Eine ganz besondere Ausstellung wurde im Turmmuseum Oetz eröffnet und ist noch bis zum Ostersamstag zu sehen: Ausgehend von den Fotografien Josef Öfners haben Schüler der PTS Ötztal selbst fotografisch festgehalten, was von ihnen in 40 Jahren bleiben soll. Die Präsentation der Fotografien wurde begleitet von Texten, die die Jugendlichen im Rahmen einer Schreibwerkstatt mit Annemarie Regensburger verfassten.
Von Friederike Hirsch
Schüler aus allen Talgemeinden des Ötztals widmeten sich vier Monate lang der Fototechnik und der Fotografie an sich. Grundlage bildete die Ausstellung „Menschen“, die im Dezember im Turmmuseum Oetz eröffnet wurde. Gemeinsam mit dem Fotografen Pepi Öfner, der Kunstvermittlerin Nadja Parisi und der Lehrerin Ursula Scheiber erarbeiteten die Schüler der Polytechnischen Schule Ötztal einen Rück- und Ausblick auf die Fotografie. Sie gingen auch den Fragen zur Authentizität, der Privatsphäre und der Manipulation von Bildern nach. „Was bleibt von uns in 40 Jahren?“, fragten sich die Jugendlichen, nachdem sie sich eingehend mit den circa 40 Jahre alten Fotografien von Pepi Öfner beschäftigt hatten. Die fotografischen Antworten der Schüler können sich sehen lassen.
Drei Themenbereiche, die der Ausstellung „Menschen“ von Pepi Öfner zu Grunde liegen, bilden die Grundlage der Schülerfotos. „Die Prämisse ist, dass man sich die Fotos auch noch in 40 Jahren ansehen kann. Die Schülerinnen und Schüler fotografieren sozusagen wie in einer Zeitmaschine“, erklärt Nadja Parisi. Pepi Öfner und Nadja Parisi wollten mit diesem Projekt den Blick der Jugendlichen schärfen und sie auf eine Reise schicken. „Wir wollen einen Moment einfrieren. Es ist etwas Bleibendes, das über den Tod hinaus Bestand hat“, erklären die Schüler. Mit diesem Wissen im Hintergrund waren sie aufgerufen zu fotografieren.
Sie mussten sich Menschen suchen, die von ihnen fotografiert werden wollten. Fremde Menschen, keine Familienmitglieder. Im Hinterkopf das Wissen, dass Fotos Macht besitzen, dass es wichtig ist, welchen Bildausschnitt der Fotograf wählt und dass es ebenso wichtig ist, den Menschen vor der Kamera nicht nur als Objekt zu betrachten. Dabei mussten sie sich mit den porträtierten Menschen auseinandersetzen, mit ihnen reden und die Zustimmung für die Fotos erhalten. Nicht alle Jugendlichen fotografierten Menschen, sondern legten den Fokus der Kamera auf die sie umgebende Natur.
Zur Ausstellung hat Annemarie Regensburger mit den Jugendlichen Texte zu ihren Fotos erarbeitet. Die Kids mussten sich dadurch noch einmal und noch intensiver mit ihren Bildern auseinandersetzten. Es entstanden Texte in Mundart, die beschreiben, was sich die Jugendlichen dachten, was sie in den Fotos sehen, was sich der Fotografierte wohl dachte oder alles zusammen. Annemarie Regensburger, schreibt seit 1980 Lyrik und Kurzprosa im Dialekt und in Schriftsprache. „Wir haben im Ötztaler Dialekt geschrieben, einem Dialekt, der so wunderbar ist, dass man nichts falsch machen kann.“
Die Fotografien der Schüler reihen sich fast nahtlos in die bestehende Ausstellung von Pepi Öfner ein. Es ist eine Ausstellung in der Ausstellung. Die 16 Fotos der Schüler, zum größten Teil mit dem Handy aufgenommen, beeindrucken vor allem durch die Motive. Es sind Hände von Großvater und Großmutter, von arbeitenden Brüdern. Von lachenden Freunden und vom Ötztal. Von Schnee und Hütten, von Sonne und Bergen. Es sind Motive, die die Jugendlichen in Erinnerung behalten wollen, von einem Leben heute, dass es so vielleicht in 40 Jahren nicht mehr gibt. Auffallend dabei die Fotos zum Thema „Feste und Feiern“. Dabei wurde größtenteils die Ötztaler Natur in den Vordergrund gerückt. „Für uns waren die Monate aufregend und spannend. Wir wollten die Bilder zeigen, die wir in Erinnerung behalten wollen,“ erklären die Schüler. Die Fotos, gegenübergestellt den Fotos von Pepi Öfner, schärfen aber auch den Blick auf den Wandel. Wie lautet der Titel eines Fotos so prägnant: „Dos wert’s spater numa geben.“