Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Immer mehr überleben

19. Feber 2019 | von Daniel Haueis
Das Krankenhaus in Zams nimmt an Studien teil und bietet so Zugang zu modernsten Therapien. RS-Foto: Archiv
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Prim. Ewald Wöll über die Fünf-Jahres-Überlebensrate von rund zwei Drittel: annähernd zwei Drittel aller Krebspatienten können geheilt werden oder leben über fünf Jahre mit der Erkrankung. RS-Foto: Archiv

Rund 570 Krebs-Neuerkrankungen pro Jahr im Oberland – Sterblichkeit relativ gering


 

Rund 6000 Oberländer leben mit der Diagnose Krebs, rund 570 kommen jährlich hinzu. Erfreulich ist, dass die Überlebensrate steigt und das therapeutische Angebot im Krankenhaus St. Vinzenz ein offensichtlich gutes ist.

 

Von Daniel Haueis

 

Der aktuelle Jahresbericht des Tumorregisters Tirol behandelt das Diagnosejahr 2016. Demnach erkrankten fast 4000 Tiroler, nämlich 1874 Frauen und 2097 Männer an Krebs. Im Oberland sind es entsprechend des Bevölkerungsanteils rund ein Siebtel davon, also etwa 270 Neuerkrankungen bei Frauen und 300 bei Männern, weiß Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses St. Vinzenz in Zams und Primar der Inneren Medizin. Die Verteilung der Diagnosen entspricht in den Bezirken Landeck und Imst der von Tirol: Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs (28 Prozent der Krebsneuerkrankungen), gefolgt von schwarzem Hautkrebs (Melanom, 10%), Dickdarmkrebs (9%) und Lungenkrebs (9%); bei Männern wird am häufigsten das Prostatakarzinom (26%) festgestellt, gefolgt von Lungenkrebs (12%), Dickdarmkrebs (11%) und schwarzem Hautkrebs (9%). Ende 2016 lebten ca. 20200 Frauen und 20000 Männer mit einer Krebserkrankung in Tirol, also rund 2900 Oberländerinnen und ebensoviele Oberländer.

 

LUNGENKREBS. Auffällig ist eine Steigerung der Lungenkrebs-Todesfälle von Frauen: „Eine für ganz Tirol zutreffende Negativbotschaft ist leider die deutliche Zunahme der Sterblichkeit von Frauen an Lungenkrebs, wo erstmalig die Lungenkrebssterblichkeit in der Häufigkeit über der der Brustkrebssterblichkeit liegt, obwohl die Lungenkrebserkrankung nur die vierthäufigste Erkrankung bei Frauen darstellt“, sagt Wöll. Bei Männern liegt Lungenkrebs in puncto Mortalität mit 25 Prozent aller Krebstodesfälle schon seit längerem an erster Stelle – bei den Frauen sind es nun 16 Prozent. Der Internist und Krebsspezialist weist daher „neuerlich auf die Wichtigkeit einer Raucherentwöhnung und auf die Schädlichkeit des Rauchens, sowohl aktiv als auch passiv“ hin. Weitere häufige Krebstodesursachen sind Brustkrebs (16%) und Blutkrebs (10%) bei den Frauen, Blutkrebs (10%) und Prostatakrebs (10%) bei den Männern.

 

ÜBERLEBENSRATE STEIGT. Erfreulich ist, dass die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Patienten mit Krebserkrankung in den letzten Jahren stetig zugenommen hat: Die „Überlebenschance bei Diagnose Krebs steigt“, freut sich auch der aus Landeck stammende Gesundheits-LR DI Dr. Bernhard Tilg. Von den an Krebs erkrankten Frauen leben nach fünf Jahren noch 66 Prozent, bei Männern liegt dieser Wert bei ca. 63 Prozent. Das bedeutet, so Prim. Wöll, „dass annähernd zwei Drittel aller Krebspatienten geheilt werden können oder über fünf Jahre mit der Erkrankung (chronische Erkrankung) leben.“ Die Versorgung in Tirol ist offensichtlich eine gute: Im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt liegt Tirol bei der Zahl der Neuerkrankungen im mittleren Bereich, bei der Sterblichkeit an Krebserkrankungen aber im unteren Drittel – das bedeutet: Krebserkrankungen kommen in Tirol nicht seltener als in der gesamten EU vor, führen aber zu weniger Todesfällen. „Dies gilt auch für das Tiroler Oberland. Die Ursache hierfür ist sicher multifaktoriell zu sehen, einerseits der doch durchaus gesündere Lebensstil mit weniger Übergewicht und mehr Bewegung der Tiroler Bevölkerung (auch österreichweit im Vergleich) darüber hinaus ist wohl auch der Zugang zur optimalen Therapie und Vorsorge hier als Grund anzunehmen“, analysiert Wöll – siehe „‚St. Vinzenz‘ ist gut aufgestellt“.

 

 

„St. Vinzenz“ ist gut aufgestellt

Im Krankenhaus St. Vinzenz in Zams ist durch das seit 15 Jahren etablierte Tumorboard eine multidisziplinäre Krebs-Therapie auf höchstem internationalem Standard möglich. Dabei ist die Kooperation im Haus, aber auch „mit unserer exzellenten Pathologie Dr. Obrist und Dr. Brunhuber in Zams“ zu erwähnen, sagt Prim. Ewald Wöll. Die rasche, exakte und mit modernsten Methoden durchgeführte Aufarbeitung der Tumorpräparate (auch molekularbiologisch) ermögliche die -beste individuelle Therapie. „Dies gilt insbesondere für die neuen Immuntherapien, die seit mehreren Jahren im Krankenhaus Zams eingesetzt werden.“ Dank der radiologischen Abteilung, die auch rasche, invasive Abklärungen z.B. durch CT-gezielte Punktionen durchführt, ist eine kurze Wartezeit bis zur Diagnose und Einleitung der Therapie möglich. Und durch die „Studienzentrale“ ist der Zugang zu modernsten Therapien gegeben: Für Patienten mit Magen- und Darmkrebserkrankungen, Brustkrebs-, Lun-genkrebs- und Blutkrebserkrankungen stehen unterschiedliche Studienprotokolle zur Verfügung. Unterstützt wird die „Studienzentrale“ Prim. Wölls vom Verein für Tumorforschung. Bestimmten Brustkrebspatientinnen wird von Chirurgie-Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Sandbichler übrigens eine speziell entwickelte Operationstechnik angeboten: Operation und zeitgleich Brustaufbau durch körpereigenes Gewebe, das sogenannte große Netz.

Prim. Ewald Wöll über die Fünf-Jahres-Überlebensrate von rund zwei Drittel: annähernd zwei Drittel aller Krebspatienten können geheilt werden oder leben über fünf Jahre mit der Erkrankung. RS-Foto: Archiv

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