Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Rudi, Rudi gib acht!

19. April 2021 | von Meinhard Eiter
Rudi, Rudi gib acht!
Liebe Freunde menschlicher Politiker!

Viele von uns kennen das. Du wachst in der Früh auf. Und hast plötzlich einen Ohrwurm im Kopf, den du den ganzen Tag nicht mehr los wirst. Dieser Tage war das bei mir der Refrain „Rudi, Rudi gib acht!“ – ein simpler alter Schlager, der mich melancholisch zum Nachdenken brachte. Rudi Anschober, unser Gesundheitsminister, erklärte seinen Rücktritt. Weil ihn seine Arbeit krank machte. Seinen 15-monatigen Kampf gegen den Virus, der uns alle verfolgt, hat er verloren. Nicht direkt gegen Corona. Aber gegen das System, für das er tätig war. Sein Kreislauf machte nicht mehr mit. Hoher Blutdruck, steigende Zuckerwerte, Erschöpfung. Da zog Rudi ganz persönlich die Reißleine. Und legte sein Amt nieder. Das grüne Urgestein kämpfte mit den Tränen. Er hat jahrelang alles gegeben. Erst als Landesrat, jetzt als Minister. Immer nur das Beste gewollt. Und dabei schon vor Jahren ein erstes Burnout erlebt. Jetzt das erneute Aus. Die Seele überlastet. Der Körper mit Alarmsignalen. Nicht nur wegen der harten, an der Grenze der Belastbarkeit schrammenden Arbeit. Nein. Auch wegen der Umstände. Die harte Kritik der Opposition. Die bohrenden Fragen der Journalisten. Anonyme Morddrohungen wahnsinniger Verschwörungstheoretiker. Und letztlich auch die eisige Kälte des eigenen Koalitionspartners, der die steigenden Umfragewerte des beliebten Menschen Anschober zum Anlass nahm, ihm Prügel vor die Füße zu werfen. Statt Miteinander für die Gesundheit ein Gegeneinander, das krank macht. Das schafft auf Dauer kein Mensch. Rudi gab acht. Und hat Schluss gemacht. Mit Anstand. Berührend und nobel. Mit schönen Worten, die übersetzt wohl hießen: Sucht euch einen anderen Trottel! Mach‘s gut, Rudi. Und schau auf deine Gesundheit!

Meinhard Eiter

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