Fernsehserie „Vormittag in Österreich“ gerät aus den Fugen: Gabriel Castaneda mit Solo-Programm in Mieming
Gabriel Castaneda steht für Kabarett, Drehbuch und Moderation. Der Austromexikaner begeistert mit seinem absolut witzigen und streckenweise bissigen Soloprogramm im Mieminger Gemeindesaal. Die Geschichte ist die: Der ORF dreht eine Folge „Vormittag in Österreich“ in der 2000-Seelen-Gemeinde Hinterschlapfing, die „Dorfgrößen“ wollen sich dabei um alles in der Welt von ihrer Schokoladenseite präsentieren. Ob das gut gehen kann, wenn Castaneda in die Rolle der Einwohner von Hinterschlapfing im Hinterschlapfental an der hinteren Schlapf schlüpft, ist recht fraglich.
Von Peter Bundschuh
Organisatorin des Kabarettabends Maria Thurnwalder lässt die RUNDSCHAU wissen: „Der Frontman der ,Tyrol Inn Stones’ beweist, dass man auch so ganz alleine auf der Bühne stehend ein zweistündiges Feuerwerk an Witz und pfeffrigem Kabarett-Sarkasmus vom Stapel lassen kann.“ Und weiter: „Ein witziger Abend für all jene, die am Land leben und für alle anderen sowieso. Ähnlichkeiten mit existierenden Gemeinden sind absolut zufällig, aber durchaus gewollt.“
Vom Bürgermeister bis zur Werklehrerin
Gelernt hat Castaneda sein „Handwerk“ von Uli Brée. Gegenüber der RUNDSCHAU meint der „Prinz der Provinz“ in Zusammenfassung: Schauspieler habe er als Kind schon werden wollen, da gab es für ihn keinen Zweifel, seine Umwelt musste er aber erst einmal überzeugen. Dann wäre im bewusst geworden, dass er als Schauspieler doch in einer gewissen Einschränkung durch die vorgegebenen Rolle zu agieren hätte. Als Drehbuchautor und Kabarettist meint er, sich auf einer breiteren und selbständigeren Ebene ausdrücken zu können. Gabriel Castaneda’s One-Man-Show ist reich an Darstellern, klingt paradox, ist es aber nicht, da der Kabarettist in unterschiedlichen Rollen, in unterschiedlichen Dialekten und Sprachfärbungen auftritt. An Kostüm reicht der Wechsel des jeweilig typischen Kappls oder Perücke aus. In Sachen Theaterfundus und Maske reist er mit leichtem Gepäck. Mehr braucht es nicht, wenn Castaneda die Schützenkompanie zur Einweihung des neuen Kaugummiautomaten als geniale Nahversorgerlösung für das Dorf aufmarschieren lässt. Auch wenn der um Freundlichkeit und nochmals Freundlichkeit mit dem Gast bemühte Hotelier beim Interview aber sowas von total aus der Rolle fällt und erst dann checkt, dass er gerade live über die Screens flimmert, ist das schon heikel, sehr heikel sogar. Dass die örtliche Bushaltestelle sich auf Grund der so super ausgebauten und im Minuten-, wenn nicht sogar Zweitagestakt, verkehrenden Öffis selbständig zum Biotop wandelt, wundert hingegen kaum. Auch nicht selbige unter Naturschutz zu stellen und das nicht nur weil im Bushäusl ein halbzahmer Ozelot heimisch wurde. Peinlich eher, dass der Dorfpolizist einen Ministranten wegen mehrfachen Kükenmordes in zehntägiger Beugehaft hält und sich dann DNA mäßig herausstellt: Der Killer war zweifelsohne ein Fuchs, wer hätte das gedacht? Und weiter ging’s mit, und dann noch, und dann… Die RUNDSCHAU hat schon genug aus dem „Nähkästchen“ geplaudert, am besten selbst eine Vorstellung des „Prinz der Provinz“ besuchen, aber Vorsicht, leichte Bauchwehgefahr, denn man könnte sich in seinen Rollen schon selbst so ein bisschen wiederfinden.
Das Dorf Hinterschlapfing ist in heller Aufregung, Küken wurden ermordet. Da hilft nur zehntätige Beugehaft des verdächtigen Ministranten, wie der Dorfpolizist erklärt. Peinlich nur, dass sich mittels DNA der Fuchs als Mörder herausstellt. RS-Foto: Bundschuh
Tolle Stimmung im Mieminger Gemeindesaal: Bis auf den letzten Platz besetzt bei Gabriel Castanedas „Prinz der Provinz“ – am besten selbst besuchen! RS-Foto: Bundschuh