Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Von Links bis Rechts

15. Dezember 2020 | von Meinhard Eiter
Von Links bis Rechts
Liebe Freunde subtiler Politstudien!

In Deutschland hat sich eine Protestbewegung gegen das Coronavirus sprichwörtlich in Marsch gesetzt. Tausende Querdenker, wie sich die Sympathisanten nennen, gehen auf die Straße, um ohne Masken gegen Regierungsmaßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu wettern. Die Seuchenverweigerer werden täglich mehr. Und spalten die Nation. In einer Zeit, in der das Miteinander oberstes Gebot wäre, hetzen und schüren Wutbürger das Gegeneinander. Mitunter sogar gewaltbereit. Jedenfalls kompromisslos. Aber ohne jegliche Vision, wie man konkret gegen die drohende Übersterblichkeit und überfüllte Intensivstationen in Spitälern ankämpfen könnte. Bislang schrieb man derartige Aktionen irgendwelchen Dummköpfen und Sozialverlierern aus untersten Gesellschaftsschichten zu. Eine Studie von Forschern aus Basel bringt jetzt leider ein weit besorgniserregenderes Ergebnis zu Tage. Mehr als 30 Prozent der Querdenker haben Matura, auch der Anteil der Akademiker ist sehr hoch. Und die im Schnitt knapp 50-Jährigen wählen tendenziell die AfD, die Grünen und die Linke. Da marschieren Menschen im Gleichschritt mit Fahnen von Nazis, Che Guevara oder Mahatma Gandhi, um gegen die Koalition der einstigen Großparteien zu revoltieren. Diesen Widerspruch formuliert die Studie so: Es ist eine Bewegung, die von Links kommt und stark nach Rechts geht! Heißt im Klartext: Ideologische Erzfeinde vereinen sich. Aus Frust, der dem Hass gefährlich nahe liegt. Die politische Mitte ist erschüttert. Unsere Erbengesellschaft entpuppt sich mehr und mehr als egoistischer Haufen Unzufriedener, die offenbar den Wohlstand nicht ertragen. Hauptsache dagegen. Politisch populistisch, medial spaltend. Koste es, was es wolle – bis hin zum Tod. Das ist nicht lustig!

Meinhard Eiter

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