Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das fotografische Gedächtnis des Bezirks

25. Feber 2020 | von Nina Zacke
Das fotografische Gedächtnis des Bezirks
Wolfgang Gritzner, Bewahrer des fotografischen Erbes der näheren Heimat RS-Foto: Pircher

Wolfgang Gritzner aus Fiss besitzt Tausende Negative


 

Beinahe 25000 Fotonegative nennt der Fisser Wolfgang Gritzner sein Eigen. Von den 1930er- bis in die 1980er-Jahre dokumentiert sein Archiv die Entwicklung des Bezirks.

 

Von Alois Pircher

 

1997, Gritzner unterstützte damals schon den Fisser Siegfried Krismer als Chronist, wurde das Archiv der Firma Foto Mathis verkauft. Für das Fisser Gemeindearchiv sollte er in Landeck nach Motiven vom Sonnenplateau Ausschau halten. 110 Bilder erwarb er für das Gemeindearchiv. 111 gefüllte Schubladen mit Aufnahmen aus dem Bezirk Landeck, dem Pitztal, dem Ötztal, dem Lechtal und dem Vorarlberger Arlberggebiet standen weiters zum Verkauf. Gritzner machte ein Angebot für den gesamten Schatz und vergaß die ganze Angelegenheit. Beinahe ein Jahr später war er Besitzer der ganzen Sammlung. Ein gutes Drittel der Bildobjekte ist auf Glasplatten, der Rest auf Cellophan abgelichtet. Seit nunmehr 20 Jahren ist sein Archiv die Anlaufstelle für alle Chronisten, Heimatforscher und an alten Bildern interessierte Oberländer. Die Aufnahmen sind in bester Qualität gemacht worden, die Auflösung ist sensationell, dies ist dem großen Format der Negative geschuldet, erklärt Gritzner.

 

SOZIALE VERANTWORTUNG. Gritzner hatte keine leichten Kinderjahre: 1960 in Kärnten geboren, ließen sich die Eltern bald nach seiner Geburt scheiden. Zusammen mit seinen drei Brüdern wurde er seiner Mutter zugesprochen, aber diese fühlte sich der Verantwortung nicht gewachsen und die Kinder kamen in das Kinderheim Treffen am Ossiacher See. Es wurde von den Barmherzigen Schwestern aus Zams geleitet, und Schwester Johanna Schwab aus Landeck wurde die Bezugsperson der vier Brüder. In den 1960er-Jahren verschlug es seinen Vater nach Pfunds, dort heiratete er wieder. Nun konnte er seine Kinder zu sich holen. So wurde aus dem kleinen Wolfgang ein Pfundser und das Oberland seine Heimat. Die Liebe verschlug den nunmehrigen zweifachen Familienvater später nach Fiss, wo er heute lebt. Der Kontakt zu Schwester Johanna, die später in einem Kinderheim im Kosovo arbeitete, riss aber nie ab, immer wieder besuchte sie ihre Tiroler Buabn.

 

HILFE FÜR KINDER IM KOSOVO. Ihm ging es eigentlich immer gut, stellt Gritzner fest. Nachdem ihm Schwester Johanna von dem Elend dort erzählt hatte, war es für ihn klar, die Kinder im Kosovo zu unterstützen. Hier kommt wieder sein großes Fotoarchiv ins Spiel. Von besonderen Fisser Motiven ließ er Briefmarken und Ansichtskarten anfertigen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf konnte er Schwester Johanna mit über 11.000 Euro unterstützen. Nicht unerwähnt möchte er die Unterstützung von Franz Patscheider (Sport Patscheider Serfaus) lassen. Schwester Johanna verbringt nun ihren Lebensabend bei ihrem Neffen, dem Pfarrer von Steeg, im Lechtal. Sie ist mittlerweile hoch in den Achtzigern. Gritzner besucht immer wieder die Frau, die in seiner frühesten Kindheit seine prägende Bezugsperson war.

Ein Karton mit den Negativen aus dem Archiv RS-Foto: Pircher


Register von Fotograf Mathis von seinem Archiv RS-Foto: Pircher

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