Palmsonntag heißt in Imst seit Urzeiten Wettkampftag. Auch heuer maßen sich wieder fünf Gruppen, wer mit der längsten Palmlatte an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern darf. Gab es in der Vergangenheit jeweils eindeutige Sieger, so gab es dieses Mal gleich zwei. Der ganzen Vermessungsprozedur aber ging eine schöne, der Tradition gerecht gewordene Palmprozession voraus.
Von Ewald Krismer
Während die kleinen Palmlatten und Palmbuschen den Weg von der Pfarrkirche bis zur Johanneskirche und dann den Kreuzweg entlang übers Bergl bis zur Pestkapelle gingen, nahmen die langen Latten die Abkürzung über die Vogelhändlergasse. Von den fünf Langlatten-Gruppen aber nur drei. Die „Sirapuit-Latte“ und die „Spitzäcker-Latte“ nahmen – so wie jedes Jahr – ebenfalls den beschwerlichen Weg über den Kreuzweg in Angriff. Ihnen dürfte es vermutlich nicht darum gehen, die längste Palmlatte zu haben, eher fühlen sie sich der religiösen Tradition verbunden.
Nachdem er zuvor in der Pfarrkirche die Palmsonntagsmesse gelesen hatte, ging Stadtpfarrer Alois Oberhuber – gefolgt von einigen Ministranten und Kirchendienern – der Prozession voraus. Trotz verhältnismäßig wenig Palmlatten und Palmbuschen ergab sich ein einigermaßen farbenprächtiges Bild. Die Menschenmenge selbst war aber eine große.
Nach der Segnung der langen Latten bei der Pestkapelle – alle anderen wurden ja im Rahmen der Messe gesegnet – ging es zurück zum Gasthof Hirschen, wo Bürgermeister Stefan Weirather über die Siegerlatte zu entscheiden hatte. Erstmals, zumindest so weit man sich erinnern konnte, lagen zwei Gruppen gleich auf. Es ging dabei um Nuancen über Sieg und Niederlage. Zum Schluss erklärte der Bürgermeister mit einem salomonischen Urteil die „Roller-und-Scheller-Latte“ und die „Emil-Bäck-Latte“ zu gemeinsamen Siegern mit jeweils 34,5 Metern. Die „Zebisch-Latte“, die Dritte geworden wäre, räumte unter Protest vorzeitig das Feld. Sie beharrt auf ein angeblich vor fünf Jahren vereinbartes Kriterium, nämlich die überdimensionalen Palmlatten stehend und nicht liegend zu messen, denn für sie ist jene Latte die Siegerlatte, die am höchsten in den Himmel ragt. Es wurde ob dieser Umstände noch heftig debattiert, jedoch am Ende ging es aber dann aber friedlich in den Gasthof Hirschen, wo es für alle das obligate „Wirschtl und a Saftle“ gab, das die Stadtgemeinde wie jedes Jahr üblich springen ließ.