Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Steinböcke für das Pitztal

Einsetzen von Jungtieren im Steinbockzentrum St. Leonhard

Das vom Regionalen Wirtschaftsprogramm geförderte Projekt Steinbockzentrum in St. Leonhard bekam die ersten Tiere für das Hauptgehege und den Kernpunkt der Ausstellung vom Innsbrucker Alpenzoo geliefert. Zwei weitere Tiere aus dem Augsburger Wildpark sollen etwas später noch dazukommen. Die Projektbetreuer hoffen auf gesunde Eingewöhnung.
30. Juni 2020 | von Martin Grüneis
Begeistert über den Transport und das Einsetzen der ersten Steinböcke, erprobten Bürgermeister Elmar Haid nebst Gattin Traudi (l.), TVB-Vorstand Gerhard Haid und Ernst Partl (v.l.) vom Naturpark Kaunergrat den Erkundungspfad im Gehege. RS-Foto: Burger
RS-Foto: Burger
Von Mel Burger

Sieben Jungtiere des stolzen Steinwildes bevölkern nun das neu erbaute Steinbockzentrum in St. Leonhard –das lang geplante und gut vorbereitete Projekt der Gemeinde St. Leonhard, das dem Pitztal eine neue Attraktion für Einheimische und Touristen bieten soll, bekam seine ersten Bewohner vom Alpenzoo Innsbruck zugestellt. Schon vor 60 Jahren versuchte das hintere Pitztal, den Steinbock in einem Gehege neu anzusiedeln. Das Unterfangen scheiterte jedoch an mangelnder Erfahrung und Wissen über parasitär verursachte Krankheiten. Nach der Erkenntnis, dass sich die Tiere mit dem Verspeisen von Kräutern in der freien Wildbahn selbst heilen und vor Krankheiten schützen, wurden damals die letzten verbliebenen Tiere in die Freiheit entlassen  – was wiederum maßgeblich zu der nun größten Steinbock-Kolonie der Ostalpen mit ungefähr 1300 Tieren maßgeblich beigetragen hat. 

PROJEKT. Das Steinbockzentrum soll neben einer Attraktion für Besucher von nah und fern auch ein Informationszentrum für Forscher und Jäger werden, wobei auch Vorträge und Lehrveranstaltungen geplant sind. Neben einer großen zeitgeschichtlichen Ausstellung an Fotos und Berichten über die Population der Steinböcke im Pitztal im Hauptgebäude wird auch ein Restaurant mit Terrasse, ein Kinderspielplatz und Kleintiergehege geboten. Das 3800 Quadratmeter große Steinbockgehege selbst ist für Besucher über einen vorgegebenen Pfad begehbar, was ermöglicht, die Steinböcke in ihrem naturnahen Habitat zu erleben. Im unteren Bereich befindet sich neben der Futterstelle auf Natursteinboden ein Futterraum mit einem abtrennbaren Platz für Gesundheitschecks und medizinische Fürsorge. Zusätzlich zum angelegten Areal aus Fels erstreckt sich übrigens auch eine satte Grünfläche, die sich bis zu einem Waldausläufer mit Wurzeln und Klettermöglichkeiten erstreckt, um den Tieren alle Bodengegebenheiten wie in ihrem gewohnten Umfeld zu bieten. 

TRANSPORT. Nachdem die Gruppe von sieben Tieren am Vormittag im Alpenzoo mit Ruhe und Geduld, aber ohne Betäubung eingefangen und ins hintere Pitztal gebracht wurde, wurden  die Kisten halbkreisförmig im Gehege aufgestellt, wobei zuerst zwei Kitze im Alter von einer und vier Wochen freigelassen wurden. Danach folgte nach zwei einjährigem und zwei zweijährigem Steinböcken auch ein dreijähriges Exemplar, dessen beeindruckende Hörner freilich an das Wappen von St. Leonhard erinnern. Die etwas scheuen Geißen eroberten sofort den oberen Teil des geräumigen Geheges, während der Bock schon nach wenigen Minuten begann, in der Nähe seiner Bewunderer alles zu erkunden – und das einwöchige Kitzlein zum Entzücken der Gäste neugierig im Fütterungsbereich verweilte. 

ERÖFFNUNG. Bürgermeister Elmar Haid, der den ganzen Transport begleitet und sogar kräftig beim Abladen geholfen hatte, zeigte sich sichtlich stolz über die tierischen Neuzugänge in seiner Gemeinde und verkündete die sanfte Eröffnung des Steinbockzentrums ab Mitte Juli, gefolgt von einem Fest im September als offizieller Startschuss. Der Biologe Dirk Ullrich vom Innsbrucker Alpenzoo hofft derweil, dass sich nach einer Eingewöhnungszeit auch Nachwuchs bei den Steinböcken ankündigen könnte. Geplant ist übrigens, noch zwei weitere Jungtiere aus dem Augsburger Wildpark im Pitztal zu integrieren, was aber erneut eine genaue Planung und eine äußerst gewissenhafte Gesundheitskontrolle voraussetzen wird. Gemeinsam wird’s dann aber wohl zu schaffen sein, stand die Freude an diesem Tag – angesichts der geglückten Zusammenarbeit aller Beteiligten – doch nicht nur Ernst Partl vom Naturpark Kaunergrat ins Gesicht geschrieben, der das Projekt von der ersten Minute an begleitete.
Steinböcke für das Pitztal
Stolz überblickte der dreijährige Steinbock schon nach wenigen Minuten sein neues Reich. RS-Foto: Burger

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