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Hohe Auszeichnung für Jürgen Gerrmann in Nürtingen

19. November 2019 | von Nina Zacke
Hohe Auszeichnung für Jürgen Gerrmann in Nürtingen
Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (r.) überreichte unserem Mitarbeiter und freien Mitarbeiter der RUNDSCHAU, Jürgen Gerrmann (links neben ihm) in der Nürtinger Stadtkirche die Staufermedaille für besondere Verdienste um das Land. Mit Jürgen und seiner Frau Christine (3.v.r.) freute sich auch eine Außerferner Delegation: Pfarrer Mathias Stieger (l.) und Kuratorin Brigitte Moritz von der Evangelischen Kirchengemeinde Reutte sowie Alt-Bezirkshauptmannstellvertreter Dr. Ottfried Becke waren eigens angereist. Foto: Holzwarth
Auch eine  Außerferner Delegation war zur Ehrung des RS-Mitarbeiters angereist

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann verlieh dem Journalisten und jetzigen freien Mitarbeiter der RUNDSCHAU, Jürgen Gerrmann, die Staufermedaille. Es ist die höchste Auszeichnung für Verdienste um das Gemeinwohl des Landes und seiner Menschen, weit über die berufliche Tätigkeit hinaus. Am 12. November überreichte Minister Franz Untersteller die Medaille in feierlichem Rahmen in der Stadtkirche Nürtingen.

Von Christine Schneider

Normalerweise radelt Jürgen Gerrmann, seit zwei Jahren im Ruhestand, von Termin zu Termin für die RUNDSCHAU. Er schreibt Artikel über Konzerte der Musikschule Reutte, über Adventskonzerte in den Gemeinden, über die Renovierung der Breitenwanger Kirche, über das heiße Thema Fernpassscheiteltunnel, er schreibt Berggeschichten, über Fassadenmalerei und die Museen im Bezirk Reutte, besucht die Geierwally-Bühne und berichtete zuletzt über den 6oer von Dekan Franz Neuner oder das Stück „Max und Moritz“ der Reuttener Heimatbühne.

Im September 2017 verlegte Jürgen Gerrmann seinen Lebensmittelpunkt der Liebe wegen von der schwäbischen Kleinstadt Nürtingen am Neckar ins rauhe Reutte am Lech. 
Ausgezeichnet.

Aber wie kommt der Lokalredakteur, der im Arbeitsleben 39 Jahre für die  Nürtinger Zeitung schrieb, zur höchsten Auszeichnung von Baden-Württemberg? Am Dienstagabend, dem 12. November,  begrüßte also Gastgeber  Dekan Michael Waldmann, gemeinsam mit Umweltminister Franz Untersteller, die zahlreichen Gäste, von denen viele zu den Wegbegleitern Gerrmanns zählten. „Alle Gäste aus nah und fern, aus allen sozialen Schichten, die Bürger und Bürgerinnen von Nürtingen gönnen ihm diese Medaille, denn er stand immer auf der Seite der sozial Schwachen. Zum Beispiel hätte es ohne seine Weihnachtsspendeaktion die Vesperkirche (Mittagstisch mit drei Gängen, für bedürftige Menschen) nicht gegeben“, nannte der Dekan eines der vielen Projekte. 

Eine Eigenschaft des Christen und Netzwerkers ist wohl, dass er Menschen aus allen sozialen Schichten zusammenbringt. Also kein Wunder, dass auch Sepan, ein syrischer Flüchtling, ihm die Ehre gab. Mit einem seiner ausführlichen Zeitungsartikel – für die Jürgen mittlerweile auch in Reutte bekannt ist – öffnete sich für Sepan die Tür in die Zukunft, und er begann seine Kochlehre bei Belsers Feinschmeckerlokal in Nürtingen. Bald ist die Lehre geschafft, und „er  ist auf dem Weg zum Spitzenkoch“, prophezeite ihm Jürgen Gerrmann vor allen Zuhörern augenzwinkernd. Sepan lachte glücklich über so viel Anerkennung.

Minister Untersteller, auch ein Wegbegleiter Jürgens, erzählte, wie sie beide die Elektromobilität auf den Weg gebracht haben – mit  Elektrorollerrennen, bei dem er gewann, weil Jürgen „der Saft ausging“. Und weiter: „In den  26 Jahren sind federführend durch Jürgen Gerrmann mehr als 2,5 Millionen Euro für rund 150 Projekte in der Region und im Ausland zusammengekommen.“  Er brachte durch sein Engagement viele Unternehmer, aber vor allem viele einzelne Leser dazu, mit kleinen Beträgen Großes zu  bewirkten!
Herr Gerrmann, da muss man was tun!

1991 kam Hellmuth Mohr,  Bürgermeis-ter von Nürtingen, in die Redaktion der Nürtinger Zeitung, weil ihm der Gemeinderat das Geld für den Verein „Arbeitskreis Leben“ (Verein zur Hilfe von Menschen in Lebenskrisen) gestrichen hatte: „Herr Gerrmann, da muss man doch was tun!“  

Und sie gingen auf den Wochenmarkt und sammelten mit geliehenen Büchsen vom Roten Kreuz für den Fortbestand des Vereins, engagierten kurzerhand eine mexikanische Band, die in Nürtingen halt machte für ein Konzert, schrieben Zeitungsartikel, die Leser spendeten und der Verein überlebte!  Das war der Grundstein für das „Festival der Hoffnung“  um die Weihnachtszeit, für die Auftritte der Künstler wurden Sponsoren aus der Umgebung gewonnen. „Aber eine Pranke von einem Stauferlöwen gehört dir Hellmuth!“, bedankte sich Jürgen Gerrmann beim ehemaligen Bürgermeis-ter, der die Idee hatte.
Damit nicht genug.

Jürgen Gerrmann hat es aber nicht beim Einsammeln der Spenden belassen. Er hat nachgehakt, sich über Projekte vor Ort informiert; so reiste er mit Frieder Alberth, der für sein Engagement in der Aids Hilfe den deutschen Medienpreis Bambi erhielt, in die Ukraine. Dort sah er das Elend dieser Ausgestoßenen in den Slums und in der Tuberkuloseklinik, die da nicht mehr lebend herauskamen. Mit den Spenden der Nürtinger wurde ein neuer Kreiß-saal gebaut. Dort konnten die Ärzte die Neugeborenen per Kaiserschnitt in die Welt holen, denn bei der normalen Geburt wurden sie von ihrer aidskranken Mutter angesteckt. Es folgte ein Sterbezimmer, um den Aidskranken ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Für seine Reportage über die Orte des Elends, die Schnüffler und Junkies, die Frauen, die sich verkaufen und die Schwulenlokale erhielt Jürgen Gerrmann den Medienpreis der Deutschen Aidsstiftung.
(Nachzulesen auf Jürgens Homepage www.juergengerrmann.eu.)

Die größte Spendensumme kam 2002 zusammen, für die Überschwemmungskatastrophe in ihrer Partnerstadt Zerbst. Gerrmann hat darüber unzählige Berichte geschrieben, vor jedem Konzert auf die Katastrophe hingewiesen und die Nürtinger haben 145.000 Euro  in einer Welle der Hilfsbereitschaft gespendet. 
Geistige Heimat.

Die Feier fand in der Stadtkirche Nürtingen statt, „seiner geistigen Heimat neben dem stressigen Alltag“, sagte Waldmann. 
In Reutte angekommen.

„Und so ist es auch kein Wunder, dass Jürgen jetzt in Reutte, wiederum im Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde mitarbeitet.“ 

Sehr gerne waren daher am Dienstagabend auch Außerferner mit dabei: Pfarrer Mathias Stieger, Kirchengemeinderatsvorsitzende Brigitte Moritz und der frühere Bezirkshauptmannstellvertreter Dr. Ottfried Becke. 

Dr. Becke und Jürgen Gerrmann treffen sich regelmäßig bei ihrem Steckenpferd, dem Historikerstammtisch in Reutte. Daneben schreibt der passionierte Wanderer Jürgen noch seine Klosterwanderbücher. In seinem neuesten Buch „Klosterwandern im Allgäu“ das bald erscheint, führen zwei Wanderungen auch in den Bezirk Reutte

Nach der Verleihung, der Musik,  der Talkrunde und den Ansprachen lud Jürgen Gerrmann zum gemütlichen Beisammensein ein – natürlich mit Tiroler Speck, Lechtaler Käse und österreichischem Wein! 

Jürgen Gerrmann schlägt Brücken! Eine davon ins Außerfern. Die RUNDSCHAU gratuliert ihrem freien Mitarbeiter Jürgen Gerrmann  herzlich zu dieser hohen Auszeichnung!

 

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