Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„In Gedanken bei der Familie“

23. April 2019 | von Manuel Matt
Verunglückt in Kanada: Hansjörg Auer aus Umhausen (35)... Foto: Heiko Wilhelm
...und David Lama aus Götzens (28). Foto: Red Bull Content Pool/Manuel Ferrigato
Der Ort des Unglücks: Die Ostflanke des Howse Peak im kanadischen Banff-Nationalpark Foto: Parks Canada

Tiroler Ausnahme-Alpinisten Hansjörg Auer und David Lama in Kanada verunglückt


Immer wieder stellte er sich der Extreme, doch von seinem letzten Abenteuer wird Alpinist Hansjörg Auer aus Umhausen tragischerweise niemals berichten können: Als Teil einer dreiköpfigen Expedition wurde Auer in den kanadischen Rocky Mountains von einer Lawine verschüttet und konnte nur noch tot geborgen werden. Ebenso unter den Opfern ist das Kletter-Ausnahmetalent David Lama aus Götzens und der bekannte US-amerikanische Bergsteiger Jess Roskelley.


Mindestens eine Lawine der US-amerikanischen Kategorie 3 – also donnernde Schneemassen von einer Masse von etwa 1000 Tonnen, die ein kleines Gebäude zerstören können – erschütterte laut der staatlichen Rundfunkgesellschaft Canadian Broadcasting Corporation am Mittwoch, dem 17. April, den Bereich an der Ostflanke des Howse Peak im kanadischen Banff-Nationalpark. Eben in diesem Gebiet seien drei professionelle und hocherfahrene Alpinisten unterwegs gewesen, von denen seit Lawinenabgang jedes Lebenszeichen fehle, erklärte eine Presseaussendung von „Parks Canada“, der zuständigen Naturpark-Behörde.




...und David Lama aus Götzens (28). Foto: Red Bull Content Pool/Manuel Ferrigato

Von Anfänglicher Hoffnung...

Sofort verschafften sich Experten einen Überblick über das Gebiet, wobei die Bilder aus der Luft bald das Schlimmste vermuten ließen: Zeichen mehrerer Lawinenabgänge und mitten im Schutt mehrere Teile an Kletterausrüstung. Gefährliche Wetterverhältnisse mit starken Windböen und anhaltende Lawinengefahr verhinderten zunächst eine Suche zu Boden und etwaige Rettungsbemühungen.



...und der Traurigen GEwissheit

Angesichts der Situation müsse angenommen werden, dass niemand überlebt habe, hieß es bald darauf seitens „Parks Canada“, wobei Freunden, Familien und Lieben der Verunglückten „aufrichtiges Beileid“ gelte. Bei der Identifizierung der Lawinenopfer galt seitens der Kanadier Zurückhaltung – es handle sich um einen US-Amerikaner und zwei Europäer. Auch Peter Guschlbauer, Sprecher des österreichischen Außenministeriums, bestätigte auf RS-Anfrage zunächst nur, dass zwei Österreicher betroffen seien. Nähere Informationen würde der Datenschutz nicht zulassen, so Guschlbauer. Handeln dürfte es sich aber um die bekannten Tiroler Alpinisten Hansjörg Auer aus Umhausen und David Lama aus Götzens, wie eine Veröffentlichung auf der Internetpräsenz des Sportbekleidungsherstellers „The North Face“ aufklärt, der die Athleten als Ausrüster unterstützte. Ebenso Teil der Gruppe und somit unter den Opfern ist demnach der bekannte US-amerikanische Bergsteiger Jess Roskelley, der gemeinsam mit den Tirolern den 3295 Meter hohen Howse Peak über die Ostseite bezwingen wollte – ein abgelegenes, äußerst schwieriges Ziel, erklären „Parks Canada“-Experten. Trotz beinahe aussichtsloser Lage, vielleicht auch in der Hoffnung auf ein Wunder, wollte weder auf kanadischer noch auf österreichischer Seite offiziell von Todesfällen gesprochen werden – bis sich am folgenden Sonntag die Wetter- und Lawinensituation entspannte, Helfer endlich zum Unglücksort vordringen konnten und sich die Befürchtungen bestätigten. Niemand hat überlebt, die Bergsteiger konnten nur noch tot geborgen werden.




Der Ort des Unglücks: Die Ostflanke des Howse Peak im kanadischen Banff-Nationalpark Foto: Parks Canada

Trauer in aller Welt und in der Heimat

Schon bei Bekanntwerden des Unglücks zeigte sich tiefe Bestürzung in der international eng verknüpften Klettergemeinschaft, wie auch eine weitere „Parks Canada“-Pressemitteilung erklärt, die von einem „tragischen Ereignis“ spricht. Auf den Internetpräsenzen von Auer und Lama hüllen sich Familien, Freunde, Weggefährten und Bewunderer in Trauer und würdigen das Wirken der beiden Alpinisten, die weltweit zu den Besten gehörten. „Tiefe Betroffenheit“ äußerten die Tiroler Grünen unter Klubobmann Gebi Mair, die den Verlust „besonderer Vorbilder“, „Botschafter Tirols“ und „Mahner für den Erhalt der Tiroler Naherholungsräume“ beklagen. Auch Landeshauptmann Günther Platter trauerte auf „Facebook“ um „zwei der größten Söhne“ des Landes. „Schockiert“ zeigte sich besonders Jakob Wolf als Bürgermeister von Umhausen, der Heimatgemeinde von Hansjörg Auer, in den ersten bangen Stunden: „Wir sind in Gedanken bei der Familie“.

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