Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Es ist eine Freude, in dieser Kirche zu beten

Die renovierte Karrer Pfarrkirche wurde zu einem religiösen Juwel des Oberlandes

Das Sprichwort „außen hui, innen pfui“ oder umgekehrt findet bei der neu renovierten Karrer Pfarrkirche keine Anwendung mehr. Seit den abgeschlossenen Renovierungsarbeiten präsentiert sich das Gotteshaus nunmehr als einer der schönsten Sakralbauten des Tiroler Oberlandes. Schäbig und verlottert war die Karrer Kirche St. Stephanus auch vor der Renovierung nicht, trotzdem war es wieder an der Zeit, ihr ein freundlicheres Aussehen angedeihen zu lassen. Diesen Gedanken fasste vor rund sechs Jahren Pfarrer Johannes Laichner und die Bevölkerung von Karres teilte mit dem Doktor der Theologie und der klassischen Archäologie dieses Ansinnen. Was am Ende des über ein halbes Jahrzehnt dauernden Erneuerungsprozesses herausgekommen ist, kann prachtvoller nicht sein.
9. August 2021 | von Ewald Krismer
Mit der Renovierung erlangte das Innere von St. Stephanus das Erscheinungsbild, wie es um 1736 ausgesehen hat; der Hochaltar allerdings wurde erst 1913 in barockem Stil errichtet. Foto: Archiv Krismer
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Er ist der Initiator der Generalsanierung der Karrer Pfarrkirche: Pfarrer Johannes Laichner, Doktor der Theologie und der klassischen Archäologie. Er brachte mit seinen Forschungen lang verborgen Gebliebenes der Karrer Geschichte ans Tageslicht. Foto: Archiv Krismer
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Das Äußere des Gotteshauses erfuhr die Wiederherstellung der einstmaligen spätgotischen Ansicht. Für die sichtbar gemalten Ecksteine am Kirchturm konnten beziehungsweise können diese durch eine Patenschaft übernommen werden. Foto: Archiv Krismer
Von Ewald Krismer

In das Jahr 1099 datiert die erste urkundliche Erwähnung von „Cherres“, fand Pfarrer Johannes Laichner heraus; also rund 200 Jahre früher als wie bisher angenommen 1288. Der erste schriftliche Hinweis auf die Kirche zum heiligen Stephanus stammt aus dem Jahre 1447. Seitdem erfuhr das Gotteshaus immer wieder bauliche Veränderungen, wie Recherchen Pfarrer Laichners ergaben: Sei es 1506 der Kirchturmbau, 1583 die Verlängerung der Kirche um den Altarraum oder die 1666 erfolgte Erweiterung des Langhauses um zwei Seitennischen sowie 1736 die Barockisierung des Innenraumes. So wie jetzt wurde auch 1908 eine Innen- und Außenrenovierung der Kirche vorgenommen und 1913 erfolgte die Errichtung des heutigen Hochaltares in barockem Stil. 55 Jahre später 1963 geschah abermals eine Restaurierung des Kirchinneren und 1976 bis 1978 eine Außenerneuerung samt Entfernung der bunten Kirchenfenster und dem Ersetzten des hölzernen Helms durch eine Eisenkonstruktion und der Neueindeckung des Kirchturmdaches. 1984 bekam das Innere des Gotteshauses einen Neuanstrich, einen Steinboden, neue Kirchenbänke, Volksaltar samt Ambo sowie eine Heizung und 1999 wurde die Orgel einer Generalsanierung unterzogen.

DIE SPENDEFREUDIGE KARRER BEVÖLKERUNG. Nun, der letzte Erneuerungsprozess wurde heuer abgeschlossen und vor zweieinhalb Wochen beim Karrer Kirchtag ausgiebig gefeiert. Bereits 2015 war die Renovierung des Kircheninneren fertiggestellt und durch den damaligen Bischof Manfred Scheuer würdig seiner Bestimmung übergeben. Die RUNDSCHAU berichtete damals darüber. Nicht weniger würdig erwies sich die Segnung und Weihe des Kirchenäußeren durch Pfarrer Laichner selbst, ist das Gotteshaus doch sein Liebkind, das er zusammen mit der Karrer Bevölkerung nunmehr in alter Frische erstrahlen lassen kann. Dabei bemerkenswert und für den Pfarrer erfreulich ist, dass von den Karrer Bürgern für die Innen- und Außenrenovierung jeweils 40.000 Euro in den Spendentopf geflossen sind und das bei einer Bevölkerungszahl von gerade einmal rund 600. Die Sanierungskosten beliefen sich für Innen auf 320.000 Euro und Außen auf 330.000 Euro. Während das Innere von St. Stephanus auf das Aussehen des Jahres 1736 zurückgeführt wurde, erfuhr das Äußere die Wiederherstellung der früheren spätgotischen Ansicht samt Vergolden des Kirchturmschmuckes und Anstrich des Kirchturmdaches. Nicht unerwähnt bleiben soll zudem die Neugestaltung des Friedhofes.

FUNDE AUS FRÜHEREN ZEITEN. Bei den Grabungsarbeiten entdeckt wurden unter der Sakristei Kindergräber aus dem 19. Jahrhundert und am Fundament der nördlichen Außenwand sterbliche Überreste von Toten, die noch im alten Friedhof bestattet wurden, der unter der heute nördlich der Kirche verlaufenden Straße lag. Beide Funde wurden unter nochmaliger Einsegnung an Ort und Stelle belassen. Ebenfalls zum Vorschein kam auf der nördlichen Seite in Höhe der Apsis ein steinerner Türbogen, dessen Datierung und Zweck nicht eruiert werden konnte. Fast schon als sensationell erwies sich der Fund der ältesten Zeichnung von Karres. Diese sogenannte „Rötelzeichnung“ (Mischung aus Ton und Hämalit) zeigt einen Landsknecht mit Hellebarde und stammt aus der Zeit zwischen dem Baubeginn des Turmes 1506 und 1582 als vermutlich später hinzugefügte Jahreszahl. Leider wurde das „Graffiti“ teilweise mutwillig zerstört.

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