Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Tango Korrupti

21. Juni 2022 | von Meinhard Eiter
Tango Korrupti
Liebe Freunde sauberer und ehrlicher Politik!

Seit sich ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer obersten Volksvertreter vor Untersuchungsausschüssen einer Prüfung ihrer Vertrauenswürdigkeit unterziehen muss, steht unser Staat in Alarmbereitschaft. Das betrifft auch mich. Unlängst lud mich meine direkte Vorgesetzte zum, von unserer Personalabteilung vorgeschriebenen Mitarbeitergespräch. Der um gut 30 Jahre jüngeren sympathischen Akademikerin war das sichtlich peinlich. Einer wie ich, der mit mehr als 63 Jahren ohnehin bereits in Alterszeit befindlich noch einmal zum seelischen Striptease in Sachen Motivation und Moral am Arbeitsplatz gebeten werden muss, ist natürlich kein großes Rendezvous-Vergnügen. Neben den üblichen Fragen, wie es mir denn so gehe, was ich in den letzten Monaten bis zu meiner Pension noch so vorhabe und wie es mit meinem Belastungszustand bestellt sei, servierte mir die liebenswerte Kollegin eine echte Bombe. Sie sei von oben gesetzlich veranlasst, mich einem Antikorruptionstest zu unterziehen. Selbiger sei aber sehr leicht. Sie schicke mir einen Link zu einer Homepage. Darin fände ich einen gut einstündigen Vortrag und letztlich einen Fragenkatalog. Würde ich alle Antworten richtig ankreuzen, hätte ich es geschafft. Nach einer kurzen Mitteilung, dass ich das für einen Menschen, der seit mehr als 40 Jahren beruflich tätig ist, einen ziemlichen Blödsinn finde, startete ich den Test widerwillig unter Mithilfe eines Kollegen. Nach zwei Fehlschlägen schafften mein Freund und ich endlich die verlangten 100 Prozent. Ganz nebenbei erfuhr ich dann, dass derartige Charakterüberprüfungen für Vorgesetzte nicht vorgesehen wären. Irritiert fuhr ich nach Hause und lud mir ein Musik-Video von Rainhard Fendrich herunter. Tango Korrupti!

Meinhard Eiter

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