Liebe Freunde rauschender Hochzeitsfeste!
Politische Koalitionen sind ähnlich wie Eheschließungen. Allerdings selten eine Liebe auf den ersten Blick. Geheiratet wird nur, weil man einander braucht. Nicht aus Lust am amourösen Abenteuer. So hat unser junger Alt- und Bald-Wieder-Kanzler nach kurzen Ehen bereits zwei Scheidungen hinter sich. Erst konnte er Rot nicht mehr sehen und verabschiedete sich aus der traditionsreichen, aber ungeliebten österreichischen Großfamilie. Danach erlebte er mit der FPÖ sein blaues Wunder. Ausgestiegen ist er jeweils mit Machtzuwachs. Im Patchwork-Zeitalter sind gescheiterte Ehen beim neuerlichen Liebeswerben offensichtlich kein Problem. Zumindest bei den Wählern. Wie das die Parteien bewerten, wird man die nächsten Wochen sehen. Sebastian Kurz hat drei Optionen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wäre die einzige wirkliche Braut. Kommt aber aus einer streitsüchtigen Familie. Mit Hans Kogler von den Grünen oder Norbert Hofer von den Blauen müsste der türkise Chef quasi gleichgeschlechtliche Beziehungen eingehen. Doch es geht, wie gesagt, ja ohnehin nicht um die Liebe. Eher um vernünftige Verhütung. Mit der FPÖ, die beim Haushalten zu hohen Spesen neigt, wird es wohl schwer. Die Roten wollen sich vorerst einmal neu erfinden. Da wird eine Hochzeit noch vor der selbst verordneten Schönheitsoperation wohl nicht stattfinden. Für die Grünen, eben erst vom Tode auferstanden, ist das Regieren eine Frohlockung. Aber: Weil die Umweltpartei mit nur 14 Prozent Stimmenanteil wohl 100 Prozent Klimaschutz verlangt, könnte das Klima in einer neuen Regierung bald erhitzt statt nur erwärmt sein. Fest steht: Die Braut, die sich traut, wird jedenfalls einen Teil ihrer Unschuld verlieren!
Meinhard Eiter