Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Marderbaby Elsa

6. April 2021 | von Meinhard Eiter
Das Marderbaby Elsa
Liebe Freunde von Geschichten, die das Leben schreibt!

Unlängst piepste und raschelte es im Dachboden des Hauses unserer Tochter. Das spannende Rätselraten fand eine krabbelnde Auflösung. Plötzlich kroch ein lebendiger Findling das Stiegenhaus herunter. Ein Tierbaby. Einsam, hilflos und verlassen. Die Aufregung war groß. Zuerst wussten Anna, Benny, Lila und Juri nicht, was sich da in ihr Heim eingeschlichen hatte. Ein Maulwurf? Oder gar ein unter Naturschutz stehender Siebenschläfer? Ein über WhatsApp im Verwandten- und Freundeskreis versandtes Bild brachte Aufschluss. Eine Bekannte der Freundin unseres ältesten Sohnes, die erst kürzlich die Jagdprüfung gemacht hat, wusste zu berichten: Das ist ein junger Marder! Während des neugierigen Wartens auf diese Information machten sich in der jungen Familie herzzerreißende Emotionen breit. Unseren Zweieinhalbjährigen brachte das Baby ohne Mama den Tränen nahe. Spätestens als unsere Fünfjährige den Neuankömmling liebevoll Elsa taufte, war klar: Diesem Lebewesen ein unromantisches Ende zu bescheren, geht gar nicht! Und so rief unser Schwiegersohn beim Tierschutzverein an, der auch gleich zwei Helfer schickte. Diese erklärten, wie man das Tier füttert. Und regten an, eine Nacht zu warten, um zu schauen, ob nicht doch noch die Mardermama auftaucht. Letztendlich brachte der Menschenpapa das Waisenjunge um 23.30 Uhr (!) zum Bahnhof, wo ein Schaffner den Transport zu einer Wildtierpflegerin übernahm. Unseren Enkeln wird das lange in Erinnerung bleiben. Sie werden dereinst erzählen, dass das zu einer Zeit war, als Menschen, die nicht aufeinander schauten, eine Pandemie auslösten. Bleibt zu hoffen, dass der Marder dankbar ist. Und nicht gleich in jedes Motorkabel beißt!

Meinhard Eiter

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