Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Gegenseitiges Kraftschenken an der Krebsfront

„Kurvenkratzer“: Anlaufstelle für Brustkrebspatientinnen

Gewiss auch aus ihrem eigenen Schicksal heraus gründete die Ötztalerin Karoline Riml Anfang des Jahres den Verein „Kurvenkratzer“, mit dem sie eine private Plattform bieten möchte, um andere Brustkrebspatientinnen und deren Angehörige zu unterstützen. Um mehr Menschen erreichen zu können, fand die erste öffentliche Veranstaltung des Vereins vergangene Woche im Gasthaus Seerose am Piburger See statt.
7. September 2020 | von Mel Burger
Gegenseitiges Kraftschenken an der Krebsfront
Neben den Gastgebern Clemens und Mirjam Plattner freute sich der Vorstand des Vereins – Dr. Stefan Hiehs, Karoline Riml, Patrizia Kluckner und Thomas Marth (v.l.) – über die gelungene erste offizielle Veranstaltung.RS-Foto: Burger
Von Mel Burger

Eine Krebsdiagnose ändert alles. Nicht nur, dass der Lebensplan, der Alltag, die Familie und der Arbeitsplatz ins Wanken geraten – auch die zwischenmenschlichen Kontakte ändern sich schlagartig mit der Diagnose und der harten Realität, die auf sie folgt. Dank intaktem Gesundheitssystem und vielen Vorsorgeuntersuchungsmöglichkeiten ist die Medizin heute in der Lage Brustkrebs, früh genug zu erkennen – und in den meisten Fällen auch zu heilen. Was jedoch an Schmerzen, an physischen und psychischen Narben zurückbleibt, das wissen nur die Betroffenen selbst. Leider ist das Thema Krebs generell noch immer ein Tabuthema, was dazu führt, das Patientinnen sich oftmals verlassen und einsam fühlen. Liebe soll man ja teilen, damit sie größer wird, aber bei Wut, Hilflosigkeit und Schmerzen ist man meistens allein. Auch wenn die Familie versucht zu helfen, kann der Kontakt zu einer außenstehenden, aber selbst ebenso betroffenen Person nicht selten heilsamer sein. Erfahrungen können ausgetauscht, Tipps zur Schmerzerleichterung geteilt werden  – und auch wenn es lediglich ein Gespräch ist, kann das dabei helfen, sich nicht mehr so allein mit seinem Schicksal zu fühlen. 

MUT ZUR HILFE. Gleich nach ihrer Begrüßung erzählte „Kurvenkratzer“-Obfrau Karoline Riml, wie sie von der Diagnose Brustkrebs aufgeschreckt wurde und froh war, sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Als ihr behandelter Arzt, Dr. Stefan Hiehs, einigen Patientinnen zu einer WhatsApp-Gruppe riet und Karoline den Wert des gemeinsamen Austausches erkannte, war die Idee einer Brustkrebsgruppe geboren, die dann durch die Gründung des Vereins im Frühjahr noch stärker und selbstbewusster auftreten kann. Auch wenn bei manchen Einzelheiten ihrer persönlichen Geschichte eine Träne in ihren Augen blitzte, spürten die Gäste den ganzen Abend lang ihre positive Energie und ihren Kampfgeist, die sie nun auch für andere einsetzt. Der Verein tritt gegen die Sprachlosigkeit an, die mit der Diagnose Krebs einhergeht, und hilft bei Informationen zu gesundheitlichen sowie organisatorischen Themen, bei Amtsgängen, aber auch den Angehörigen. Der Abend war trotz dem schwere Thema lustig und heiter – denn wie Karoline Riml betont, gehört das Leben nicht geträumt, sondern der Traum gelebt. 

ERST DER ANFANG. Nach dieser von Erfolg gekrönten ersten öffentlichen Veranstaltung mit musikalischer Unterstützung durch Christina Brugger und Christoph Fiegl sowie einer Mundartlesung aus dem Buch „De Leite deet dinnan in Tole“ von Gerhard Prantl, vorgetragen vom Kaoline Riml, hat die stolze Generalin des Vorstandes noch einiges in Planung. Wie eine volle Innsbrucker Olympiahalle in ein Paar Jahren, mit vielen neuen Mitgliedern mitsamt Familien – und vielleicht auch mit Helene Fischer als besonderen Höhepunkt. Mirjam und Clemens Plattner vom Gasthaus Seerose wollten übrigens aus persönlichen Gründen schon immer unterstützend mitwirken und freuten sich nicht nur, die Räumlichkeiten zu stellen, sondern auch die Einnahmen des Abends mit rund 60 Gästen dem Verein eins zu eins zu überlassen und bedankten sich auch bei ihrem fleißigen Team, das beherzt mit anpackte. 

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