Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Virologisches Quartett

7. Dezember 2020 | von Meinhard Eiter
Virologisches Quartett
Liebe Freunde filmreifer Politinszenierungen!

Um Wichtiges an die Frau und den Mann zu bringen, bedarf es mehr als bloßer Worte. In unserer Wahrnehmung des Seuchenjahres 2020 werden starke Bilder im Hinterkopf hängen bleiben. Vier Männer in dunklen Anzügen, vermummt mit hellblauen Masken, betreten die Bühne. Die verhüllten Mienen lassen erahnen, dass es sich da heute um die Verkündigung staatstragender Botschaften handelt. Es ist wie in einem Wild-West-Film. Zeitlich meist rund um High-Noon. Also kurz vor Mittag. Zu einer Zeit, in der wir hungrig sind. Leere Mägen sind neugierig. Und so schreiten die Fantastischen Vier, auch bekannt als Virologisches Quartett, bedeutungsschwanger zum Podium hinter Plexiglasscheiben, um das Volk zu informieren. Als erster spricht Basti. Unser Kanzler erinnert in diesem Moment an Zorro, den maskierten Kinohelden, der für das Gute kämpft. Zorro spricht schön. Konzentriert sich auf das Wesentliche. Wie: Dass es bald wieder eine Pressekonferenz geben wird, wo weitere existenzielle Infos verbreitet werden. Danach noch eine knappe emotionale Ansage. Wie: Leider muss der Nikolaus heuer draußen bleiben. Weil wir ja das Weihnachtsfest retten wollen! Dann folgt der rudimentäre Auftritt unseres Gesundheitsministers. Rudi darf Taferln mit Statistiken herzeigen, besorgt dreinschauen und die Bürger mahnen, Abstand zu halten. Als Dritter übersetzt der grüne Werner rustikal-steirisch den Proleten, was der Basti der Noblesse des neoliberalen Durchschnittsösterreichers vorher schon aufgedeutscht hat. Am Schluss nuschelt noch der Nehammer Charly, der uns sicherheitshalber erklärt, was die Polizei zu tun hätte, aber eh nicht tut, weil wir ja dem Volk vertrauen, das hoffentlich bald ausreichend geimpft sein wird. 

Meinhard Eiter

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