Erweiterung des Pflegezentrums Imst/Gurgltal
Reue und Selbstzweifel darüber, im Kriegsjahr 1809 als Feldkurat auch Anführer der Oberländer Schützen gewesen zu sein, sollen den aus Karres stammenden Priester Stephan Krismer – im Volksmund liebevoll „Karrer Stöffele“ – bewogen haben, als Wiedergutmachung drei Klöster zu gründen. Das erste 1830 in Ried im Oberinntal und das letzte 1845 auf Kronburg bei Zams. Das zweite verwirklichte er 1834 in der Imster Pfarrgasse. Dieses Klostergebäude, das zur Hälfte unter Denkmalschutz steht, wird derzeit einer Generalsanierung und einer Neuadaptierung unterzogen.
Von Ewald Krismer
1772 steht über dem Hauptportal des unter Denkmalschutz stehenden Klostergebäudes in der Imster Pfarrgasse und benennt das Jahr seiner Entstehung als Wohnhaus samt Hauskapelle der Unternehmerfamilie Strele. Bei der Brandkatastrophe vom 7. Mai 1822 – der sich nächstes Jahr zum 200. Mal jährt – arg in Mitleidenschaft gezogen, kaufte es in weiterer Folge der Priester Stephan Krismer aus der Konkursmasse der Streles, ließ es renovieren und übergab es 1834 dem Orden der Barmherzigen Schwestern zwecks Pflege und Betreuung von Armen und Kranken.
WAS SO ALLES ZUM VORSCHEIN KAM. Der unter Denkmalschutz stehende Teil wird derzeit entkernt und anschließend einer Generalsanierung zugeführt. Der ebenfalls von Stephan Krismer dazu gebaute – von der Denkmalpflege ausgenommene – neue Teil, wird demnächst der Abrissbirne zum Opfer fallen und dann neu errichtet werden. „Letzteres wird baulich gesehen kein Problem darstellen, wohl aber der denkmalgeschützte Teil“, räumt Pflegeverbandobmann Rudolf Köll ein, während er die RUNDSCHAU durch die altehrwürdigen Innenräume führte. Was da bei der Entkernung zutage trat, verwundert nicht, wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis mit dem – unter Einhaltung der Vorgaben des Denkmalamtes – Neuausbau begonnen werden kann. Zum Vorschein kamen dicke handgehackte Balken, darunter verkohlte Balkenreste vom Brand von 1822, sogenannte Lattendecken, ungebrannte Lehmziegel, Stroh-Sägemehl-Gips-Gemisch zur Wärme- und Schalldämmung und weitere Spuren sämtlicher während der 200 Jahre erfolgten baulichen Sanierungs- und Umbauarbeiten. Alles in allem eine große Herausforderung für alle am Bau Beteiligten.
DER WIEHERNDE AMTSSCHIMMEL. „Die Fertigstellung der – mit geschätzten 15 Millionen Euro Baukosten bezifferten – äußerst wichtigen Erweiterung des Pflegezentrums Imst/Gurgltal wird voraussichtlich mit Ende 2023 zu rechnen sein“, teilte Rudolf Köll weiter mit, der zudem bedauert, dass behördliche Hürden verhinderten, mit dem Bauvorhaben wie geplant im März letzten Jahres zu beginnen. Zudem beklagt Köll, der vorrangig die Verhandlungen führt, dass auch in diesem Fall durch die vorgeschriebene EU-weite Ausschreibung die heimische Wirtschaft leiden könnte. „Meine Bemühungen werde ich aber dahingehend lenken, die regionale Wirtschaftskraft zu stärken und zu erhalten“, versprach der Pflegeverbandobmann. Für ihn und auch für die Leiterin des Pflegezentrums, Andrea Jäger, ist es ohnehin unverständlich, dass bei der Verwirklichung wichtiger sozialer Projekte wie diesem behördlich zu schwerfällig und oft nicht nachvollziehbar vorgegangen wird. Immerhin entstehen im denkmalgeschützten Trakt 18 Einheiten „betreutes Wohnen“ und im neu errichteten Flügel zwei Hausgemeinschaften für je 15 Bewohner, Kurzzeitpflege- und Tagesbetreuungsplätze.
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