Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Frühlingsbräune

15. März 2022 | von Meinhard Eiter
Frühlingsbräune
Liebe Freunde der gesunden Hautfarbe!

Jüngst kam eine Arbeitskollegin ins Büro. Braun gebrannt. Entspannt. Strahlend. Wie das blühende Leben. Ich fragte sie, ob sie im Urlaub war. Nein, in Quarantäne, antwortete sie. Zehn Tage abgesondert von der Außenwelt. Das Virus Covid-19 zwang sie zur Ruhe. Erst fühlte sie sich, wie sie sagte, frustriert und weg gesperrt. Dann machte sie aus der Not eine Tugend. Urlaub auf Balkonien. Mit einem guten Buch. Und am Ende einem Aussehen, das dir sonst nur ein einwöchiger Skiurlaub auf sonnigen Pisten garantiert. Letztlich sei es zudem schön gewesen, mit den Kindern stressfrei zu plaudern, verriet die vierfache Mutter. Für mich war diese kleine Alltagsgeschichte eine Aufmunterung in schwierigen Zeiten zwischen Virusplage und Krieg. Ich erinnerte mich an meine Jugend. Damals hatten wir Burschen im Dorf, die sich im Frühling nur mit Badehose bekleidet am Berg in Schneefelder legten. Glänzend eingeschmiert mit Tiroler Nussöl. Mit dem Effekt, dass sie Samstag Abend schick gekleidet im weißen Hemd, bestrahlt durch das violett leuchtende Licht der Disco-Lampen die bewundernden Blicke der Mädchen anzogen. Erst später erfuhren wir, dass das Vitamin D der Sonnenstrahlen zwar stimmungsaufhellend sei, ein Übermaß an UV-Strahlen aber sogar zu Hautkrebs führen kann. Was mich als Gasthaushocker in meinem Tun und Handeln freudig bestätigte. Ein weißes Gesicht ist nicht so übel wie man glaubt. Ganz im Gegenteil. Die noble Blässe ist gesund. Sagen zumindest die Hautärzte. Aber diese meine Gedanken stammen noch aus der Zeit vor der Pandemie. Damals haben wir noch den Medizinern geglaubt. Ich werde das überprüfen. Und demnächst nach Haiming fahren, um mir die runzligen Gesichter der einstigen Schönlinge anzuschauen.

Meinhard Eiter

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