Von Agnes Dorn
Österreich ist bei der körperlichen Gewalt an Frauen in der EU im traurigen Spitzenfeld: Laut der europäischen Grundrechteagentur mussten sechs Prozent der Frauen unseres Landes (bei Frauen zwischen 16 und 29 Jahren sind es sogar 20 Prozent) körperliche Gewalt über sich ergehen lassen. Die Hälfte dieser Übergriffe ereignete sich laut der Studie in den eigenen vier Wänden. Obwohl die Betroffenen nach solchen Taten vielfach unter Angstzuständen und Depressionen leiden, wird nur ein Bruchteil zur Anzeige gebracht. Mehr als zwei Drittel der unter häuslicher Gewalt leidenden Frauen wenden sich nicht an die Polizei, wodurch das Ausmaß an Gewaltdelikten von Amtsseite her deutlich unterschätzt werde, warnt die Agentur.
FEMIZIDE. Traurigen Höhepunkt in der Statistik erlangte unser Land im heurigen Jahr außerdem mit der Anzahl an Frauen, die durch ihren (Ex-)Lebensgefährten das Leben verloren: Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden in Österreich elf Frauen von ihren (Ex-)Partnern ermordet. Fraglich bleibt dabei, ob der große Aufschrei, der derzeit durch unsere Gesellschaft geht, nicht in wenigen Wochen wieder abgeflacht ist. Seit vielen Jahren setzt sich hingegen Renate Moser-Abler mit ihrer Theatergruppe „Ein-Aus“ gegen Gewalt an Frauen ein. Vergangene Woche organisierte sie zu diesem Zweck einen Flashmob, bei dem jeweils in Telfs vor dem Inntalcenter, in Imst am Stadtplatz sowie in Landeck vor dem Alten Kino und vor dem M-Preis zum Ende der Gewalt aufgerufen wurde. „Es müssen auch die Frauen auf die Straße gehen, die noch nicht geschlagen worden sind, und aufzeigen, dass das so nicht geht. Es braucht dringend Solidarität und Schwesterlichkeit. Es gilt kein Wegschauen gegen Gewalt“, fordert die Aktivistin mehr Zivilcourage von jedem Einzelnen.
Allein heuer starben bisher elf Frauen durch die Hand ihres (Ex-)Partners. RS-Foto: Dorn