Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die gute, alte Zeit

21. April 2020 | von Meinhard Eiter
Die gute, alte Zeit
Liebe Freunde der differenzierten Weltbetrachtung!
 
In Krisenzeiten neigen wir zum Pessimismus. Wer sich um die Zukunft Sorgen macht, glorifiziert nur allzu gerne die Vergangenheit. Früher war alles besser. In der guten, alten Zeit. Das Gestern zu verklären, um dem Morgen Grauen und Schrecken zu verleihen, ist das Heute-Credo der Verschwörungstheoretiker. Ich bin keiner. Weil ich ein wenig die Geschichte kenne. Vor 75 Jahren war Zweiter Weltkrieg. Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Auch in den Jahrhunderten zuvor, bis zurück ins Mittelalter, war es ganz schön blutig. Hexenverbrennungen. Völkermorde. Hungersnöte. Pest und Cholera. Keine gute Zeit! Eben diese erlebt nur unsere Generation. Demokratie. Wohlstand. Meinungsfreiheit. Gleichberechtigung. Nicht nur für Mann und Frau. Auch für Intelligente und für Dumme. Letztere dürfen sich sogar in politischen Parteien organisieren. Und einen beträchtlichen Marktanteil abholen. Je besser es uns geht, desto stärker der Zulauf für Prediger des Weltuntergangs. Das Virus hat diesen Prozess zuletzt ein wenig eingedämmt. Denn die Populisten wissen nur solange alles besser, solange das Meiste gut ist. Rechts wie links. Ja, ja. Die gute, alte Zeit. Einige von uns schwärmen heute noch von der gesunden Watschen. Damals wurde mit Kindern nicht diskutiert. Man schlug sie. Auf den Hintern. Und ins Gesicht. Da war die Welt für viele noch in Ordnung. Himmelblau und sonnig. Wie auf Ibiza. Dort durfte man bis vor einem Jahr auch noch fast alles. Im Moment kommt man auf diese Insel der Seligen gar nicht mehr hin. Außer man hätte was Wichtiges zu erledigen. Helfen. System erhalten. Die Kronenzeitung verkaufen. Oder Maulkörbe verteilen? Nein. Statt denen haben wir jetzt Schutzmasken!

Meinhard Eiter

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