Liebe Freunde des Populismus!
Schon die alten Römer wussten, wie sie das Volk bei Laune halten. Zum Grundprinzip „Teile und Herrsche“ gehörten Brot und Spiele. Was einst die Gladiatorenkämpfe im Kolosseum waren, sind heute die Sportstadien dieser Welt. Olympische Spiele wie zuletzt in Peking oder Fußballweltmeisterschaften wie demnächst in Katar sind Machtdemonstrationen. Spitzenleistungen der Athleten suggerieren auch die Kraft der Veranstalter. Beim Verteilen von Opium fürs Volk spielt Geld keine Rolle. Moral und hehre Ziele wie Menschenrechte oder Umweltschutz werden dabei nicht selten über Bord geworfen. Der Entzug von Sport, wie derzeit für die Wettkämpfer aus Russland, ist letztlich wie eine Waffe. Das Aufeinandertreffen von Nationalteams diente lange als friedlicher Ersatz für Kriege. Fußbälle statt Kanonenkugeln sind ein brauchbares Mittel zum Aggressionsabbau. Und triefender Schweiß besser als jede Form von Blutvergießen. Die Befriedigung des Urtriebs archaischer Bewerbe gibt es im Übrigen nicht nur auf nationaler Ebene. Auch das klassische Lokalderby dient dem selben Zweck. Was ja Helmut Qualtinger mit seinem Spruch „Simmering gegen Kapfenberg – das ist wahre Brutalität“ eindrucksvoll zum Legendenstatus erhob. Bei uns in Tirol bedienten dieses Mir-sein-Mir-Gefühl viele Jahre die Fußballklubs FC Tirol und Wacker Innsbruck. Da selbige im Land der stolzen Adler seit geraumer Zeit eher der Pleitegeier denn das edle Wappentier beflügelt, geht es hierzulande mit Brot und Spielen ziemlich den Bach runter. Zum Einheizen der Stimmung fehlt schlichtweg die Kohle. In Sachen Profifußball ist in Tirol die Klimakatastrophe bereits Realität. Und unsere Nationalelf zeigt Solidarität. Auf einen Ausflug nach Katar wird verzichtet!
Meinhard Eiter
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