese Möglichkeit der Kommunikation, die Zugriff auf neueste Erkenntnisse gewährleistet. Auch die Bettenkapazität, besonders im intensivmedizinischen Bereich, zählt zu den wichtigsten Informationen. Dr. Alois Süssenbacher: „Die niedergelassenen Kollegen sind eine wichtige Stütze in der Coronakrise. Sie entscheiden vorab, für welche PatientInnen ein Krankenhausbett erforderlich ist bzw. wer auch zu Hause bestmöglich versorgt werden kann.“ Die Praktiker entlasten so die Krankenhäuser. In „St. Vinzenz“ läuft der Betrieb gut: Die Mitarbeiter seien zwar einer hohen Belastung ausgesetzt, „sind jedoch top motiviert. Wir bieten Möglichkeiten der psychologischen Beratung hausintern an“, sagt Dipl.-KH-Bw. Bernhard Guggenbichler. Herausforderung neben den medizinischen Aspekten ist der Umgang mit Sorgen von Patienten und Angehörigen; in der Verwaltung ist es die Materialbeschaffung. Zu Wochenbeginn wurden in „Zams“ 59 positive Fälle behandelt, elf davon auf der Intensivstation. Acht Patienten wurden geheilt entlassen. Die Zusammenarbeit mit der „Notkrankenstation“ Medalp funktioniert laut Guggenbichler sehr gut.

 

FÜR ALLE DA SEIN. Den niedergelassenen Ärzten ist die umfassende Betreuung aller Patienten ein Anliegen – sie haben vorgesorgt: Corona-Verdachtsfälle können sich in den Infektionssprechstunden an die Mediziner wenden, für alle anderen Patienten mit dringendem Bedarf stehen die normalen Ordinationszeiten zur Verfügung. Bei Warnsignalen für ernsthafte Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall u. ä.) ermuntert Notarzt Dr. Manuel Maurer auf der Homepage des Krankenhauses Zams, sich zu melden: „Nehmen Sie auffällige Symptome ernst und wenden Sie sich umgehend an uns. An der Reaktionskette im medizinischen Ernstfall hat sich nichts geändert.“

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