Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Busreise zum Virus

22. März 2021 | von Meinhard Eiter
Busreise zum Virus
Liebe Freunde gesundheitspolizeilicher Ermittlungen!

In Zeiten von Ausgangssperren und Reisebeschränkungen geriet jüngst eine Ausflugsfahrt vom Pitztal nach Wien in den Fokus hoch emotionaler Diskussionen. In etwa zu jenem Zeitpunkt, als man unserem Landeshauptmann eine Dienstreise ins Kanzleramt über das deutsche Eck versagte, lud ein Busunternehmer aus Arzl zu Demonstrationsfahrten in die Bundeshauptstadt. Tage später schnellten im Heimatort des Reiseveranstalters die Infektionszahlen derart in die Höhe, dass die Behörden ein Ausreisen nur noch mit negativen Covid-19-Tests erlaubten. Worauf die solcherart in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Arzler fuchsteufelswild wurden. Die Behauptung, es handle sich hierbei um einen organisierten Virus-Schlepper-Ring, war nur eine von vielen unsanften Kommentaren zu den Busreisen für Querdenker. Auch der Klubobmann der Tiroler Grünen kritisierte die besagte Fahrt ins Blaue scharf. Worauf der Parteiobmann der FPÖ für den Fall, dass sich diese Vorwürfe als haltlos erweisen sollten, einen Rücktritt des Anklägers forderte. Inzwischen ermitteln Beamte der Bezirkshauptmannschaft. Der Beschuldigte, ein sich mit Andreas-Hofer-Bart inszenierender Gegner der staatlichen Virusbekämpfung, rechtfertigte sich. Seine Mitfahrenden seien alle getestet. Im Bus würde nur gesungen und gebetet. Und Leute, die politische Parolen grölen, seien aufgefordert, mit dem Zug nach Hause zu fahren. Masken tragen seine Fahrgäste keine. Das würde das Beten und Singen erschweren. Solange das Ermittlungsverfahren läuft, gilt im konkreten Fall natürlich die Unschuldsvermutung. Und im Falle eines Freispruchs wäre klar: Wir Tiroler hätten einmal mehr alles richtig gemacht – und die in Wien haben uns endlich kennengelernt!

Meinhard Eiter

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben