Von Agnes Dorn
Der Wald oberhalb der Stamser Weiler Haslach, Windfang und Thannrain gehört der gleichnamigen Agrargemeinschaft und bisher wurde das geschlägerte Holz ganz klassisch mittels Traktor, Seilwinde, in mühevoller Handarbeit oder in exponierten Lagen mittels Seilbahn aus dem Wald gebracht. Auch den berühmt-berüchtigten Harvester (Holzvollernter) kennt der hiesige Waldaufseher Josef Riess bereits aus eigener Erfahrung. Doch heuer hat man sich in der Agrargemeinschaft zu einer weit bodenschonenderen Ernte entschlossen: Rund 70 Festmeter Holz hat Bezirksförster Andreas Hackl im Auftrag seines Onkels Hubert Leitner gemeinsam mit seinem Rückpferd Wickie aus dem Stamser Wald gezogen, sehr zur Zufriedenheit der Forstgemeinschaft. „Für uns als Forstbesitzer werden so die Folgeschäden der Holzbringung minimiert. Mit dem Ross kann eine entsprechend bodenschonende Gewinnung durchgeführt werden“, zeigt sich Agrarobmann Andreas Kuntner mehr als zufrieden mit der Leistung.
FITTER FORST. „Das ist die älteste und schonendste Methode der Holzbringung. Wir haben das heuer zum ersten Mal ausprobiert, bleiben aber sicher dabei“, freut sich auch Riess über das Ergebnis der Arbeit. Keine Spuren der Verwüstung, keine breiten Schneisen im Wald und besonders keine Schäden beim Jungwuchs der näheren Umgebung sind die erfreulichen Nebenerscheinungen dieser sanften Methode der Holzbringung. Zwar ist das Rückpferd kostenintensiver als die konventionelle Forstwirtschaft, doch dank einer Förderung durch das Land, das für die Mehrkosten der Holzbringung mit einer Deckelung von 17 Euro pro Festmeter aufkommt, rentiert sich diese eigentlich alte Methode durch den Wegfall der Kollateralschäden allemal. Zwischen zehn und 15 Festmeter Holz bringt der Förster mit seinem Ross an einem Arbeitstag von der Schlägerung zu den Bringstellen. Gerade in einem Waldgebiet wie jenem der Stamser Agrargemeinschaft ist die schonende Bringung ein Gewinn: Denn das insgesamt rund 90 Hektar große Waldgebiet ist zu 100 Prozent Objektschutzwald und wird als Dauerwald ökologisch bewirtschaftet: „Ich hab in den 26 Jahren, die ich als Waldaufseher tätig bin, hier keine einzige Fichte gesetzt“, zeigt Riess sich als alter Verfechter einer klimafitten Forstwirtschaft.
VERTRAUEN. Doch sowohl für die Agrarier als auch für den Holzbringer selbst ist es Neuland, was hier betreten wird: Denn Hackl ist zu seinem Wickie gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Von seinem Onkel, in dessen Auftrag er nun die Holzbringung macht, hat er das 15 Jahre alte Percheron-Kaltblut „geerbt“ und die Holzbringung erst in recht mühsamer Arbeit erlernt: „Wickie ist eigentlich ein gelerntes Kutschenross, das früher Bierwagen gezogen hat und war dann auf der Alm bei meinem Onkel. Dass er mir vertraut und ich ihm, war die größte Herausforderung“, erinnert sich Hackl an den Beginn der Zusammenarbeit. Dass er jemals mit einem Pferd in den Forst ausrücken würde, hätte er sich bis vor kurzem nie gedacht. Doch inzwischen könne er sich ein Leben ohne seinen 900 Kilo schweren Kollegen gar nicht mehr vorstellen, schwärmt der Förster.
Förster Andreas Hackl und sein Rückpferd Wickie bringen die Stämme auf bodenschonende Art aus dem Wald. Im Hintergrund die Agrarier. RS-Foto: Dorn
Mussten erst lernen sich zu vertrauen: Wickie und sein Besitzer Andreas Hackl RS-Foto: Dorn