Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Die Uhren ticken momentan anders!“

7. April 2020 | von Nina Zacke
„Die Uhren ticken momentan anders!“
Apotheker setzen weitreichende Maßnahmen zum Schutz von Patienten in den Apotheken: In der Telfer Apotheke im Ärztehaus wurde unter anderem eine Plexiglas-Wand aufstellt. Foto: Apotheke im Ärztehaus

Apotheken sind eine wichtige Anlaufstelle in Gesundheitsfragen und agieren unter weitreichenden Schutzmaßnahmen


Die Gesundheit ist das höchste Gut im Leben der Menschen und genau sie steht nun auf dem Spiel, weshalb die Regierung Tirol zur Gänze unter Quarantäne gestellt hat. Es gibt nur wenige Gründe, das Haus zu verlassen, dazu zählt der Besuch einer Apotheke: Egal was passiert, die Apotheken bleiben in jedem Fall geöffnet. Es besteht folglich auch absolut keine Notwendigkeit für Hamsterkäufe. Apotheker optimieren permanent die Abläufe vor Ort, um die Bevölkerung noch besser mit Arzneimitteln und mit Beratung versorgen zu können. So auch in der Apotheke im Telfer Ärztehaus. Die RUNDSCHAU hat bei Inhaberin Christine Minatti nachgefragt und über die aktuelle Situation, Sicherheitsvorkehrungen und die Kooperationsbereitschaft der Kunden gesprochen.


Von Beatrice Hackl

Bis zu 700000 Personen pro Tag werden aktuell von den österreichischen Apothekern versorgt. Die Apotheken setzen weitreichende Maßnahmen, um ihre Kunden vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. „Mittlerweile hat sich die Situation im Vergleich zu den ersten Tagen sehr verbessert. Wir sind im Team gut aufgestellt. Aus Sicherheitsgründen für Kunden und Mitarbeiter kommt bei uns eine Plexiglasscheibe an der Tara, also an der Ladentheke, zum Einsatz. Diese Vorrichtungen soll eine Tröpfcheninfektion verhindern und gewährleistet zudem mindestens zwei Meter Abstand. Durch einen kleinen Ausgabefenster können die Medikamente ausgegeben werden und die Tara selbst wird laufend desinfiziert“, erklärt Minatti. „Wer mit Bankomatkarte statt mit Bargeld zahlt, leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit aller. Man sagt zwar: ‚Bargeld stinkt nicht‘, aber hygienisch ist es deswegen noch lange nicht“, betont Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer.



Disziplinierte Kunden

„Auch wird darauf geachtet, dass sich nur eine begrenzte Anzahl von Personen zugleich in der Apotheke befindet. Um die empfohlene räumliche Distanz der Kunden untereinander zu gewährleisten, wird vielerorts jemand an der Türe postiert. Das ist bei uns nicht notwendig. Wir haben ein Schild vor der Eingangstür – einer kontaktlosen, automatischen Schiebetür – angebracht. Die Menschen sind sehr vernünftig und warten selbstständig mit großen Abständen im Freien darauf, dass sie an der Reihe sind und treten dann einzeln ein“, lobt die Apothekerin Christine Minatti die Disziplin der Kunden und bedankt sich in diesem Zusammenhang bei ihren Kunden für den reibungslosen Ablauf. „Wir erhalten auch immer wieder Zuspruch von den Menschen, die sich bei uns dafür bedanken, dass wir die Stellung halten“, berichtet Minatti und betont das Engagement und den unermüdlichen Einsatz ihres Teams, ohne die das alles nicht funktionieren würde. „80 bis 90 Prozent der Arzneiausgaben erfolgen mit Rezept, bei den verbleibenden Prozent im Privatverkauf liegt der Fokus meist auf einer Schmerzlinderung. Da wir keine persönlichen Beratungen mehr anbieten können, ist es bei den Kosmetikprodukten, die wir ja auch anbieten, zum Stillstand gekommen. Die Uhren ticken im Moment einfach anders“, verdeutlicht die versierte Apothekerin. Im Bezug auf die Lieferfähigkeit habe es noch keine Verschlechterung gegeben und somit seien Momentan keinerlei Engpässe zu verzeichnen. „Was wir unseren Kunden jedoch nicht bieten können, sind Desinfektionsmittel, Gesichtsmasken oder Einweghandschuhe. Aber das ist ein allgemeiner Zustand. Diese Dinge sind aktuell nirgends erhältlich und niemand weiß, wann es Nachschub geben wird“, untermauert Minatti.



Niederschwelligere Abwicklung

„Für die Ausstellung eines Rezepts muss man aktuell nicht mehr zum Arzt. Für gewöhnlich reicht ein Telefonanruf und das Rezept wird im System der gewünschten Apotheke hinterlegt. Das Medikament kann dann unter Angabe des Namens und der Versicherungsnummer in der Apotheke abgeholt werden – auch von einem Boten. Dauermedikamente können momentan in manchen Fällen auch für einen längeren Zeitraum als gewöhnlich verschrieben werden und chefärztliche Genehmigungen können im Sinne einer unbürokratischeren Abwicklung ebenfalls entfallen“, weiß die Apothekerin, die nach den Richtlinien der Apothekerkammer arbeitet, und gibt zugleich zu bedenken, dass ständig an der Optimierung der Abläufe gearbeitet wird, weshalb sich die Vorschriften und Vorgehensweisen des Öfteren ändern können. Die Apotheke im Ärztehaus arbeite laut Minatti auch mit dem Sozialsprengel zusammen. Da Team rund um Doris Perfler organisiere die Medikamentenzustellung an chronisch Kranke, die hierbei auf Hilfe angewiesen sind.

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