Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Ein Leuchtturmprojekt“

Spatenstich erfolgt: Die Vision vom „Haus im Leben Nassereith“ wird in die Realität umgesetzt

Auf dem Areal des ehemaligen Hallenbades in Nassereith sind bereits Baumaschinen im Einsatz. Im Beisein von Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer und Landesrat Mario Gerber erfolgte vergangene Woche mit dem Spatenstich der offizielle Start.
21. November 2023 | von Martin Grüneis
„Ein Leuchtturmprojekt“<br />
Vergangene Woche erfolgte der Spatenstich. Das „Haus im Leben Nassereith“ soll jungen und älteren Menschen sowie Familien lebenswerten Wohnraum bieten. Foto: Architektur Wasle und Strele ZT GmbH/Renderkunst
Von Martin Grüneis

Der Himmel über Nassereith war grau und es regnete leicht. Dennoch war es ein Freudentag: Mit dem Spatenstich wurde der offizielle Baubeginn gefeiert – die Vision vom „Haus im Leben Nassereith“ wird somit endlich in die Realität umgesetzt. „Es ist der Startschuss für ein wegweisendes Projekt“, so Vizebürgermeister Christian Öfner, der darin einen wichtigen Impuls für die Gemeinde sieht: „Das Haus im Leben wird zu einem Ort der Gemeinschaft, des Miteinanders und der Fürsorge.“ Dass das Projekt trotz dieser doch schwierigen Zeit endlich zur Umsetzung kommt, freut freilich auch Anton Stabentheiner, Geschäftsführer der Haus im Leben gemeinnützige GmbH: „Im Haus im Leben werden aus Bedürfnissen Möglichkeiten. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind sich, unterstützt von einer Wohnbegleitung, gegenseitig im Alltag behilflich, etwa bei täglichen Erledigungen und bei der Kinderbetreuung. Gerade ältere Menschen, jene mit Betreuungsbedarf sowie Familien mit Kindern erleben so eine ganz besondere Wohn- und Lebensqualität.“ „Das Hallenbad war immer ein Treffpunkt“, erklärte Bürgermeister Herbert Kröll. Und so bestand der Wunsch, dass es weiterhin ein Ort der Begegnung bleibt.

GENERATIONENÜBERGREIFENDES ZUSAMMENLEBEN. 78 wohnbaugeförderte, barrierefreie Wohnungen werden am Areal des ehemaligen Hallenbades realisiert, die bei Bedarf auch an die Anforderungen des betreubaren Wohnens angepasst werden können. Zwei bis drei der Wohnungen stehen für Personen mit akutem, aber nicht dauerhaftem Wohn- und Betreuungsbedarf bzw. kurzzeitig für Angehörige von Bewohnern des „Haus im Leben Nassereith“ zur Verfügung. Zudem werden in Zusammenarbeit mit den Johannitern Tirol und dem „BetreuerTeam“ drei weitere Wohnungen als Demenz-Wohngemeinschaften für insgesamt sechs Personen sowie jeweils eine 24-Stunden Betreuungskraft bereitgestellt. Zusätzlich zu den Wohnungen bietet das „Haus im Leben Nassereith“ großzügige Gemeinschaftsräume und Freiflächen, einen Spielplatz, zwei Kinderkrippen sowie Gesundheits- und Gewerbeeinrichtungen. Das einzigartige Wohnkonzept umfasst außerdem ein zentrales, öffentliche Café, das zum Begegnungsort werden soll. „Ich war von Beginn an sehr begeistert“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer. Auch Landesrat Mario Gerber beglückwünschte im Zuge des Spatenstichs die Gemeinde zu diesem besonderen Vorhaben: „Ich glaube, es ist ein ganz tolles Projekt.“

EIN VORZEIGEPROJEKT. Für die Warmwasseraufbereitung und die Gebäudekühlung wird ein unterirdisch verlaufender Fluss mittels Grundwasserwärmepumpe genutzt. Zusammen mit einer PV-Anlage wird das Haus im Leben Nassereith damit nahezu energieautark versorgt. „Als Architekten haben wir uns neben der energetischen besonders der sozialen Komponente des Haus im Leben Nassereith gewidmet. Trotz kompaktem Baukörper wurden großzügige Allgemeinflächen umgesetzt und lichtdurchflutete Gänge geschaffen. Alle Wohnungen verfügen über einen Balkon. Insbesondere die Eingangsfassade wird mit Rankgittergewächsen und Pflanztrögen begrünt. Im gesamten Gebäude wurde eine ausgeglichene Balance zwischen Privatsphäre, Rückzugsmöglichkeiten und Intimität sowie gemeinschaftlichem Miteinander erreicht“, so Thomas Strele, Geschäftsleiter Architektur Wasle und Strele ZT GmbH.

ERSTER BAUABSCHNITT SOLL BIS HERBST 2025 FERTIG SEIN. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist bis Herbst 2025 geplant. „Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt über 21 Millionen Euro für beide Bauabschnitte. 10,4 Millionen Euro werden über die Wohnbauförderung gedeckt, für energetische Maßnahmen konnte ein Zuschuss von 1,2 Millionen Euro zusätzlich lukriert werden. Der Eigenmittelanteil der Tiroler Friedenswerk gemeinnützige Wohnbaugesellschaft m.b.H. als Bauträger beträgt etwa 1,4 Millionen Euro“, fasst Dietmar Härting, Geschäftsführer Tiroler Friedenswerk gemeinnützige Wohnbaugesellschaft m.b.H., zusammen. Er sprach von einem herausfordernden Projekt. „Wir waren am Anfang sehr zurückhaltend“, blickt Härting zurück. Die Energie, die im Speziellen Bürgermeister Kröll an den Tag legte, hätte ihn dann aber überzeugt. Für den sozialen Wohnbau sei es allerdings keine einfache Zeit (Stichwort Baukosten und Zinsen). Laut derzeitigen Planungen werden sich die Mieten für die Wohnungen auf etwa 15 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten, und jene für die Gewerbeflächen auf rund 16,80 Euro pro Quadratmeter brutto inklusive Instandhaltung sowie zuzüglich Betriebskosten belaufen. Der überwiegende Teil der bisherigen Interessenten komme aus Nassereith und den Nachbargemeinden. Härting freut es, dass für die Errichtung des „Haus im Leben Nassereith“ örtliche Firmen gewonnen werden konnten.

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