Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Skianzug und Badehose

3. August 2021 | von Meinhard Eiter
Skianzug und Badehose
Liebe Freunde der Volksgesundheit!

Wir Tiroler haben Freude an der Bewegung. Statistisch gesehen treiben wir mehr Sport als Menschen in anderen Regionen. Speziell im Winter. Da sausen wir mit Rodeln, Snowboards und Skiern den Berg hinunter. Was längst nicht nur unseren eigenen Kreislauf in Schwung bringt. Sondern auch unsere Geldtaschen füllt. Denn wir haben über den Bau von Seilbahnen aus unserem Hobby eine gut funktionierende Industrie entwickelt. Der Tourismus blüht. Kaum ein Hügel, auf dem nicht Liftsäulen wie kultige Skulpturen unserer Landschaft prägen. Selbst in Zeiten der Erderwärmung bauen wir weiter. Und ersetzen den immer schneller schmelzenden Schnee durch Eiskristalle aus Kanonen. Tradition verpflichtet, glauben wir. Und blicken auch gleich in die Zukunft. Die Eroberung der Berge durch elektronisch betriebene Fahrräder boomt. Das mag so gut sein. Für die Volksgesundheit und die Volkswirtschaft. Doch wir hätten da noch einen anderen weltweit beliebten Volkssport: Das Schwimmen. Kreislauf schonend, Muskel stärkend und gut fürs Herz. Noch dazu sehr preiswert. Im Vergleich zu einer Wintersportausrüstung oder einem E-Bike sind eine Badehose oder ein Bikini Mini-Investitionen. Jüngst las ich, dass in Sautens im Ötztal die Bevölkerung jetzt darüber abstimmt, ob ihre Badeanlage abgerissen werden soll. Im selben Ort plant man den Bau eines Golfplatzes. Im gesamten Oberland gibt es kein einziges öffentliches Hallenbad samt Saunabetrieb. Das sei zu teuer, sagen Politiker. Dabei wäre Schwimmen sogar lebensrettend. Ertrinken zählt zu den häufig vorkommenden Todesursachen. Selbst die Sprache spielt mit diesem Bild. Wenn etwas stirbt, geht es den Bach hinunter. Oder es heißt: Dieser Betrieb ist Baden gegangen. Ein heißes Thema!

Meinhard Eiter

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