Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Verlorene Freunde

21. September 2021 | von Meinhard Eiter
Verlorene Freunde
Liebe Freunde von Männerfreundschaften!

Viele Jahre lang hatte ich einen Kumpel, mit dem ich dreierlei Freuden teilte: Fußball schauen, Hundespaziergänge und Pilze suchen. Dann kam die Pandemie und unsere Treffen wurden seltener. Nach der Lockerung der Covid-19-Bestimmungen war plötzlich nichts mehr so wie früher. Ich bin in der Zwischenzeit geimpft. Mein Freund weigert sich beharrlich gegen diese Schutzmaßnahme. Wir haben darüber diskutiert und unsere Meinungen ausgetauscht. Ich akzeptiere seine Entscheidung. So weit, so gut. Mittlerweile hat sich aber unser Austausch auf ein Minimum reduziert. Weil sich die einst durchaus amüsanten Gespräche über Gott und die Welt von einem erheiternden Miteinander in ein belastendes Gegeneinander entwickelt haben. Mein Freund ist ein fanatischer Impfgegner. Im Umgang mit mir äußert sich das in endlosen Vorträgen über irgendwelche verschwörerischen Erkenntnisse von fernöstlichen Medizinern, südamerikanischen Schamanen und anderen Propheten des bevorstehenden Weltuntergangs. Garniert wird dieses Bombardement mit kaum noch zu zählenden Handy-Nachrichten zum selben Thema. Ich hab da nichts mehr zu plauschen. Selbst meine höfliche Mitteilung, dass mich diese ausführliche Beschreibung einer Meinung, die ich nicht teile, nicht interessiert, wurde nicht erhört. Also bin ich auf Abstand gegangen. Aus reinem Selbstschutz für meine Psyche. Mittlerweile potenziert sich das Problem. Jüngst erklärte mir ein langjähriger Pendlerkollege bei unserer Zugfahrt nach Innsbruck, was die Mediziner, Virologen, Politiker und Journalisten hierzulande für ausgesuchte Trottel seien. Ich bat mein Gegenüber, mit dem ich es jahrelang lustig hatte, mich ganz einfach nur in Ruhe zu lassen. Weil ich nur ungern ein Trottel bin!

Meinhard Eiter

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