Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Arme Schweine

30. Juni 2020 | von Meinhard Eiter
Arme Schweine
Liebe Freunde des Tier- und Menschenschutzes!

Für die Fleischesser unter uns hier ein paar schockierende Fakten: Im Imperium des deutschen Großindustriellen Clemens Tönnies werden jährlich mehr als 20 Millionen Schweine geschlachtet. Das Unternehmen macht damit circa sechs Milliarden Euro Umsatz. Die etwa 7000 Mitarbeiter kommen großteils aus Rumänien, Bulgarien und Polen und leben in Massenunterkünften. Zuletzt wurden gut 1300 von ihnen mit dem Coronavirus infiziert. Obwohl Experten behaupten, das habe auf das Fleisch keinerlei Auswirkungen, klingt die Sache ziemlich unappetitlich. Der vermeintliche Lebensmittelskandal ist jedenfalls arbeitspolitisch höchst bedenklich. Der Schweinekönig steht in Verdacht, seine Metzger kaum besser als seine Tiere zu behandeln. Mitschuld sind wohl auch wir Schnitzel- und Wurstsemmelesser. Weil wir die Ernährungsklassiker immer und überall zu möglichst billigen Preisen haben wollen. Deutschlands berühmtester Schlachter verkauft übrigens nicht nur Schweinshaxen. Er ist auch Präsident des Fußballclubs Schalke 04. Und handelt als solcher mit menschlichen Beinen. Der Profifußball ist eine der letzten Bastionen des legalen Menschenhandels. Und der Kilopreis für begabte Kicker – wie den Ötztaler Alessandro Schöpf – ist weit höher als der von Ebern und Säuen. Trotzdem ist der Traditionsverein im Ruhrgebiet schwer verschuldet und aktuell mit fast 200 Millionen Euro in der Kreide. In der Veltins-Arena, dem nach einem Bier-Giganten benannten Stadion, herrscht derzeit menschenleere Geisterstimmung. Normalerweise jubeln dort bis zu 62000 Fans ihren Kickern und deren Schweinepapst zu. Covid-19 macht keinen Halt vor Ställen und Arenen. Es mistet gnadenlos aus. Damit es nicht länger zum Himmel stinkt!

Meinhard Eiter

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