Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Gestern“ – Künstlergespräch in der Hörmann Galerie

Start des Rahmenprogramms der Ausstellung „Gestern – Heute – Morgen“

Die Kuratorin der Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann Regina Tschurtschenthaler entwickelte rund um die Ausstellung ein dreiteiliges Rahmenprogramm, das in drei Terminen auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Kunstwelt eingeht. Zum Thema „Gestern“ standen Andreas Weissenbach, Dora Czell und Erwin Reheis Rede und Antwort.
25. April 2023 | von Friederike Bundschuh
„Gestern“ – Künstlergespräch in der Hörmann Galerie<br />
Im Rahmen der Ausstellung „Gestern Heute Morgen“ fand in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann ein Künstlergespräch statt. Mit dabei waren auch Erwin Reheis und Andreas Weissenbach (v.l.) RS-Fotos: Bundschuh
von Friederike Bundschuh

Donnerstag, 18 Uhr, Hörmann Galerie: ‚Wie geht’s?‘, ‚Schön, Euch wiederzusehen‘, ‚Mei I frei mi sehr auf den Abend‘ und Ähnliches hallt durch die Räume. Es herrscht fröhliche Wiedersehensfreude rund um die drei Größen der Imster Kunstszene, bis Moderator Manfred Thurner zur „Ordnung“ ruft und Erwin Reheis, Andreas Weissenbach und Dora Czell aufs Podium bittet. Die ersten Ausstellerinnen und Aussteller der ursprünglichen Hörmann Galerie, damals noch im „Schlachtl“, sollen von ihrem Werdegang, ihrer Aufnahme in der Imster Kunstszene und der weiteren Entwicklung erzählen.

DER WEG ZUR KUNST. Dora Czell, Jahrgang 1947, maturierte in Landeck, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und schloss 1974 mit dem Diplom für Malerei bei Anton Lehmden, einem der Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, ab. Es folgte die langjährige Tätigkeit als Kunsterzieherin in Innsbruck und Imst. „Seit meinem elften Lebensjahr fuhren wir an die Adria auf Urlaub ans Meer. Dort war es einfach fad, ich hab mich so gelangweilt, dass meine Mutter mir Farben und Block gekauft hat. Das waren meine Anfänge, ich hab gemalt, was mir gefallen hat.“ Erwin Reheis, Jahrgang 1941, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Diplom 1968, anschließend Jahrzehnte lange Tätigkeit als Kunsterzieher an der HTL Innsbruck und Imst sowie an der Schnitzschule Elbigenalp. „Also es begann so: An meiner Hauptschule in Steyr fragte mich der Berufsberater ‚Was möchtest Du werden?‘. Ich antwortete ‚Am liebsten würde ich nur malen.‘ Er meinte: ‚Dann wirst Du Lehrer, und zwar Zeichenlehrer‘. So hab ich die Lehrerbildungsanstalt absolviert. Nach der Matura ging ich an die Akademie. Mein lieber Freund Andreas Weissenbach hat mir die Mappe für die Aufnahmeprüfung zusammengestellt, ich bin auch durchgekommen. Seitdem verbindet uns eine enge Freundschaft.“ Andreas Weissenbach, Jahrgang 1925, begann eine Malerlehre. Später, nach der Kriegsgefangenschaft in Jugoslawien, während der er seine Plakatmalerei begann, Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste und Lehrtätigkeit an der HTL Innsbruck. „Mit sechs Jahren bekam ich meinen ersten Farbkasten und hab begonnen zu malen. Mein Zeichenlehrer an der Hauptschule in Imst hat mir die „Freiheit“ gegeben, im Unterricht in der Klasse herumzugehen und anderen beim Zeichnen zu helfen. Dann hab ich die Lehre begonnen und konnte aber nach Innsbruck fahren und die Zeichenschule bei Toni Kirchmayr besuchen. 1943 kam der Einberufungsbefehl, erst 1948 kam ich zurück. In der Kriegsgefangenschaft in Belgrad kamen sie drauf ‚Der isch ja gut zu gebrauchen für die Propaganda‘. Ich konnte Tito auswendig malen, so hab ich Arbeitsaufträge bekommen. Nach meiner Rückkehr hab ich in Innsbruck die Zeichenschule abgeschlossen. Um etwas zu verdienen, hab ich mit dem Kollegen August Stimpfl Küchen ausgemalt.“

WEITERE ENTWICKLUNG. Dora Czell: „Meine erste Ausstellung war in der Sparkasse in Imst, der August Stimpfl hat mir geholfen zu rahmen. Ich wurde sehr gefördert, auch von Pro Vita Alpina. Es folgten Ausstellungen, mein Thema ist vor allem die Liebe zwischen Mann und Frau, Mutter Erde und jetzt auch die Ohnmacht.“ Czells Frauendarstellungen zogen oftmals Irritationen und Diskussionen nach sich, was sie aber nicht daran hinderte, weiter zu malen. Andreas Weissenbach: Manfred Thurner hinterfragt den Auftrag in der Michaelskapelle, gedacht als Kriegerdenkmal: „Dieser Auftrag wurde vom Ziegelfabrikant Canal sehr gefördert. Ich hatte die Bauleitung. August Stimpfl, Elmar Kopp und Herbert Wachter, wir vier haben das gestaltet. Mir war wichtig, keine Soldaten oder Schützen abzubilden, das hat schon Diskussionen verursacht.“ Es folgten öffentliche Aufträge für Fassadengestaltungen, ab 1967 der Unterricht in der Fachabteilung Kunsthandwerk an der HTL Innsbruck. Erwin Reheis: „Ich hatte positive Erfahrungen, die Menschen haben sich sehr interessiert für Kunst. Mit meinen Werken hab ich wenig öffentliche Aufregung verursacht. In den Ferien bin ich häufig auf Malreisen gegangen unter anderem mit Reiner Schiestl, Herbert Danler oder Reinhold Traxl, vor allem dann mit Franz Mungenast. So gings halt weiter bis zum heutigen Tag.“ Alle Drei – so unterschiedlich ihr Zugang zur Kunst und weiterer Werdegang auch war - fanden ihren Weg, wurden in Imst aufgenommen. Manfred Thurner fragt nach ihrem Bezug zur Fasnacht, der sich ganz unterschiedlich präsentiert, die Galerie Monika Lami spielt für alle eine große Rolle. Erwin Reheis, Andreas Weissenbach und Dora Czell haben nicht zuletzt jede Menge Anekdoten im Gepäck, die den Rahmen der RUNDSCHAU sprengen würden. Ein aufschlussreiches künstlerisches Beisammensein abseits „klassischer“ Gesprächsrunden!


 
„Gestern“ – Künstlergespräch in der Hörmann Galerie<br />
Dora Czell, gefragt in jeder Lebenslage. RS-Fotos: Bundschuh
„Gestern“ – Künstlergespräch in der Hörmann Galerie<br />
Ein fröhliches Beisammensein beim Künstlergespräch in der Hörmann Galerie. RS-Fotos: Bundschuh

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