Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Verlogene Nadelstiche

25. Jänner 2021 | von Meinhard Eiter
Verlogene Nadelstiche
Liebe Freunde handfester Skandale!

Verfolgt man die jüngste Berichterstattung rund um die sich weiter gefährlich ausbreitende Pandemie, weiß man jetzt genau, wer an allem Schuld ist: Unsere Bürgermeister! Ein paar wenige Dorfchefs haben, wie es heißt, ihre Macht missbraucht und sich beim Impfen vorgedrängt. Statt zuerst die Alten und Kranken, das medizinische Personal und die echten Risikogruppen zu schützen, nützte der eine oder andere Kommunalpolitiker die Chance, sich spritzen zu lassen. Die meisten von ihnen haben sich schon entschuldigt. Und eingesehen, dass das ein Fehler war. Damit sollten wir es jetzt belassen. Denn: Es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Ziemlich genau in einem Jahr haben wir wieder Gemeinderatswahlen. Und damit verbunden ein neues Phänomen, das wir so bisher nicht kannten. In gar nicht so wenigen Orten hören die Dorfchefs auf. Und Nachfolger sind weit und breit nicht in Sicht. Das Bürgermeisteramt, einst mit Würde, Respekt und Anerkennung verbunden, ist längst nicht mehr so attraktiv wie es einmal war. Schuld daran sind auch die neuen Medien. Bürger können heutzutage per SMS, WhatsApp, Mail oder Twitter rund um die Uhr über das Handy ihren Frust an ihren Bürgermeistern ablassen. Warum begann die Schneeräumung nicht vor meiner Haustüre? Wer räumt die Hundstrümmerl am Wanderweg weg? Warum kriegt nicht meine Tochter den Job im Gemeindeamt? Und weshalb hat der Sohn des Nachbarn die Sozialwohnung bekommen? Fragen wie diese können nerven. Daher gehören unsere immer freundlichen, für jedermann sieben Tage pro Woche erreichbaren Dorfoberhäupter dringend geschützt. Damit Dorfchefs nicht zur aussterbenden Rasse werden. Denn für die so begehrte Handschlagqualität wird Desinfektion allein nicht ausreichen!

Meinhard Eiter

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