Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Bauernfunktionär von Jugend an

Andreas Gstrein aus dem Ötztal „beerbt“ Rudolf Köll als Bauernbundobmann des Bezirks Imst

Andreas Gstrein war schon früh Funktionär der Landjugend und von 1993 bis 1999 Bezirksobmann der Jungbauernschaft. Seit 25 Jahren ist er Ortsbauernobmann in Sölden und gehörte 18 Jahre dem Gemeinderat an. Damit ist die Liste seiner zahlreichen Funktionen nicht beendet, die Wahl zum Obmann der Bezirksbauern Imst und somit Nachfolger von Rudolf Köll ist aber wohl ein „Highlight“ im Werdegang des Nebenerwerbsbauern.
8. März 2021 | von Peter Bundschuh
Bauernfunktionär von Jugend an
Der Ötztaler Andreas Gstrein ist neuer Bezirk-Imst Obmann des Bauernbundes. Der Nachfolger von Rudolf Köll wird auch als Spitzenkandidat des Bezirks zu den Wahlen der Landeslandwirtschaftskammer antreten. RS-Foto: Bundschuh
Von Peter Bundschuh

Andreas, dem Bruder von fünf Mädchen, lag die Landwirtschaft einfach im Blut. Der Heinrichhof in Sölden wird als Nebenerwerbsbetrieb mit 15 Stück Vieh – alle Kühe und das Jungvieh gehören der dankbaren und im Ötztal ganz besonders geschätzten Rasse des Tiroler Grauviehs an – geführt. Und wer mit Begeisterung von den „Grauelen“ spricht, hat auch meist Almerfahrung. Bei Andreas ist das die Alpe Gampe, auf der er selbst und soweit möglich auch seine Familie den Almsommer verbringt. „Mein Vater hat das Heu im Winter noch mit dem Schlitten hinunter nach Sölden gebracht, heute ist die Alpe erschlossen und viel leichter erreichbar“, erzählt der wohl auch als Almbauer anzusprechende Andreas Gstrein der RUNDSCHAU. Jährlich eine Mahd geben die hochgelegenen Wiesen her, in Sölden selbst verfügen die Bauern über zwei Schnitte in der Saison. Zu Nachzucht und Milchkuhhaltung mit kleiner hofeigener Butterproduktion und der Arbeit als Klauenpfleger kommen die Einnahmen aus „Urlaub am Bauernhof“ und seine Tätigkeit bei den Bergbahnen. Dass sich der Erwerb aus Tourismus und Wintersportbetrieb derzeit mehr als „schaumgebremst“ darstellt, benötigt keine weitere Erklärung. Landwirtschaftliche Fachkraft mit Übersee-Erfahrung. Dass ein Bezirksvertreter des Bauernstandes über eine gute Ausbildung verfügt, darf man annehmen, nach Kanada zu gehen, um in einem Betrieb mit Mutterkuhhaltung Erfahrungen zu sammeln, ist aber nicht alltäglich. Andreas aber zog es nach seiner Ausbildung zum Facharbeiter und der abgeschlossenen Landmaschinenmechaniker-Lehre für mehrere Monate in die Fremde. 

FUNKTIONÄR AUS LEIDENSCHAFT. Eine Funktion inne zu haben, ist für so manchen ein „zweischneidiges Schwert“. Als „Macher“ bei Vereinigungen, Verbänden und Genossenschaften durchgebeutelt zu werden, ist da noch das geringere Übel, ziemlich dicke Haut oftmals gefragt. Der 50-jährige Bauer aus dem hinteren Ötztal meint hingegen, er wäre einfach gerne mit Menschen zusammen, besonders wenn sich Ideen entwickelten und Engagement und „Feuer“ für eine Sache spürbar würden. Das sind mit Sicherheit gute Voraussetzungen für seinen neuen „Job“ als „Bauernhäupling“. Über die Anzahl der im Bezirk Imst bewirtschafteten Höfe zeigt sich Gstrein weitgehend zufrieden. Besonderes Augenmerk sei dabei auf die Vielfalt der Möglichkeiten abseits der Viehhaltung zu legen. Über Gemüse- und Obstanbau bis hin zu Beerenfrüchten und Wein könne sich der Bogen spannen, so Gstrein. 

DIE KRISE TRIFFT DIE OBERLÄNDER LANDWIRTSCHAFT. Es liegt auf der Hand. Die an sich gut funktionierende Partnerschaft von Gastronomie, Hotellerie und landwirtschaftlichen Betrieben hat derzeit einen herben Rückschlag erlitten. Anlässlich eines Besuches im Bezirk Imst von Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger und Vizepräsidentin Helga Brunschmid appelliert Andreas Gstrein an die Tiroler Konsumenten, die Regionalität der Produkte beim Einkauf vordergründig im Auge zu behalten. Auch die fluktuierende und von den Bauern mit viel Engagement ausgebaute Schiene des Urlaubs am Bauernhof liegt derzeit still. Aber die Verhältnisse werden sich bessern, und Andreas Gstrein sieht motiviert in die Zukunft: „Vielfältigkeit in der Direktvermarktung, Tourismus und Landwirtschaft gehören zusammen, am Ausbau der jeweiligen ,Kreuzungen‘ ist intensiv zu arbeiten.“

BETRIFFT WAHL ZUR LANDESLANDWIRTSCHAFTSKAMMER. Auch die Wahl zur Landwirtschaftskammer, die als Briefwahl bis zum 21. März abgehalten wird, findet unter Covid-Bedingungen statt. Nichtsdestotrotz haben 37300 Bäuerinnen und Bauern des Landes Tirol dabei die Möglichkeit, ihre Vertreter zu nominieren. Grüne, Freiheitliche, erstmals die „Unabhängigen Bauern“ und natürlich der Bauernbund bewerben sich um das Vertrauen der Landwirte. Dabei steht der Bauernbund mit einem Stimmanteil von derzeit 84 Prozent hoch in der Gunst der Landwirte. Die Ergebnisse zur Wahl der Bauernkammer, deren Zugehörigkeit in Tirol als Pflichtmitgliedschaft festgesetzt ist, werden am 28. März bekanntgegeben. Als Spitzenkandidat des Bezirkes Imst geht der erst kürzlich gewählte Bezirksbauernobmann Andreas Gstrein in’s Rennen.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben