Von Ewald Krismer
Unter der fachkundigen Reiseleitung durch Andrea Bedenikovic ging es mit Busfahrer Luc von der Firma Auderer in das Vorarlberger Rheintal und dort von Dornbirn aus in den Bregenzerwald, wo die wunderschöne Landschaft und die typischen mit Holzschindeln verkleideten Häuser die reisenden Tiroler – obwohl zuhause eine ähnliche Landschaft – restlos begeisterten. Das war der Nebeneffekt der Reise. In erster Linie aber galt es die kulturelle Allgemeinbildung zu erweitern, für die die informativen Bildungsreisen des Imster Museumsvereins eigentlich gedacht sind und von den Mitgliedern hochgeschätzt angenommen werden. Mit einem exzellenten Mittagsmahl im „Wirtshus“ in Riefensberg kam aber auch die allgemeinen Gaumenfreuden nicht zu kurz.
DIE „JUPPENWERKSTATT“. Nach gut zweieinhalbstündiger Fahrt war als erste Station Riefensberg erreicht; und wer glaubt, in der dortigen „Juppenwerkstatt“ die Produktion von mancherorts als „Joppen“ bezeichnete Woll- oder Lodenjacken vorzufinden, der irrt. Vielmehr ist in Riefensberg die einzige Manufaktur beheimatet, in der noch die typische Bregenzerwälder Frauentracht nach alten überlieferten Arbeitsschritten hergestellt wird. Sie ist in ihrer ursprünglichen Form angeblich die älteste Tracht des Alpenraums und soll sich im Laufe der Zeit fast nicht verändert haben. „D‘ Juppa“ wie die Bregenzerwälder sagen, ist ein Faltenrock mit 500 bis 600 Falten, bestehend aus einem schwarz gefärbten und mit Lederleim geleimten flandrischen Reinleinen, das in weiteren Arbeitsschritten glänzend gemacht und gefaltet wird. Um diese Falten zu fixieren, wird der bearbeitete Stoff zusammengerollt monatelang gelagert, bevor er schlussendlich verarbeitet werden kann. Heute wird die Bregenzerwälder Glanzleinenjuppe einzig und allein in der 2003 gegründeten „Juppenwerkstatt“ in Riefensberg – die sich dem Fortbestand dieser alten Tradition verschrieben hat – hergestellt.
FÜR LEIB UND SEELE. Um ein eventuell verlorengegangenes Seelenheil wiederzufinden, machte die illustre Gesellschaft einen Abstecher in die 2010 renovierte Pfarrkirche zum „Hl. Johannes der Täufer“ von Lingenau. Das ursprünglich zu Ende des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaute Gotteshaus brannte 1866 ab und wurde von 1868 bis 1871 neuromanisch wiederaufgebaut und im Jahre 1963 umgebaut und renoviert. Nun 2010 erfolgte die Neugestaltung des Altarraumes in modernstem Stil nach den Plänen der Wiener Architekten Ernst Beneder und Anja Fischer. Als letzte Station und für das Leibeswohl stand der Besuch der „Käsestraße“ in Lingenau auf dem Programm. Mit einem Film erfuhren die Damen und Herrn Mitglieder des Imster Museumsvereins das Wichtigste über die Käseerzeugung und deckten sich danach dermaßen mit gewichtigen Käsevorräten ein, „sodass der Bus Mühe hatte, bei der Heimreise über den Hochtannberg- und Arlbergpass zu kommen“ – ein kleiner Scherz zum Schluss.