Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Pakete und Wellen

17. November 2020 | von Meinhard Eiter
Pakete und Wellen
Liebe Freunde der Wortzerlegung!

Krisen verändern unsere Sprache. Plötzlich ist etwas Positives ziemlich negativ. Zumindest bei Virustests. Und selbst das stimmt nur bedingt. Weil so mancher von uns mittlerweile ja bereits glaubt, es wäre gut, wenn man schon positiv gewesen wäre. Zugegeben: Auch das ist eine Denkweise, die man Einzelnen zugestehen darf. Die Politik freilich muss an alle denken. Und eine Sprache finden, die im besten Fall warnt, aber nicht verängstigt. Und so werden mitunter Begriffe, die wir in unseren Hinterhirnen durchaus positiv abgespeichert haben, dafür verwendet, Negatives abzuwenden. Seit dem populistischen Ausrufen der Flüchtlingskrise reden wir von einer Migrationswelle. Bei Corona droht uns jetzt sogar schon die zweite Welle. Für mich waren bis vor ein paar Jahren Wellen noch etwas Glücksstiftendes. Damals, als ich noch ans Meer durfte, stand ich im salzigen Wasser und genoss freudig die auf mich zukommenden Wogen. Zu jener Zeit gab es auch noch Fußball mit Publikum. Und Laola – die Welle der Begeisterung! Bis vor Kurzem nahm ich Pakete als Geschenke wahr. Neuerdings schnüren freilich auch Politiker immer öfter Pakete. Als Sammelbegriff für Bündel von Maßnahmen. Jüngst servierte uns der Innenminister ein Anti-Terror-Paket. Das erweckt ein ungutes Bauchgefühl. Konkret: Die Furcht vor Bombenanschlägen. Da „schnüren“ nah bei „schüren“ liegt verknüpfe ich das mit Feuer. Und beim Zündeln denke ich an den Teufel. Was soll ich tun, um dieser Gedankenfalle zu entrinnen? Als Beschützer meiner Seele zwinge ich mich, Negatives aus meinem Kopf zu vertreiben. Als ein von Haus aus positiver Mensch denke ich selbst bei „haarigen Angelegenheiten“ nur das Beste. Wie an die einst so wunderschönen Locken der Dauerwelle meiner Mama!

Meinhard Eiter

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