Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Eine Hommage auf Ordensfrau Edith Stein

Gedenken an Edith Stein – Namensgeberin der Hochschule Stams

Zum 80. Todestag der heiliggesprochenen Edith Stein rief das Stift Stams eine viermonatige Ausstellung von zeitgenössischer Kunst ins Leben. Leben und Werk der Patronin der Hochschule von Stams werden chronologisch vorgestellt und durch zeitgenössische Kunst reflektiert. Idee und Auftrag stammen nach der erfolgreich rezipierten Petrus Canisius-Austellung im vergangen Jahr vom Innsbrucker Diözesbischof Hermann Glettler.
23. August 2022 | von Harald Gstrein
Eine Hommage auf Ordensfrau Edith Stein<br />
Künstler Franz Wassermann, Bischof Hermann Glettler, Kurator Hubert Salden, Rektorin Petra Steinmair-Prösel, Abt German Erd sowie Günther Bader (v.l.) eröffneten Mitte August die Ausstellung zum Gedenken der Namensgeberin der Hochschule Stams. RS-Foto: Burger
Von Mel Burger

Ordensfrau und Heilige Edith Stein wurde 1891 in Breslau geboren und wuchs als Jüngste von elf Kindern in einer jüdischen Familie auf. Sie studierte, in einer Zeit, als Frauen noch selten in den Lehrsälen zu sehen waren, Psychologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte. Als sie mit summa cum laude an der Universität promovierte, verwehrte man ihr die Habilitation und so kämpfte sie weiter für die Rechte ihrer Geschlechtsgenossinnen als Assistentin berühmter Philosophen. Als sie als Jüdin zum katholischen Glauben konvertierte, war sie bereits die erste weibliche Dozentin für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Als ihr unter den Nationalsozialisten verboten wurde, ihre Tätigkeit fortzusetzen, trat sie in das Kloster der Karmelitinnen ein, widmete sich ihren wissenschaftlichen Arbeiten und versuchte Papst Pius zu bewegen, gegen den Antisemitismus und Pogrome der Nazis Stellung zu beziehen.

GRÄULTAT. Auf ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten wurde sie gefasst und kam nach Auschwitz, wo sie am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet wurde. Zum 80. Todestag widmet das Museum Stift Stams eine Ausstellung sowie eine chronologische Zeitreise zum Leben Edith Stein, deren Lehren der Spiritualität ein Impulsgeben in den unruhigen Zeiten des zweiten Weltkrieges für viele Frauen war. Seit Mitte August freuen sich Petra Steinmair-Prösel, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, sowie Abt German Erd über die Ausstellung und erklärten stolz, dass sich für den informativen Rundgang zu dem Leben von Stein nebst dem Hauptverantwortlichen Günther Baden, auch Studierende und Lehrer der Hochschule einbringen konnten. Steinmair-Prösel empfindet die damalige Wahl von Edith Stein zur Namensgeberin als absolut passend und bezeichnet selbige als große, außergewöhnliche Frau, die in ihrem Leben intensiv ihren eigenen Glaubensweg beschritten hat und sich für das Recht der Frau eingesetzt hat.

GERECHTIGKEIT. Sie war Vorbild für viele in Zeiten, in denen Frauen keine Rechte hatten und versuchte, sich über die gesellschaftliche Spaltung hinweg zu setzten. Für die Ausstellung im Museum hat Kurator Hubert Salden in akribischer Arbeit in ganz Europa – von Antwerpen über Berlin und Barcelona bis nach Wien – zusammengetragen und erbeten. Werke bekannter Künstler, wie Louise Bourgeois, Gustav Metzger, Luc Tuymans, aber auch die Tiroler Franz Wassermann und Thomas Riess, befinden sich im oberen Stock des Museums und lassen die Thematisierung sozialer Aspekte der Gesellschaft von heute und der Zeit von Edith Stein auf verschiedenste Weise auf die Besucher wirken. Kunst, die immer im Auge des Betrachters liegt, wirkt in dieser Ausstellung teils ermahnend, teils bedrohlich, aber auch verbindend. „Qualitätsvolle Kunst lockt aus der Reserve, provoziert und ruft in eine Verantwortung. Wer sich in unserer Zeit auf bewusstes Wahrnehmen einlässt, auf ein ernsthaftes Schauen und Betrachten, kommt auf die Spur des Glaubens“, ist Bischof Hermann Glettler überzeugt.

GEGENWART. Für Glettler ist Stein eine Leitfigur der Versöhnung, weil sich in ihrer Biografie alle Herausforderungen und Bruchlinien des 20. Jahrhunderts spiegeln. Abt German Erd und Bischof Hermann Glettler sind gleichermaßen überzeugt: „Als Kirche dürfen wir uns nicht aus der Gegenwart verabschieden und nur noch rückwärtsgewandt das kommende Erbe betrachten. Die zeitgenössische Kunst ist Inspiration und Auftrag, mit dem kritischen Blick der Gegenwart eine authentische Vermittlung des christlichen Glaubens zu versuchen. Kunst und Glaube stehen für eine uralte, nicht immer konfliktfreie, aber definitiv inspirierende Geschwisterlichkeit.“ Besonders junge Menschen sind zu Führungen und Gesprächen nach Stift Stams in die Ausstellung sowie dem chronologischen Rundgang zu Edith Steins Leben und Werk im Kreuzgang des Stiftes bis Mitte Dezember eingeladen.    

 
Eine Hommage auf Ordensfrau Edith Stein<br />
Der Tiroler Künstler und Bildhauer Franz Wassermann ist Teil der Ausstellung und gibt verlorenen Seelen mit seinem Werk „Namen im Widerstand“ eine Identität. RS-Foto: Burger
Eine Hommage auf Ordensfrau Edith Stein<br />
Günther Bader, Hauptverantwortlicher für die Aufzeichnungen im Kreuzgang, und Rektorin Petra Steinmair-Prösel erklären die Werke in Verbindung mit dem Leben von Edith Stein. RS-Foto: Burger

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