Liebe Freunde der lockeren Unterhaltung!
Wir alle kennen das. Im Freundeskreis, am Stammtisch oder Zuhause in der Küche. Wir ratschen und tratschen. Nicht selten über gemeinsame Bekannte. Es wird geblödelt und gewitzelt. Die Persönlichkeit von nicht Anwesenden analysiert, zerlegt und bewertet. Gelacht und gemunkelt. Meist wohlmeinend. Aber auch nicht selten vernichtend. Irgendwie verfolgt das Ganze ja auch den Zweck, sich über das Erzählen der Nachteile anderer selbst in ein besseres Licht zu stellen. So ein Vorurteil in allen Details und Facetten so richtig herrlich zu kultivieren macht schon Spaß. Nicht nur der Charakter und andere Persönlichkeitsmerkmale wie Bildung, Emotionalität und Ähnliches werden durchgekaut. Nein. Auch Frisur, Figur, Kleidung, Ernährungsgewohnheiten, Suchtverhalten und dergleichen wird der Bewertung unterworfen. Ich muss zugeben, dass ich das auch sehr lustig finde. Und ich so manch Besprochenes für meine Selbstreflexion verwende. Was man auf Dauer nur mit Ironie, also der Kunst über sich selbst zu lachen, aushalten kann. Mittlerweile habe ich mir bei solchen Gesprächen eine Selbstkontrolle auferlegt. Wenn das Stadium erreicht wird, dass die solcherart „Ausgerichteten“ nur noch als Dummköpfe, Deppen, Lügner oder eben mit einem A-Wort, das an eine unserer wichtigsten Körperöffnung erinnert, beschrieben werden, steige ich aus. Das ist dann der Punkt, der mich an Ferdinand Raimunds Hobellied erinnert: Da streiten sich die Leut herum oft um den Wert des Glücks, der eine heißt den anderen dumm, am End‘ weiß keiner nix. Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alle gleich. Will heißen: Alles, was wir über andere sagen, könnte auch über uns gesprochen werden. Man hat es also selbst im Mund, wo man dazu gehört!


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