Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Geißlein und Wildkatzen

16. Juni 2020 | von Meinhard Eiter
Geißlein und Wildkatzen
Liebe Freunde der tierischen Widerspenstigkeit!

Viecher halten sich nur ungern an von Menschen auferlegte Regeln. Das zeigen uns Bären und Wölfe, die Grenzschließungen und Reisewarnungen missachten. Auch die kratzende Kralle in Gestalt des Luchses widerspricht neuerdings dem Fluch schwindender Naturräume und schleicht tückisch durch unser Unterholz. Mitunter ist dieses tierische Verhalten eine Parabel für menschliches Versagen. Erst jüngst fauchte eine Umweltschützerin wie eine Wildkatze einen hochrangigen Politiker an, der aus einem rauschenden Bach ein energiegeladenes Kraftwerk bauen will. Der durch die Frau bedrohte Mann bediente sich tollpatschig der Schlauheit des Fuchses und legte einen Köder aus. Selbiger, der hierzulande in der Jägersprache „Luada“ genannt wird, entpuppte sich als ein mit Platzpatronen geladener Schießprügel, dessen Schuss nach hinten los ging. Was dazu führte, dass sich die ranghöchsten Tiere des Reservates zu einer Krisensitzung versammeln mussten. Die acht Geißlein, wie die Märchenfiguren der Landestheaterregierung seither heißen, versprühten Harmonie im Gebüsch. Wildwässer seien kein Ort, an dem faule Eier gelegt werden dürfen. Und Drohgebärden von bissigen Minitigerinnen dürfen nicht durch männliches Balzverhalten markiert werden. Weil ja sonst der Hormonhaushalt durcheinander kommt. Der Wild-West-Fonds (WWF) hat daher jetzt in Tirol den Koala-Bär ausgesiedelt – zur Rettung des Koalitionsfriedens. Diese Charta ist auch ein Memorandum in Erinnerung an den legendären Schwein-Sager unseres Altlandesjägers. Auch wenn die Familie der Schweine aus Eberln, Säuen und Ferkeln besteht, darf der Chef der Ziegen kein Bock mehr sein. Das schützt vor der Gefahr, dass wieder einmal ein Kitz ins Loch fällt!

Meinhard Eiter

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