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Imst | Chronik | 7. März 2023 | Bijan Arbab

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zum RUNDSCHAU-Artikel „Baustart vermutlich 2024 – UVP-Behörde gibt grünes Licht für Kraftwerk Imst-Haiming“ (Ausgabe 9, 2023)
TIWAG-Vorstand Speckle verkündet, die „Ausübung des Raftingsports“ sei auch „künftig sichergestellt“. Dem ist zu widersprechen. Der Unterhaltungswert einer Raftingtour steigt bzw. fällt mit der Wassermenge. Entgegen der Darstellung in Ihrem Bericht ist tatsächlich bei Inbetriebnahme des Kraftwerks (um 85.000 Liter pro Sekunde) deutlich weniger Wasser im Flussbett zwischen Imst und Haiming. Daher sinkt der Spaßfaktor der Bootsfahrt drastisch. So etwas spricht sich heutzutage (z.B. online) sehr schnell herum. Der Effekt wird langfristig ein Wegsterben des Sommertourismus-Zugpferds Outdoorsport in unserer Region sein. Zahllose Arbeitsplätze und Nächtigungen im sowieso schon schlecht ausgelasteten Sommertourismus werden so wegfallen.

Hunderttausende Gäste kommen jedes Jahr im Sommer zu uns –  Rafting, Canyoning, Biken, etc. Das Alleinstellungsmerkmal der Region ist dabei der rund um die Raftingindustrie auf der Imster Schlucht pulsierende Outdoorhype. Wenn man diesen Firmen im Oberland (zwischen Reutte, Landeck und Haiming) sprichwörtlich „das Wasser abgräbt“, darf man sich nicht wundern, wenn all diese Gäste in Zukunft ihren Urlaub woanders verbringen. Die Infrastruktur des Wintertourismus im Sommer brachliegen zu lassen ist ökonomisch für alle Beteiligten schlecht, und hat auch mit Nachhaltigkeit nichts zu tun!

Tirol wird durch dieses Kraftwerk nicht unabhängig von Stromimporten. Wir brauchen im Winter mehr Strom, und da ist die Wasserkraft nicht sehr hilfreich. Momentan (1. März) sind ca. 25.000 Liter pro Sekunde im Inn bei Imst. Die Tiwag rechnet mit einer Entnahme von 85.000 Litern. Hier gehört mit offenen Karten gespielt. Eine ehrliche TIWAG Aussendung könnte meiner Meinung nach so aussehen: „Wir bauen ein Kraftwerk zwischen Imst und Haiming. Leider bringt es uns nicht weiter, was unsere Stromautonomie betrifft, weil wir ja den Strom im Winter brauchen und im Sommer eh schon mehr produzieren als wir verbrauchen. Aber mit diesem Kraftwerk erzeugen wir zu Überschusszeiten viel Strom, den wir verkaufen können, um unsere anderen Bauprojekte (z.B. Kaunertal) zu finanzieren. Unser Vorhaben wird einen wichtigen Teil des Sommertourismus in der Region innerhalb von wenigen Jahren vernichten. Aber das stört uns nicht. Unsere Jobs sind sicher. Schließlich stellen wir das alles so dar, als gäbe es keine Probleme mit unseren Bauvorhaben, obwohl wir es eigentlich besser wissen (sollten). Da wird sich schon niemand zu widersprechen trauen – was gut für die TIWAG ist, ist schließlich auch gut fürs Land!“

Natürlich brauchen wir Kraftwerke, auch wenn sie negative Effekte mit sich bringen. Aber so zu tun, als hätten wir es hier mit der eierlegenden Wollmilchsau zu tun, die auf wundersame Weise das Klima rettet, den Fischen den Bauch pinselt, unsere Abhängigkeit von Russland
beendet und sonst nichts kostet, das ist nicht ehrlich.

Bijan Arbab, Imst
Volksschullehrer und Raftingguide
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