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Wolf erneut im Hegekreis Silz von Kamera gesichtet

Der Silzer Hegemeister Wilhelm Mareiler fordert Landesregierung auf, die Haftungsfrage für den Jungwald zu klären

Er war nur kurz weg gewesen – der Silzer Wolf, der im Sommer für den Riss von mindestens 50 Schafen verantwortlich war – und wurde erst kürzlich von einer Kamera nahe der Bundesstraße in Haiming wieder ertappt. Wilhelm Mareiler, Hegemeister vom Hegekreis Silz, glaubt indes nicht, dass man dem Problem „Wolf“ mit Abschussfreigaben Herr werden könne. Der Wolf sei nun da und sei gekommen um zu bleiben, zeigt sich Mareiler überzeugt. Deshalb sei es umso wichtiger, die Haftungsfrage hinsichtlich des Jungwaldschutzes zu klären. Denn durch die nachgewiesene Nähe des Wolfes bei den Fütterungen würde das Wild diesen kontrollierten Standorten fernbleiben und sich gezwungenermaßen im Wald bedienen – Schäden an den jungen Baumkulturen seien dabei die Folge.
15. Feber 2022 | von Agnes Dorn
Wolf erneut im Hegekreis Silz von Kamera gesichtet
Vor wenigen Tagen konnte der Silzer Wolf von einer Wildkamera in der Nähe der Bundesstraße östlich der Betriebsanlage von Handl Tyrol in Haiming erfasst werden. Foto: privat
Von Agnes Dorn

Die Hoffnung, dass der Silzer Wolf nach seiner kurzen Abwesenheit tatsächlich den heimischen Wäldern fernbleiben würde, hat sich nicht bewahrheitet, wie der Hegemeister von Silz, Wilhelm Mareiler, nun mit einer Nachtbildaufnahme beweisen kann. Doch auch ohne Foto ist für ihn klar: „Schon Anfang Dezember war die Anwesenheit eindeutig an den Reh- und Rotwildfütterungen spürbar. Mehrere Tage im Dezember und Jänner blieb das Wild den Fütterungen fern und kam die darauffolgenden Tage nur zaghaft wieder.“ Die nahe der Wildfütterungen von der Jägerschaft montierten Kameras lieferten nun den Beweis: Sie belegen, dass ein Wolf die Umgebung der Fütterungen durchstreifte und bei seinen Wanderungen sogar fast bis zur Bundesstraße vordrang. Die Bezirkshauptmannschaft Imst sei bereits in Kenntnis gesetzt worden. Ob es dasselbe Tier wie im Sommer sei, könne er nicht mit Sicherheit sagen, da man eine für den DNS-Abgleich nötige Losung bisher nicht gefunden habe. Wahrscheinlich sei es aber schon dasselbe Tier, vermutet Mareiler. 

SCHÄDEN IM JUNGWALD. Vergangenen Sommer riss der Silzer Wolf 50 Schafe und war vermutlich für das Verschwinden von 50 weiteren Schafen verantwortlich. Doch das Problem, das die Anwesenheit des Wolfs verursacht, beschränkt sich nicht auf die Schafrisse. Denn der Wolf ist auch an Reh und Rotwild interessiert beziehungsweise hält er diese davon ab, sich zu den Fütterungen zu begeben. „Was macht also ein Reh oder ein Hirsch, wenn es die gewohnten Futtervorlagen nicht erreicht und somit den Hunger nicht mit Heu und Silage befriedigen kann? Es muss den Hunger im Wald stillen und die spärlich nur unter Schnee und Eis vorhandene Vegetation aufnehmen. Das hierbei auch die forstlichen Angebote nicht ausgespart bleiben, ist selbstredend“, warnt Mareiler. Den Verbiss und die Schälungen an den Kulturen im Wald werde man dann im Frühjahr sehen und sich wiederum die Frage nach der Haftung stellen müssen. Denn gemäß den Pachtverträgen sind die Pächter eines Reviers für das Aufkommen und somit für den Schutz des Jungwaldes auf ihre Kosten verpflichtet, erklärt der Hegemeister. „Die üblichen jährlich getroffenen Maßnahmen werden durch die zusätzliche Beunruhigung, die die Anwesenheit des Wolfes mit sich bringt, nicht mehr reichen und es wird zu zusätzlichen Belastungen und Beeinträchtigungen der Verjüngungsdynamik kommen“, prophezeit der Silzer und fordert die Landesregierung dazu auf, entsprechende Adaptierungen im Jagdgesetz vorzunehmen. Denn, so der Hegemeister: „Nicht jeder Jagdpächter ist ein reicher Mann.“

ABSCHUSS SCHWIERIG. Umso wichtiger sei es, neben dem Ersatz für gerissene Tiere auf der Alm auch die Jägerschaft für die indirekt durch den Wolf entstandenen Schäden im Jungwald zu entschädigen. „Es geht nicht um die Frage von ,sein oder nicht sein‘, nein, der Wolf ist in unseren Revieren und an den Rändern der Siedlungsbereiche angekommen und bildet sein Habitat immer weiter aus. Dadurch stellen sich für die Jägerschaft essentielle Fragen der Haftung, die nur der Gesetzgeber, in diesem Fall die Tiroler Landesregierung, im Jagdgesetz regeln kann“, so Mareiler. Denn der Wolf sei durch Abschuss nicht mehr in den Griff zu bekommen, was man von Seiten der Jägerschaft wisse. „Eine Bejagung des Tieres ist extrem schwierig. Bisher konnte seine Anwesenheit nur durch Wildkameras und seine Losung nachgewiesen werden. Gesehen hat ihn noch keiner.“ Der Wolf sei ein extrem menschenscheues Tier und vor allem nachtaktiv. Dass er weiterwandere, glaubt Mareiler indes nicht. Und vor allem wird es seiner Meinung nach sicher nicht der einzige und letzte „große Beutegreifer“ sein, der sich ins Oberland verirrt. 

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