Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Das Kino im Kopf

10. Mai 2021 | von Meinhard Eiter
Das Kino im Kopf
Liebe Freunde der persönlichen Bewertung von Politikern!

Viele von euch werden das kennen: Du kommst aus dem Kino, einem Theatersaal oder einer Konzerthalle. Voller Eindrücke im Kopf. Und dann fragt dich dein Nebenstehender: Hat es dir gefallen, was sagst du dazu? Ich empfand das immer als sehr unangenehm. Und beantwortete die Frage meist höflich mit einem belanglosen Stehsatz. Aber gedacht habe ich mir eigentlich immer: Am liebsten würde ich jetzt gar nichts sagen müssen! So erging es mir auch in den vergangenen Tagen, als mich Freunde und Verwandte nach dem Rücktritt zweier Mitglieder der Tiroler Landesregierung nach meiner Einschätzung fragten. Ich antwortete: „Bitte seid mir nicht böse: Ich habe dazu keine Meinung. Es betrifft mich persönlich nicht. Und es wird mein künftiges Leben nicht verändern!“ Schweigen im Walde. Betroffene Blicke. Betretene Mienen. Ein allseits bekannter politischer Mensch ohne Haltung? So etwas geht wohl gar nicht. Beinahe hätte mich schon das schlechte Gewissen gepackt. Aber nachdem ich mehrfach in mich hineingehört hatte, fühlte ich mich bestätigt: Mir ist das wurscht. Völlig egal. Blunzn. Es ist passiert, was laufend geschieht: Menschen, die Ämter und Würden tragen, kommen und gehen. Nicht mehr und nicht weniger. Also Meinung habe ich dazu wirklich keine. Aber ein Bauchgefühl. Und das sagt mir: Da werden sich zwei Menschen wohl befreit fühlen. Und den beiden Neuen wünsche ich nur das Allerbeste. Denn ab jetzt stehen sie im Fokus der Bewertung. Werden beobachtet und beurteilt. Bewundert und beneidet. Wie auch immer. Sie spielen ab sofort eine Rolle. Wie im Film. Oder im Theater. Vielleicht ernten sie sogar Applaus. Aber sie müssen auch damit rechnen, ausgepfiffen zu werden. So ist das auf öffentlichen Bühnen! 

Meinhard Eiter

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben