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„Ein Fanatiker der Nächstenliebe“

15. Oktober 2019 | von Nina Zacke
„Ein Fanatiker der Nächstenliebe“
VBgm. Michael Zangerl, Pater Hans Schmid, BH Markus Maaß, Bgm. Anton Mallaun und Landtagsvizepräsident Anton Mattle (v. l.). RS-Foto: Zangerl

See: Pater Hans Schmid wurde zum Ehrenbürger ernannt


 

Am 15. Oktober wurde Herz-Jesu-Missionar Pater Hans Schmid aus See 80 Jahre alt. Zwei Tage vorher, am 13. Oktober, wurde ihm in Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste in seiner Heimatgemeinde die höchste Auszeichnung, die Ehrenbürgerschaft, verliehen. Der Missionar hat zeitlebens für die Armen in Brasilien gewirkt und dafür fast mit seinem Leben bezahlt.

 

Von Elisabeth Zangerl

 

In der Gemeinderatssitzung vom 10. Dezember wurde einstimmig beschlossen, Pater Hans Schmid MSc zum Ehrenbürger der Gemeinde See zu ernennen. Somit gibt es neben Bürgermeister Anton Mallaun einen zweiten lebenden Ehrenbürger in der Paznauner Gemeinde. Der gebührenden Feier ging das Erntedankfest samt Prozession voraus, ehe Abordnungen der Schützenkompanie, der Musikkapelle, des Trachtenvereins und der Landjugend den Umzug bis zum Gemeindesaal bereicherten; die Feier umrahmte der Chor „Mitnond Singa“. Laudator war Pater Walter Licklederer, der selbst als Missionar in Brasilien wirkte. Am 15. Oktober 1939 wurde Pater Hans (Johann) Schmid in See geboren, wo er auch die Volksschule besucht hat, 1959/60 folgte das Noviziat in Bayern bei den Herz-Jesu-Missionaren – diesem Orden ist er beigetreten –, es folgte ein Philosophie- und Theo-logiestudium, die Priesterweihe erfolgte am 26. Juli 1966.

 

„HAT MORDDROHUNGEN ERHALTEN“. Nach der Priesterweihe wirkte Pater Hans ein Jahr lang in München in einer Bildungseinrichtung für schwer erziehbare Kinder. Von 1969 bis 1974 verschlug es ihn erstmals als Missionar in die Ferne – in den Kongo. „Gesundheitliche Probleme zwangen ihn zur Heimkehr – bald zeichnete sich Brasilien als Möglichkeit ab“ – aber: „Das war eine Zeit, in der es nicht einfach war, als Priester nach Brasilien zu gehen – Pater Hans hat Morddrohungen erhalten und war auf der Liste der 100 am meisten verfolgten Menschen in ganz Brasilien. Deswegen wurde er vom Orden ein Jahr nach Europa zurück geholt“, wusste Pater Licklederer. Er attestierte Pater -Schmid „einen ausgeprägten Hang, auf seinen Rechten zu bestehen“ und die Eigenschaft, „Konflikten nicht auszuweichen“. Besonders geprägt habe den Geistlichen die Geschichte der Schwabenkinder – Licklederer: „Ein weiterer Punkt ist daher die Liebe zu den Kindern.“ Pater Hans Schmid sieht er auf der Linie des Papstes: Der Glaube an Gott muss sich im sozialen Einsatz messen, nicht nur im Liturgischen. Pater Licklederer abschließend: „Hans hat die Kirche geliebt, er liebt sie heute noch, aber er liebt sie auf eine kritische Weise“, und: „Er weist darauf hin, dass Kirche nicht nur heilig ist, sondern auch eine Kirche der Sünder.“

 

BRUNNENBAU. „Helfende Hände sind heiliger als betende Lippen“ – diesem Grundsatz der heiligen Theresa von Kalkutta ist Pater Hans immer gefolgt, wie auch VBgm. Michael Zangerl, der den offiziellen Teil der Feier moderierte, erwähnte. „Fast 40 Jahre lang hast du in Brasilien rund 90 Brunnen gebaut – Wasser bedeutet Leben“, zollte er Pater Schmid Lob. Die Frage, warum ihm die höchste Auszeichnung der Gemeinde See zuteil wird, erübrige sich für jeden, der sich mit seiner -Biografie und seinem Leben beschäftigt hat. BH Markus Maaß war zu entnehmen: „Es wird einen tieferen Sinn haben, dass die Gemeinde die Ehrenbürgerfeier von Pater Hans am Erntedankfest abgehalten hat – Erntedank ist ein Fest als Dank für die Ernte – für uns etwas Selbstverständliches. Wo Pater Hans arbeitet, ist es nicht selbstverständlich.“ In dieselbe Kerbe schlug Landtagsvizepräsident Anton Mattle: „Beim Erntedankfest geht es um ein Bewusstmachen von nicht Selbstverständlichem. Auch das Lebenswerk von Pater Hans ist nicht selbstverständlich.“ Der Jubilar selbst bedankte sich, sichtlich gerührt, in erster Linie beim Gemeinderat: „Der heutige Ehrentitel ergeht an euch alle – ihr seid alle ‚Mittäter‘ für diesen Titel. Ich habe armen Leuten zu einem besseren Leben verholfen, aber mit welchem Geld? Ihr habt mir Scheine in die Hand gedrückt, mit Münzen habe ich andere damit beglückt“, hieß es im selbstverfassten Reim von Pater Hans, der erwähnte, „den Ehrentitel mit allen Menschen teilen zu wollen“. Er selbst betitelte sich als „Fanatiker der Nächstenliebe“, der auf Kosten von Dritten (Spendern) gehandelt hat. Er schmunzelte weiter: „Ich bin stolz darauf, Berufsbettler zu sein.“

 

Pater Hans Schmid freute sich sichtlich über diese große Auszeichnung und Wertschätzung in seiner Heimatgemeinde. RS-Foto: Zangerl


 

Pater Walter Licklederer: „Pater Hans hat die Kirche geliebt, er liebt sie heute noch, aber er liebt sie auf eine kritische Weise.“ RS-Foto: Zangerl

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