Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Eine Quadratur des Kreises

Fronten bei der geplanten Wohnanlage am Stolberg-Areal bleiben bestehen

Das Hickhack rund um das bereits als „Wohnidylle Kaiserpark“ beworbene Wohnbauprojekt der Alpen Creativ Bau GmbH (Tochterunternehmen von Maurer+Wallnöfer) geht weiter: Trotzdem der Bauherr die ursprünglich geplanten 75 Wohneinheiten auf 54 Stück reduziert hat, zeigen sich die Anrainer unzufrieden mit der Lösung. Bemängelt werden weiterhin die Größe des Projekts, das fehlende Verkehrskonzept und der bereits beschlossene Abriss der beiden Kaiserbäume, die ursprünglich dem Projekt den Namen gaben. Von Seiten der Gemeinde gibt es ebenfalls noch keine Einigkeit. Eine gemeinsame Lösung der verschiedenen Positionen scheint damit immer noch nicht in Sicht.
6. April 2021 | von Agnes Dorn
Eine Quadratur des Kreises
Jakob Schaber, Stefanie Hartmann, Emma Schaber und Bernadette Engl (v.l.) wehren sich im Namen vieler Anrainer weiterhin gegen das Projekt am Stolberg-Areal. RS-Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Schon die Vorgeschichte der ehemaligen Stolberggründe am Silzer Sandbühl wirft mehr Fragen auf als Antworten und muss daher hier aus Platzgründen weggelassen werden. Fakt ist auf jeden Fall, dass Maurer+Wallnöfer ein 10000 Quadratmeter großes Areal von den Erben des Grafen Stolberg erwarb, um darauf die „Wohnidylle Kaiserpark“ zu errichten. Doch sobald das Projekt mit anfangs 75 Wohneinheiten bekanntgeworden war, stellten sich die Anrainer aufgrund der Größe des Projekts dagegen. Auch im Gemeinderat war man sich alles andere als einig und trat mit dem Bauwerber in inzwischen jahrelange Verhandlungen. Derzeit sieht es nun so aus, dass Maurer+Wallnöfer anstelle der sechs Gebäude nur noch vier mit insgesamt 54 Wohneinheiten errichtet will und im Gegenzug zu dieser Reduktion der Gemeinde ein Viertel des Areals veräußern möchte. Die Anrainer bleiben jedoch bei ihrer Kritik: „Es gibt einen Gemeinderatsbeschluss von 2001, dass man in ihrem Gebiet nur eine kleinstrukturierte Bebauung will. Ein Bauprojekt wie dieses würde das ganze Landschaftsbild negativ beeinflussen. Nach dem neuen Plan fällt jetzt auch noch die bereits beworbene Gemeinschaftsfläche weg und die beiden Kaiserbäume werden gefällt. Das Projekt noch ,Kaiserpark‘ zu nennen, ist blanker Zynismus“, kritisieren die Anrainer, allen voran Bernadette Engl.
Eine Quadratur des Kreises
Nach derzeitigem Projektstand würden die beiden namengebenden Kaiserbäume der Tiefgarageneinfahrt weichen. Foto: Bernadette Engl
REDUKTION AUF KOSTEN. „Der Gemeinde 2500 Quadratmeter zu verkaufen, wäre ein Kompromiss. Was die Gemeinde damit macht, ist ihre Sache“, sieht dagegen Geschäftsführer Michael Wallnöfer die Angelegenheit pragmatisch. Für den Bau von wohnbaugeförderten Einheiten bräuchte er eine bestimmte Dichte, so sein Argument von Anfang an für die hohe Anzahl an Wohnungen. „Es wird genauso Kinderspielplätze geben, aber die ursprünglich geplante parkähnliche Situation ist nun der Reaktion der Anrainer zum Opfer gefallen“, argumentiert Wallnöfer. Auch daran, dass nun die beiden namengebenden Bäume gefällt werden, seien die Anrainer schuld, denn durch die Reduktion des Projekts würde die Einfahrt in die alle Gebäude unterlaufende Tiefgarage genau in diesen Bereich fallen. Wenn die Bäume noch auf dem zukünftigen Gemeindegrund stehen – was bisher noch nicht überprüft wurde –, würde man sie stehenlassen, verspricht dagegen Bürgermeister Helmut Dablander. Der sieht die ganze Angelegenheit weniger kritisch und sieht auch die Bedenken der Anrainer gelassener. So würde sich dieser Tage der Verkehrsplaner die Situation vor Ort anschauen, um die Lage einzuschätzen. Denn da es keine Umwidmung brauche, sei auch vom Bauwerber kein Verkehrskonzept vorzulegen, so der Dorfchef. Die Parkplatzsituation sei dagegen bereits geregelt: „Der Bauwerber muss die Stellplatzverordnung einhalten und das tut er auch.“ So seien pro Wohneinheit 1,8 Parkplätze zur Verfügung zu stellen, die Wallnöfer alle in die Tiefgarage verlegt hat. Ein Projekt wie dieses sei genau das, was das Land Tirol sich wünscht, so Dablander weiter. Doch, so räumt er ein, „wenn wir keinen Bedarf an Wohnungen hätten, wäre das Projekt kein Thema“.

BEDARF AN WOHNUNGEN. Und zumindest ein gewisser Bedarf ist gegeben, ist man sich im Gemeinderat einig. Bei ihm würden insgesamt 13 Personen regelmäßig nachfragen, wie es denn nun um Wohnungen bestellt sei, so Dablander: „Wir brauchen Wohnungen, sonst ziehen die Silzer weg.“ Wallnöfer dagegen spricht sogar von einer Petition mit 170 Unterschriften von Silzern, die sich für das Projekt ausgesprochen haben. Den Ball flacher hält dagegen Gemeinderat Reinhard Holaus: „Wir brauchen Wohnungen für Silzer, aber nicht für Innsbrucker. 54 Wohnungen sind sicher mehr, als wir Bedarf haben. Die vorgenommene Reduktion ist zu wenig. 50 Einheiten sind schon zu viel beziehungsweise ein eindeutiges Maximum“, kündigt Holaus Widerstand gegen den Kompromiss an. Dass die Gemeinde den Viertelanteil kauft, sei zwar in Ordnung, aber: „Ich will nicht – wie manche anderen Gemeinderäte –, dass man den Teil so schnell wie möglich weiterverkauft. Das wäre ein No-go, denn dann wären wir wieder bei den 60 Einheiten. Noch haben wir von Seiten der Gemeinde die Zügel in der Hand“, appelliert Holaus. Zumal bei einem Projekt in dieser Größenordnung der Bauwerber einen Bebauungsplan benötigt, wie auch Bauamtsleiter Martin Dablander bestätigt: „Bei einer Wohnanlage oder bei einem Grundstück über 1000 Quadratmeter braucht es in diesem Gebiet einen Bebauungsplan.“ Und mit diesem hat die Gemeinde bekanntermaßen das Werkzeug in der Hand, um ein Projekt zu ermöglichen, in gewisse Bahnen zu lenken oder auch zu verhindern.

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