Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Althergebrachtes Handwerk, hautnah erlebt

Imster Museumsverein begab sich zwei Mal auf Bildungsreise

An die 80 Mitglieder des Imster Museumsvereins erlebten unlängst eine wunderschöne, lehrreiche Tagesreise in den Bregenzerwald. So wie bei allen „Bildungsfahrten“, die Museumvereinsobfrau Maria-Luise Rampold seit rund 20 Jahren beispielhaft organisiert, war auch diesmal das Interesse riesengroß; so groß sogar, dass zweimal gefahren werden musste. Die Reise führte die wissbegierige Schar in die „Juppenwerkstatt“ nach Riefensberg, zur modern renovierten Pfarrkirche und zur „Bregenzerwälder Käsestraße“ nach Lingenau.
31. August 2021 | von Ewald Krismer
Wissbegierig erkundeten die Museumsmitglieder den von den Wiener Architekten Ernst Beneder und Anja Fischer modern gestalteten Altarraum mit dem die Apsis bestimmenden barocken Kruzifix, dem Olivenbaum aus Spanien und dem Altar aus zwölf die Apostel symbolisierenden Steinen und einem Jesus versinnbildlichenden steinernen Kreuz in der Mitte. Foto: Archiv Krismer
„Juppenwerkstatt“-Leiterin Martina Mätzler an der über 100 Jahre alten Glätt- machine. Hier bekommt der geleimte Stoff seinen Glanz, bevor er an der ebenso über 100 Jahre alten Faltmaschine seine Falten erhält. Foto: Archiv Krismer
Zuständig für die kunstvollen Stickereien ist Monika Arnold. Sie fertigt geschickt das Stecktuch „Blaetz“, das „Bändel“ und das „Müderle. Foto: Archiv Krismer
Foto: Archiv Krismer
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„D‘ Juppa“ darf nur eine gebürtige Bregenzerwälderin tragen. Im Falle einer Auswanderung wie zum Beispiel einer Verehelichung gestattet ihr allerdings die Tradition sie mitzunehmen und sie in ihrer neuen Heimat an Festtagen anzuziehen. Das „Schappale“, eine goldige Flitterkrone (Bild) darf nur bis zur Heirat getragen werden, danach nicht mehr. Foto: Archiv Krismer
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Von Ewald Krismer

Unter der fachkundigen Reiseleitung durch Andrea Bedenikovic ging es mit Busfahrer Luc von der Firma Auderer in das Vorarlberger Rheintal und dort von Dornbirn aus in den Bregenzerwald, wo die wunderschöne Landschaft und die typischen mit Holzschindeln verkleideten Häuser die reisenden Tiroler – obwohl zuhause eine ähnliche Landschaft – restlos begeisterten. Das war der Nebeneffekt der Reise. In erster Linie aber galt es die kulturelle Allgemeinbildung zu erweitern, für die die informativen Bildungsreisen des Imster Museumsvereins eigentlich gedacht sind und von den Mitgliedern hochgeschätzt angenommen werden. Mit einem exzellenten Mittagsmahl im „Wirtshus“ in Riefensberg kam aber auch die allgemeinen Gaumenfreuden nicht zu kurz.

DIE „JUPPENWERKSTATT“. Nach gut zweieinhalbstündiger Fahrt war als erste Station Riefensberg erreicht; und wer glaubt, in der dortigen „Juppenwerkstatt“ die Produktion von mancherorts als „Joppen“ bezeichnete Woll- oder Lodenjacken vorzufinden, der irrt. Vielmehr ist in Riefensberg die einzige Manufaktur beheimatet, in der noch die typische Bregenzerwälder Frauentracht nach alten überlieferten Arbeitsschritten hergestellt wird.  Sie ist in ihrer ursprünglichen Form angeblich die älteste Tracht des Alpenraums und soll sich im Laufe der Zeit fast nicht verändert haben. „D‘ Juppa“ wie die Bregenzerwälder sagen, ist ein Faltenrock mit 500 bis 600 Falten, bestehend aus einem schwarz gefärbten und mit Lederleim geleimten flandrischen Reinleinen, das in weiteren Arbeitsschritten glänzend gemacht und gefaltet wird. Um diese Falten zu fixieren, wird der bearbeitete Stoff zusammengerollt monatelang gelagert, bevor er schlussendlich verarbeitet werden kann. Heute wird die Bregenzerwälder Glanzleinenjuppe einzig und allein in der 2003 gegründeten „Juppenwerkstatt“ in Riefensberg – die sich dem Fortbestand dieser alten Tradition verschrieben hat – hergestellt.

FÜR LEIB UND SEELE. Um ein eventuell verlorengegangenes Seelenheil wiederzufinden, machte die illustre Gesellschaft einen Abstecher in die 2010 renovierte Pfarrkirche zum „Hl. Johannes der Täufer“ von Lingenau. Das ursprünglich zu Ende des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaute Gotteshaus brannte 1866 ab und wurde von 1868 bis 1871 neuromanisch wiederaufgebaut und im Jahre 1963 umgebaut und renoviert. Nun 2010 erfolgte die Neugestaltung des Altarraumes in modernstem Stil nach den Plänen der Wiener Architekten Ernst Beneder und Anja Fischer. Als letzte Station und für das Leibeswohl stand der Besuch der „Käsestraße“ in Lingenau auf dem Programm. Mit einem Film erfuhren die Damen und Herrn Mitglieder des Imster Museumsvereins das Wichtigste über die Käseerzeugung und deckten sich danach dermaßen mit gewichtigen Käsevorräten ein, „sodass der Bus Mühe hatte, bei der Heimreise über den Hochtannberg- und Arlbergpass zu kommen“ – ein kleiner Scherz zum Schluss.

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