Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Fäkale Innovation

31. August 2020 | von Meinhard Eiter
Fäkale Innovation
Liebe Freunde von Garnelen und Prosecco!

Selbst die nobelsten Speisen und Getränke bleiben nicht ewig in unserem Körper. Unappetitlich formuliert endet unsere Nahrung letztlich in kommunalen Kläranlagen. Das hat uns bis vor Kurzem nicht weiters interessiert. Neuerdings freilich gewinnen Fäkalien enorm an Bedeutung. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man im Abwasser Rückstände des Virus SARS-CoV-2 feststellen kann. Dies könnte helfen, künftig sogenannte Corona-Hotspots über ein Frühwarnsystem rechtzeitig zu erkennen. Im leidgeplagten Tourismusort Ischgl sind entsprechende Versuchsmodelle bereits im Gange. Die Paznauntaler reagieren damit hochintelligent auf ein Krisenszenario, das den Skiort jüngst mehr berüchtigt denn berühmt gemacht hat. Der Volksmund weiß: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Doch die Ischgler reagierten nicht mit Gejammer. Sie wurden aus Schaden klug! Während die Politik noch zaudert, haben die Verantwortlichen in der Gästemetropole bereits klare Spielregeln für den Kampf gegen Covid-19 aufgestellt. Masken, Desinfektion, Registrierung der Gäste und andere Maßnahmen lässt sich die Seilbahngesellschaft eine Stange Geld kosten. Auch die Erforschung der Exkremente wird im Dorf, das weltweit durch die höchste Dichte an Hauben-Restaurants besticht, ernst genommen. Das ist gut so. Und bietet weitere Chancen. Denn das Abwasser hat als Informationsquelle noch andere Möglichkeiten. Darin können nicht nur Rückstände von Bockwurst und Weißbier festgestellt werden. Auch der Konsum von Drogen könnte über Proben aus der Kläranlage aufgedeckt werden. Für den Ballermann wäre das sprichwörtlich eine verdammte S.....e. Für den Fremdenverkehr im Heiligen Land wäre das wie reinigendes Weihwasser!

Meinhard Eiter

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