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„Werde nicht Gesundheitslandesrat von Tirol!“

31. März 2020 | von Gebi G. Schnöll
„Werde nicht Gesundheitslandesrat von Tirol!“
Mediziner Alois Schranz berät den Krisenstab im Landhaus in vielen Fragen. Politisch tätig werden will er in Innsbruck aber nicht. Foto: medalp

„medalp“-GF Alois Schranz unterstützt den Corona-Krisenstab im Landhaus – die RUNDSCHAU bat ihn zum Interview


Im Landhaus in Innsbruck tagt derzeit der Corona-Krisenstab fast rund um die Uhr. Mit dabei ist auch Alois Schranz, Geschäftsführer und Gründer der „medalp“-Tageskliniken in Mils bei Imst, Sölden und Mayrhofen. Er ist sich sicher, dass es das Krisenmanagement noch längere Zeit brauchen wird. „Die positiven Corona-Fälle sollten aber in den kommenden Tagen merkbar rückläufig sein“, hofft Schranz. RUNDSCHAU-Redakteur Gebi. G. Schnöll führte mit dem anerkannten Mediziner ein Gespräch über die Ist-Situation und was die Zukunft bringen wird.


Von Gebi G. Schnöll


RUNDSCHAU: Sehr geehrter Herr Schranz! Vorab vielen Dank, dass Sie sich für ein Gespräch mit der RUNDSCHAU Zeit genommen haben. Immerhin sitzen Sie derzeit im Sonderkrisenstab des Landes Tirol und stehen damit fast rund um die Uhr für das gesundheitliche Wohl der Tiroler Bevölkerung im Einsatz. Was sind Ihre Aufgaben in dem Gremium?


Alois Schranz: Es gibt täglich mehrere Sitzungen zu verschiedenen Themen. Auch in den sogenannten Untergruppen bringe ich fast täglich meine Erfahrungen ein.


RS: Ganz Österreich ist mittlerweile unter Quarantäne gestellt. Wann dürfte ihrer Ansicht nach eine erste deutliche Reduktion bei den positiven Testergebnissen spürbar sein? 


Schranz: Mit einem ersten merkbaren Rückgang der Neuinfizierungen rechnet man mit Ende dieses Monats. Das ist aber nur eine Prognose.


RS: Besteht die Möglichkeit, dass die Quarantäne, die bis zum 13. April österreichweit in Kraft ist, verlängert wird?


Schranz: Das kommt ganz auf die Situation an, die sich in den Wochen bis dahin entwickelt. Die Entscheidungskompetenz, wie es weitergehen wird, liegt dann beim Bund.


RS: Sie betreiben gemeinsam mit ihren Partnern „medalp“-Standorte in Mils bei Imst, Sölden und Mayrhofen im Zillertal. Wie präsentiert sich dort jeweils die Lage?


Schranz: In Mils gibt es einen zeitlich eingeschränkten Ordinationsbetrieb, es gibt aber derzeit nur wenige Operationen und der Unfallbetrieb ist überhaupt eingestellt. Der Standort Sölden ist geschlossen, in Mayrhofen werden nur dringliche unfallchirurgische Notfälle behandelt.


RS: Die „medalp“-Geschäftsführung hat kürzlich angeboten, bei Bedarf das Krankenhaus Zams bei der Betreuung von Corona-Patienten zu unterstützen. Wie genau sieht diese Unterstützung aus?


Schranz: Wir könnten für die Betreuung von Corona-Erkrankten 22 Betten zur Verfügung stellen. Die Patienten würden von unseren Ärzten und dem Pflegepersonal betreut.


RS: Ein ähnliches Angebot kommt auch aus dem mittleren Ötztal. Schranz: Ja! Im Aqua Dome in Längenfeld könnten vorwiegend Menschen untergebracht werden, die eine 24-Stunden-Pflege brauchen und vielfach von Pflegern aus dem Osten betreut werden. Da  Pflegende aus dem Ausland derzeit nicht einreisen dürfen, bietet man im Aqua Dome eine 24-Stunden-Betreuung an. Im Kurbad in Umhausen stehen Betten und Betreuungspersonal für leichte Corona-Fälle und Patienten, die sich auf dem Weg der Besserung befinden, parat. Die Bereitschaft, mit Betten und Personal auszuhelfen, ist übrigens von Bad Häring bis ins Oberland riesig.


RS: Wie sehen sie generell den Zusammenhalt in unserem Land?


Schranz: Großartig, was sich in Tirol und allen anderen Bundesländern derzeit abspielt. Auch in allen anderen europäischen Staaten zeigen die Menschen Solidarität, bei uns ist diese aber noch viel ausgeprägter.


RS: Es gibt leider immer noch viele Unverbesserliche, die vorgegebene Gebote und Verbote ignorieren und sich  keinen Deut um die Gesundheit ihrer Mitmenschen scheren. Was sagen Sie diesen Menschen?


Schranz: Sie sollen unbedingt die Quarantänebestimmungen einhalten. Es kann und darf nicht sein, dass die Vorgaben des Landes und des Bundes ignoriert werden. Ein mit dem Coronavirus infizierter Mensch kann viele weitere Menschen anstecken. Irgendwann könnte das unser Gesundheitssystem nicht mehr schaffen. Ignoranten gefährden das Leben anderer Menschen, so etwas muss sanktioniert werden.


RS: In Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland und vielen anderen Staaten in und außerhalb Europas hat sich die Situation in den vergangenen Wochen dramatisch zugespitzt. Glauben Sie, dass sich dort die Situation schon bald verbessern könnte?


Schranz: Das Corona-Problem ist im Moment global als sehr schwierig anzusehen. Ich hoffe, dass sich die Situation in den nächsten Wochen ändert und in eine positive Richtung entwickelt. In Österreich sind wir jedenfalls auf einem guten Weg, das Problem in den Griff zu bekommen. 


RS: In den vergangenen Tagen ist der Krisenstab des Landes Tirol schwer unter Beschuss geraten. Die Kritik, dass das Corona-Hotspot Ischgl zu spät unter Quarantäne gestellt worden sei, wird immer lauter. Sogar die Staatsanwaltschaft ist in der Causa bereits aktiv geworden. Ist da etwas schiefgelaufen?


Schranz: Ich bin überzeugt, dass der Krisenstab zu jedem Zeitpunkt das getan hat, was richtig war. Landeshauptmann Günther Platter hat bereits mehrmals gesagt, dass es Tage nach schwierigen Entscheidungen leicht ist, von einigen Kritikern „das Buch von hinten zu lesen“. Platters Meinung bin ich auch.


RS: Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Sie eventuell schon bald Bernhard Tilg als Gesundheitslandesrat ablösen könnten.


Schranz: Das sind Vermutungen ohne Grundlage. Bernhard Tilg hat als Gesundheitslandesrat derzeit keine einfache Position. Ich schätze ihn sehr und bedauere es, dass er nun zu Unrecht unter Beschuss geraten ist.


RS: Würde Sie grundsätzlich eine Funktion in der Tiroler Gesundheitspolitik interessieren?


Schranz: Nein, dafür bin ich schon etwas zu alt.


RS: Was geben Sie den Tirolern für die kommende Zeit mit auf den Weg?


Schranz: Zusammenhalten, keine Panik, möglichst oft die Hände waschen und Abstand halten.


RS: Welche Spuren wird ihrer Ansicht nach die Corona-Krise hinterlassen?


Schranz: Man wird nach der Krise nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen können, es werden sich bestimmt sehr viele Dinge ändern.


Vielen Dank für das Gespräch.

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