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Dekan Stefan Hauser, ein „felsenfester“ Oberländer

Als Chef des Dekanats Silz seit Kurzem in Pension, als derzeitiger Pfarrer von Obergurgl aktiv

Insgesamt 260 Kilometer von seinem Wohnort im Unterland nach Gurgl und zurück – das steckt Pfarrer Stefan Hauser Woche für Woche locker weg. Die RUNDSCHAU besuchte den geistreichen, aber auch volksnahen Priester bei der Erntedankmesse im hinteren Ötztal.
6. Oktober 2020 | von Peter Bundschuh
Dekan Stefan Hauser, ein „felsenfester“ Oberländer
Als Dekan in Pension, als Vordenker der Kirche aber höchst aktiv. Stefan Hauser: „Die Botschaft Jesu wird nie langweilig – und das ist die Zukunft der Kirche.“ RS-Foto: Bundschuh
Von Peter Bundschuh

Stefan Hauser stammt aus Kappl im Paznaun als ein Sohn von Eltern mit gesamt sieben Kindern. Der Vater ist neben der Landwirtschaft auch im Güterwegbau tätig, was ein bescheidenes, aber doch nach den Verhältnissen gemessen ausreichendes Einkommen sichert. Stefan besucht acht Jahre die Volksschule, eine anschließende landwirtschaftliche Ausbildung ist nicht so ganz seines. „Beispielsweise war ich im Baumschnitt zu zaghaft und auch betreffs Pflanzenbau kein Genie“, gesteht der kürzlich pensionierte Dekan der RUNDSCHAU. Nachdem seine Schulnoten gut waren, folgt er dem älteren Bruder nach Stams in das Gymnasium mit angeschlossenem Internat. Damals eine völlig richtige Entscheidung, wie sich Stefan Hauser nach Jahrzehnten erinnert. „Mit den Kollegen habe ich mich gut verstanden und die Padres erlebte ich als ganz überwiegend wohltuend. Die Atmosphäre in Stams war menschlich angenehm und in Stams maturierte ich auch.“

WEG ZUM PRIESTER. Er habe sich für die „Wochenenderzählungen“ mancher seiner Mitschüler nicht so recht begeistern können und sich auf die Suche nach einem eigenen Weg gemacht. Dabei habe sich die Theologie als Interessensgebiet herauskristallisiert, denn nur eine Arbeit zu haben, um Geld zu verdienen, schien ihm zu wenig. Also sein Entschluss: „Das schau ich mir an.“ Im Priesterseminar in Innsbruck traf er zwei Maturakollegen an und war somit auch nicht mehr allein auf „weiter Flur“, was den Ausbildungsweg in der Innsbrucker Riedgasse im Stadtteil Hötting anbelangte. Offensichtlich ein Volltreffer, über sein Studium resümiert der Dekan von Silz im Ruhestand: „Wenn man da a bissl einischmeckt, es lasst oam koa Ruh mehr.“ Hier der Werdegang im Eilverfahren: Priesterweihe 1976. Erzieher im Paulinum Schwaz. Kooperator in Silz bei Chef Tiefentaler, dann Pfarre Saggen in der Landeshauptstadt, es folgte ein knappes Jahr Sillian, „damit ich braver werde“ wie er meint. Darauf 19 Jahre im Zillertal. „Bischof Kothgasser sandte mich dann nach Längenfeld, wo ich auch 19 Jahre blieb, dann wurde ich für sechs Jahre Nachfolger von Dekan Tiefenthaler. Es war eine gute Zeit, denn als Dekan kann man das Miteinander und den Gedankenaustauch, also das Gespräch zwischen den Pfarrern, fördern, so nach der Devise an einem Strang ziehen, das war es schon wert. Nun bin ich als Pfarrer in Pension und derzeit Aushilfspriester im Ötztal, aber nicht mehr Pfarrer mit eigener Pfarrei. In Obergurgl bleibe ich zumindest bis Dezember.“

KLARE WORTE. „Die heilige Messe bedeutet für mich das Gedächtnis des Letzten Abendmahles. Ich denke, diese Feier sollte in unserer Muttersprache gestaltet werden. Mitfeiernde sollen empfinden, dass sie sich einbringen können, eben beteiligt sind. Daher bin ich sehr froh um das Konzil, das die Muttersprache für die Messfeier festsetzt. ,Quasi-Pfarrergemeinden‘, also Sympathisanten, die sich um einen einzelnen Priester scharen, können nicht die Zukunft sein, denn das Miteinander ist zu leben. Obergurgl ist ein gutes Beispiel dafür“, so Hauser. Auf Frage der RUNDSCHAU: „Für die Weihe von Frauen zum Kirchenamt des Diakon ist es nach meiner Meinung höchste Zeit. Schon längst sollte man in Sachen Diakonie einen Weg finden. Ich befürworte die Weihe von Frauen zu Diakonissinnen ausdrücklich, denn die Frau bekleidet eine höchst wichtige Position in unserer Gesellschaft, auch was soziale Kompetenz anbelangt. Oder kurz, mia miassn jz eppes tian.“ Dekan Hauser dürfte wohl auch den Priesterberuf für Frauen nicht kategorisch ausschließen. Und weiter: „Bischof Stecher hat Freiheit vorgelebt, besonders in Pension, das Alter hat auch Vorteile.“ Die RUNDSCHAU bedankt sich für das Gespräch, das Stefan Hauser mit den Worten schließt: „Ich mag Menschen, die offen und tolerant sind. Schwer tue ich mich Leuten die nur das ,Nein‘ kennen, denn der Mensch ist ein differenziertes Wesen. Ich denke, die Zukunft der Kirche liegt in den Gemeinschaften an Ort und Stelle, jedenfalls darf eine lebendige Gemeinde nicht zu Tode verwaltet werden. Die Botschaft Jesu wird nie langweilig – und das ist die Zukunft der Kirche.“

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