Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Geld mag es dunkel

23. Juli 2019 | von Sabine Schretter
Das Geld mag es dunkel

Liebe Freunde finanzieller Zuwendungen!


Die Österreicher sind ein spendenfreudiges Volk. Sie teilen grundsätzlich ihren Reichtum gerne mit den Armen. Dies beweisen sie alljährlich vor Weihnachten bei der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“, die regelmäßig Millionen für Hilfsbedürftige einbringt. Doch hierzulande werden nicht nur die Benachteiligten unterstützt. Einer langjährigen Tradition folgend, griffen Unternehmer stets auch in die Taschen ihrer Spendierhosen, um politischen Parteien finanziell unter die Arme zu greifen. Damit ist jetzt Schluss. Das Parlament hat beschlossen, dass derartige Liebesbezeugungen klar geregelt und limitiert werden. Auf den Punkt gebracht: Jetzt kommt erst die Moral und dann erst das Fressen! Entspricht ja auch alles ein bisschen dem Trend der Zeit. Heutzutage muss alles – vom System bis zu den Menschen – in erster Linie schlank sein. Und da liegt die gute alte Anfütterung eben längst nicht mehr im Trend. So gesehen, machen wir Österreicher ja kollektiv eine gute Figur. Es ist wie im Sport. Es zählt nur die Leistung. Das Abgespeckte ist ranker und schneller, fitter und gewinnversprechender. Und weil den Siegern nichts geschenkt wird, hat alles seinen Preis. Selbst ein Niki Lauda, der zu Lebzeiten mehr als genug hatte, verbreitete ja die Weisheit, er habe nichts zu verschenken. Was ja fast so klingt wie „Geiz ist geil“. In einer Gemeinschaft, in der das Ich mehr und mehr das Wir ersetzt, will sich kaum noch jemand helfen lassen. Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner, lautet eines der zentralen Mottos in unserer Leistungsgesellschaft. Auch das jüngste Spendenverbot an Parteien ist ein Gewinn. Wohin geht ab sofort all diese Kohle? In die Kultur, in den Sport oder gar in die Sozialhilfe? Egal. Spendenflüsse müssen heutzutage transparent sein. Schwarz geht kaum noch was. Obwohl das Geld es ja, wie ein alter Liftkaiser einmal am Stammtisch gesagt hat, am liebsten dunkel hätte.


Meinhard Eiter

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